Advocacy-Programm | United Europe https://www.united-europe.eu/de/ competitive and diverse Mon, 22 Apr 2024 08:34:27 +0000 de-DE hourly 1 https://www.united-europe.eu/wp-content/uploads/2022/02/UE_Bildmarke_RGB-80x80.png Advocacy-Programm | United Europe https://www.united-europe.eu/de/ 32 32 What’s happening with AI? Bewerbungsaufruf für ein Advocacy Seminar von United Europe https://www.united-europe.eu/de/2024/04/whats-happening-with-ai-bewerbungsaufruf-fuer-ein-advocacy-seminar-von-united-europe/ Tue, 09 Apr 2024 08:24:50 +0000 https://www.united-europe.eu/?p=24074 United Europe sucht junge Europäer, die an dem Advocacy Seminar “What’s happening with AI?” am 13. Mai 2024 von 9.00 – 17.30 Uhr bei Microsoft Berlin teilnehmen möchten. Gemeinsam sollen…

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United Europe sucht junge Europäer, die an dem Advocacy Seminar “What’s happening with AI?” am 13. Mai 2024 von 9.00 – 17.30 Uhr bei Microsoft Berlin teilnehmen möchten. Gemeinsam sollen die Auswirkungen von KI auf verschiedene Aspekte von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft diskutiert werden.

Unsere Veranstaltung beginnt mit einem Vortrag von Markus Oermann, Professor für Digitale Ethik und Medienrecht an der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS). Herr Oermann wird KI-gestützte Desinformation als Bedrohung für die Sicherheit und Integrität von Wahlen beleuchten.

Harmen Zell, Public Policy Manager bei Meta, wird einen Industrie-Workshop mit dem Titel „Chancen für die europäische Wirtschaft durch den Einsatz von KI“ leiten, um das Verständnis für die Möglichkeiten von KI zu vertiefen. Eine zweite Perspektive,  „Chancen der nachhaltigen KI”, wird in dem Workshop von René Delbé, Climate Pact Lead bei Microsoft, vorgestellt.

Im Anschluss leitet Professor Key Pousttchi,  Gründer des wi-mobile Institute for Digital Transformation, den politische Workshop „Digitale Souveränität: Eine robuste Strategie für Europa”.

Die Veranstaltung endet mit der Podiumsdiskussion  „KI zwischen Regulierung und geopolitischen Spannungen – Wie sich das EU-KI-Gesetz auf das Wirtschaftswachstum auswirkt” von 16.00 – 17.30 Uhr. Unsere Diskussionsteilnehmer sind Wolfgang Dierker, General Manager bei Microsoft, Semjon Rens, Public Policy Director bei Meta und Marco-Alexander Breit, stellvertretender Abteilungsleiter für Künstliche Intelligenz im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. Zu dieser Diskussionsrunde sind alle unsere Mitglieder von United Europe herzlich eingeladen.

Die Veranstaltunge findet in englischer Sprache statt. Für eine Bewerbung senden Sie bitte Ihren Lebenslauf an events@united-europe.eu.
Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung!

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Die Kraft des Austauschs zwischen den Generationen: Warum wir die Diversität unserer älteren Generation in Europa besser nutzen müssen, solange wir sie noch haben https://www.united-europe.eu/de/2023/09/die-kraft-des-austauschs-zwischen-den-generationen-warum-wir-die-diversitaet-unserer-aelteren-generation-in-europa-besser-nutzen-muessen-solange-wir-sie-noch-haben-ein-artikel-von-fabian-lukas-gosl/ Wed, 13 Sep 2023 10:04:19 +0000 https://www.united-europe.eu/?p=23368 Ich wurde im Juli 1994 geboren und bin am Ende des 20. und zu Beginn des 21. Jahrhunderts im Herzen der Europäischen Union aufgewachsen. In einer friedlichen Zeit des Wohlstands…

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Ich wurde im Juli 1994 geboren und bin am Ende des 20. und zu Beginn des 21. Jahrhunderts im Herzen der Europäischen Union aufgewachsen. In einer friedlichen Zeit des Wohlstands und der Möglichkeiten, von denen ich als Kind, als Jugendlicher und als Student bis heute profitiert habe. Ich kenne aus eigener Erfahrung kein anderes Leben als dieses, das mit den Vorteilen unserer Staatengemeinschaft einhergeht.

Geprägt hat mich bei diesem Aufwachsen allerdings jemand, der viele Jahre vor mir im Mai 1926 in Osteuropa geboren wurde: mein Großvater Josef. Er wuchs in einem ganz anderen Europa auf, wurde mit 17 Jahren zwangsrekrutiert, erhielt einen Schnellkurs im Umgang mit dem Maschinengewehr und wurde als Soldat im Zweiten Weltkrieg an die Front geschickt. Knapp zehn Jahre später, kurz nach seinem 26. Geburtstag, endete diese dunkle Episode seines Lebens, in der ihm der Krieg Familienangehörige, Freunde und seine Jugend raubte.

Wie er haben Millionen seiner Generation gelitten. Die Zeit, die ich mit meinem Großvater verbringen durfte, und der Austausch, den wir als Europäer verschiedener Generationen miteinander hatten, haben in mir ein wichtiges und starkes Bewusstsein dafür geschaffen, wie blutig und steinig der Weg zu einem vereinten Europa war. Seine Stimme war die Stimme aus einer anderen Zeit, die mich an die Vergangenheit erinnerte und mir gleichzeitig zeigte, dass soziale Innovation und Fortschritt in der Europäischen Union münden können. Seine Stimme hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, sich für Frieden und Zusammenhalt einzusetzen.

Im April 2022 ist mein Großvater gestorben, seine Stimme ist verstummt. Ich kann immer noch darüber sprechen und sie weitergeben, aber durch mich klingt sie leiser, weil ich die Vergangenheit des kriegsgeteilten Europas nicht erlebt habe. Und gerade jetzt, angesichts des Krieges am Rande Europas und des zunehmenden Populismus auf unserem Kontinent, wäre es wichtig, diese Stimme zu hören, die Stimme der Zeitzeugen.

Aber diese Stimmen werden immer weniger und haben oft keine Bühne in der Öffentlichkeit. Keinen Rahmen, der sie an der richtigen Stelle und zu den richtigen Themen zu Wort kommen lässt und sie in einen Dialog mit den jüngeren Generationen bringt.

Gerade für die Generation der Erstwählerinnen und Erstwähler bei den kommenden Europawahlen wäre die Möglichkeit eines solchen Dialogs eine große Chance, der Europäischen Union auf die Spur zu kommen, ihren Wert kennenzulernen und ihren Ursprung als Friedensprojekt emotional zu erfassen, um dann folgerichtig für die Einheit und gegen die Spaltung aufzustehen und zu wählen.

In meinem Politikstudium habe ich oft gehört, dass sich die Geschichte der Teilung und des Zusammenfindens nach einer Katastrophe wiederholt und dass die Probleme der Menschlichkeit und des gesellschaftlichen Zusammenlebens auf der Metaebene heute die gleichen sind wie vor hunderten von Jahren. Die Stärke von uns Europäern liegt in der Vielfalt, nicht nur in der Vielfalt unserer wunderbaren Kulturen und Sprachen, sondern auch in der Vielfalt unseres Alters.

Die ältere Generation kann authentisch von der Vergangenheit erzählen. Sie kann warnen, erinnern und durch ihre Erfahrungen Hoffnung geben; ja, sie schafft eine emotionale und lebendige Verbindung zur Europäischen Union, die kein Vertrag oder ein Lehrbuch über Europa ersetzen kann. Das muss kultiviert werden, um den Kreislauf des Lernens zu schließen und das Friedensprojekt der Europäischen Union gegen populistische Angriffe und extreme Tendenzen zu verteidigen und zu bewahren.

Im Hinblick auf die anstehenden Wahlen sollte der Austausch zwischen Jung und Alt, wie ich ihn privat mit meinem Großvater erlebt habe, geöffnet und in die Öffentlichkeit, auch in die Institutionen, getragen werden. Dieser Dialog zwischen den Generationen und der Kontakt mit Zeitzeugen, der die europäische Idee in sich trägt und von den Älteren an die Jüngeren weitergegeben wird, muss organisiert werden. Es müssen Formate gefunden werden, um junge Menschen über Europa zu informieren und explizit junge Wählerinnen und Wähler zu aktivieren und das “Warum” hinter Europa verständlich und zugänglich zu machen.

Die Möglichkeiten der Digitalisierung sollten auch stärker genutzt werden, um die Erinnerungen und Stimmen unserer älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger – Politikerinnen und Politiker, Menschen aus der Zivilgesellschaft und der Wirtschaft – aufzuzeichnen und zu verbreiten, damit sie auch nach ihrem Tod mehr sind als nur ein Flüstern oder eine Erinnerung. So könnten wir ihre wertvollen Erfahrungen in moderne Lehrmethoden für die Erziehung zu europäischen Werten und europäischem Geist einfließen lassen, insbesondere im Vorfeld von Wahlen.

Die jungen Generationen müssen in die Lage versetzt werden, die Europäische Union mitzugestalten. Es wäre fatal, wenn sie neben dem Drang nach Innovation in Wirtschaft und Technik nicht auch die Stimmen der älteren Generation in ihren Herzen tragen und den Wert der Pflege unserer beispielhaften Einheit und der Errungenschaft der Überwindung unserer einst trennenden Grenzen bewahren würden.

Ein Artikel von Fabian Lukas Goslar. Fabian ist Young Advisor bei United Europe, hat an der Universität von Passau seinen Bachelor in “European Studies” und in Wien den Master in Politischen Wissenschaften gemacht. Heute arbeitet er als NGO-Gründer für  “Intergenerational Intelligence” und unabhängiger Workshop Facilitator.

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Die digitale Revolution des Euros: Der Weg in die Zukunft der Währungen https://www.united-europe.eu/de/2023/08/die-digitale-revolution-des-euros-der-weg-in-die-zukunft-der-waehrungen/ Thu, 03 Aug 2023 08:59:40 +0000 https://www.united-europe.eu/?p=23280 Unsere heutige Zeit ist geprägt von tiefgreifender Transformation, exponentialer Entwicklung und grundlegendem Wandel. Vor allem die digitale Transformation durch Technologisierung nimmt eine dominierende Stellung ein.  Sie erfasst alle Lebensbereiche und…

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Unsere heutige Zeit ist geprägt von tiefgreifender Transformation, exponentialer Entwicklung und grundlegendem Wandel. Vor allem die digitale Transformation durch Technologisierung nimmt eine dominierende Stellung ein.  Sie erfasst alle Lebensbereiche und macht auch vor dem Finanzsektor und der Währung nicht halt. Im Grunde gibt es „elektronische Währungen“ schon seit geraumer Zeit, denken wir nur an den internationalen Zahlungsverkehr der Banken und Begriffe wie „Giralgeld“, die auch eine zusätzliche Geldschöpfung ermöglichen. Die Währung spielt eine zentrale Rolle als Lebenselixir für wirtschaftliche Transaktionen und erleichtert den Austausch von Waren, Dienstleistungen und Ressourcen. Sie fungiert als universell akzeptiertes Tauschmittels, das über Tauschsysteme hinausgeht und effizienten Handel auf globaler Ebene ermöglicht. In der Tat bildet die Währung das Rückgrat unserer wirtschaftlichen Infrastruktur.

In jüngster Zeit steht die Einführung des digitalen Euros, im Fokus zahlreicher Diskussionen und Analysen innerhalb der Europäischen Union. Der digitale Euro stellt einen Fortschritt im Bereich der Währung und Finanzen dar. Im Gegensatz zu physischen Banknoten und Münzen würde der digitale Euro ausschließlich in digitaler Form existieren und in elektronischen Geldbörsen und Konten gespeichert werden.

Durch die Integration modernster Technologien wie die Blockchain oder Distributed-Ledger-Technologie verspricht der digitale Euro sichere und transparente Transaktionen zu gewährleisten. Er öffnet eine neue Grenze in der Entwicklung moderner Währungen und könnte sogar mit programmierbaren Funktionen ausgestattet werden, die intelligente Verträge und automatisierte Zahlungen ermöglichen.

Angesichts der zunehmenden Digitalisierung der Wirtschaft und des Finanzsektors wird der Schritt zum digitalen Euro als notwendig erachtet, um eine effiziente und sichere Bewältigung dieser Entwicklung zu gewährleisten. Der digitale Euro soll die Vorteile des Euros als stabile Währung nutzen und gleichzeitig Verbrauchern und Unternehmen eine schnelle, sichere und kostengünstige Zahlungsmethode bieten.

Besondere Aufmerksamkeit gilt der Zahlungssicherheit bei der Einführung des digitalen Euros. Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt an, dass die digitale Währung mindestens genauso sicher ist wie der physische Euro. Hierzu wird der digitale Euro auf einer sicheren Infrastruktur aufgebaut und mit fortschrittlichen Sicherheitsmaßnahmen ausgestattet, um Manipulation und Betrug zu verhindern. Die Blockchain-Technologie oder Distributed-Ledger-Technologie bieten revolutionäre Sicherheitssysteme, die dazu beitragen können, die Zahlungssicherheit innerhalb der Europäischen Union zu erhöhen und grenzüberschreitende Transaktionen zu vereinfachen. Dies könnte auch den Einsatz von Kryptowährungen wie Bitcoin und anderen virtuellen Währungen reduzieren, die oft mit betrügerischen Aktivitäten in Verbindung gebracht werden.

Allerdings gibt es auch einige Herausforderungen und mögliche Schwierigkeiten bei der Einführung des digitalen Euros. Eine mögliche Folge könnte eine zunehmende Abhängigkeit von digitalen Zahlungen und damit verbundener Infrastruktur sein. Eine gezielte, aber auch ungezielte Störung des elektronischen Zahlungsverkehrs, durch z.B. Cyberangriffe, Betriebsstörungen oder Naturkatastrophen, könnte in diesem Fall schwerwiegende Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Verbraucher haben. Dies würde ein Risiko für die finanzielle Stabilität darstellen und das Vertrauen in die digitale Währung untergraben. Zudem steht oft die Nachvollziehbarkeit von Transaktionen und die damit eingeschränkte Privatsphäre in der Kritik, da einige Verbraucher Bedenken hinsichtlich der Überwachung ihrer Transaktionen durch Regierungen haben. Zudem hat der Russland-Ukraine Kriege den Blick auf intensive wirtschaftliche Verflechtung verändert, wie Burkhard Balz, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank, in einem Vortrag, der an der Andrássy-Universität Budapest anmerkte. Handel sei kein Garant für Frieden mehr und zu große Abhängigkeiten, auch und gerade mit Blick auf kritische Infrastrukturen, könnten erhebliche Probleme mit sich bringen.

Trotz dieser potenziellen Herausforderungen wird der digitale Euro voraussichtlich zahlreiche Vorteile bringen, darunter vor allem die Reduzierung von Transaktionskosten und wie bereits angemerkt die Erleichterung von grenzüberschreitenden Zahlungen. Seit dem Start der “Investigation Phase” im Oktober 2021 hat sich bereits viel getan und das Ziel und die Standards eines digitalen Euro wurden weiter ausgearbeitet. Die diesjährigen Ziele für 2023 umfassen die Entwicklung von Kompensationsmodellen, den Zugang zum digitalen Euro-Ökosystem, die Ergebnisse von Prototypen, den Abschluss der Nutzeranforderungen, sowie Vorbereitungen für die Projektrealisierungsphase. Zusätzlich wird eine Entscheidungsvorlage mit Ratschlägen zur möglichen Ausgabe, Gestaltung und Umsetzung des digitalen Euro erstellt. Im Oktober 2023 steht der nächste Meilenstein an, nämlich ein Beschluss des EZB-Rates über die mögliche Einleitung der nächsten Phase. In der nächsten Phase würde die EZB die technischen Lösungen und Geschäftsvereinbarungen weiterentwickeln und testen. Ein möglicher Beschluss des EZB-Rates zur Ausgabe eines digitalen Euro würde erst nach Verabschiedung des Rechtsakts gefasst.

Insgesamt wird der digitale Euro voraussichtlich ein wichtiger Schritt in Richtung einer digitalisierten Wirtschaft und einer sicheren Zahlungsumgebung sein. Er wird eine neue Ära der digitalen Transformation einläuten und eine Vielzahl von Vorteilen und Möglichkeiten bieten.  Die Effizienz des digitalen Euro würde die Art und Weise, wie wir Finanztransaktionen abwickeln, revolutionieren und unsere täglichen Interaktionen reibungsloser und leichter zugänglich machen, indem moderne Technologien zum Einsatz kommen. Dies bietet das Potential für weitere programmierbare Funktionen und intelligente Verträge, die eine Vielzahl von Möglichkeiten für Finanzinnovationen und Automatisierung bieten. Angesichts der zunehmenden Vernetzung und Digitalisierung der Welt ist der digitale Euro ein zukunftsweisender und unverzichtbarer Schritt hin zu einer integrativeren, effizienteren und widerstandsfähigeren finanziellen Zukunft. Allerdings muss die EZB sicherstellen, dass der digitale Euro sicher, zuverlässig und für alle Beteiligten von Vorteil ist. Die Einführung des digitalen Euros erfordert daher sorgfältige Planung und Überwachung, um sicherzustellen, dass alle Risiken minimiert und alle Vorteile genutzt werden.

Letztlich sollte die Einführung des digitalen Euro in mindestens zwei Phasen erfolgen, um seinen doppelten Fokus gerecht zu werden. In der ersten Phase müssen die unmittelbaren Auswirkungen auf die Kapitalmärkte, Bankensysteme und deren Geschäftsmodelle sorgfältig bewertet und gesteuert werden. Die Einführung des digitalen Euros könnte zu einem veränderten Finanzverhalten führen und die Dynamik der Geldverwaltung und der Anlagestrategien verändern. Banken und Finanzinstitute müssen möglicherweise ihre Dienstleistungen und ihre Infrastruktur anpassen, um der neuen digitalen Währung gerecht zu werden. Gleichzeitig muss sich die zweite Phase darauf konzentrieren, die umfassenderen Auswirkungen auf Finanztransaktionen zu verstehen, an denen Nicht-Finanzunternehmen, Regierungen und Haushalte beteiligt sind. Die Einführung der digitalen Währung wird die Art und Weise, wie Transaktionen sektorübergreifend stattfinden, verändern und neue Zahlungsmethoden und Geschäftsmodelle einführen. Die Nicht-Finanzindustrie wird den digitalen Euro in ihre Abläufe integrieren müssen, während die Regierungen sich mit den regulatorischen und rechtlichen Auswirkungen befassen müssen.

 

Wir möchten dem Autor, Fabio De Santis Gomez, für seine Teilnahme am United Europe Mentoring Program (class 2022/23) herzlich danken.

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Rückblick auf das Advocacy-Seminar „Ein afrikanischer Blick auf die EU-Afrika-Beziehungen – eine gemeinsame Vision für beide Kontinente” https://www.united-europe.eu/de/2023/07/rueckblick-auf-das-advocacy-seminar-ein-afrikanischer-blick-auf-die-eu-afrika-beziehungen-eine-gemeinsame-vision-fuer-beide-kontinente/ Thu, 13 Jul 2023 12:57:55 +0000 https://www.united-europe.eu/?p=23206 Am 3. Juli 2023  veranstaltete United Europe im Rahmen des EU-Afrika-Advocacy-Seminars „Ein afrikanischer Blick auf die EU-Afrika-Beziehungen – eine gemeinsame Vision für beide Kontinente” eine Podiumsdiskussion zu den EU-Afrika-Beziehungen. Die…

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Am 3. Juli 2023  veranstaltete United Europe im Rahmen des EU-Afrika-Advocacy-Seminars „Ein afrikanischer Blick auf die EU-Afrika-Beziehungen – eine gemeinsame Vision für beide Kontinente” eine Podiumsdiskussion zu den EU-Afrika-Beziehungen.

Die Journalistin Mercy Abang diskutierte mit Prof. Dr. Stefan Liebing, Geschäftsführer von Conjuncta, Hildegard Bentele, Europaabgeordnete, Sarah Bernardy, der Leiterin des Referats für Panafrikanische Fragen im Auswärtigen Amt sowie den Journalisten Tomi Oladipo und Hannah Ajala über eine gemeinsame Strategie für Afrika und Europa.

Wir danken dem Botschafter von Malawi in Deutschland, Joseph John Mpinganjira, für seinen Besuch und seine weiterführenden Beiträge.

Cathryn Clüver-Ashbrook, Vzepräsidentin bei United Europe

Die Debatte fand im Rahmen des EU-Afrika-Advocacy-Seminars „Ein afrikanischer Blick auf die EU-Afrka-Beziehungen – eine gemeinsame Vision für beide Kontinente” statt: United Europes Vizepräsidentin Cathryn Clüver-Ashbrook und die Generalsekretärin der Deutschen Afrika Stiftung (DAS), Sabine Odhiambo, eröffneten das Seminar. Es folgten Beiträge von Fatu Ogwuche (CEO von BigTechThisWeek), Muhammad Sani (ehemaliger Commissioner des Bundesstaates Kaduna, Nigeria), Emmanuel Uwandu (CEO von GAS360), Ferdinand Pavel (Director bei EY) und Cheta Nwanze (Analyst bei SBM Intelligence).

Eine Aufzeichnung des Seminars ist auf dem  YouTube Channel von United Europe verfügbar.

Nachfolgend finden Sie eine Zusammenfassung einiger Diskussionsbeiträge und Meinungen unserer Gäste zu ausgewählten Themen.

Mercy Abang

Die Journalistin Mercy Abang eröffnete die Debatte und lobte das Engagement der EU für die Menschenrechte. Die jüngsten Ereignisse hätten jedoch zu Kritik am Krisenmanagement der EU geführt, was insbesondere die Notlage afrikanischer Migranten im Mittelmeer betrifft. „Das Flüchtlingsdrama im Mittelmeer offenbart offensichtlich einen blinden Fleck im Umgang mit der afrikanischen Krise“, so Abang.

 

Hildegard Bentele

Die Europaabgeordnete Hildegard Bentele betonte die enorme Wichtigkeit eines ehrlichen und offenen Dialogs über die Interessen Europas in Afrika. Global Gateway, ein europäisches Projekt zur Bereitstellung von Digitalisierung und Infrastruktur in Afrika, steht vor diversen Herausforderungen. Um mit anderen Staaten konkurrieren zu können, müsse die EU ihre Effizienz und Agilität steigern: „Die geringe Sichtbarkeit der Global-Gateway-Initiative in Afrika ist besorgniserregend, aber die EU arbeitet aktiv daran, ihre Sichtbarkeit zu erhöhen”, sagte Bentele. Beobachter haben festgestellt, dass regionale Aktivitäten innerhalb Afrikas offenbar Vorrang vor der europäischen Global-Gateway-Initiative haben. Ein Teil des Problems sei, dass die EU nicht einheitlich auftrete. Es werden eher die einzelnen Mitgliedsstaaten wahrgenommen und nicht das zusammenhängende Ganze eines geeinten Europas. „Das Konzept des ‚Team Europe‘ müsse gestärkt werden“, so Bentele abschließend.

Prof. Dr. Stefan Liebing

Stefan Liebing, CEO von Conjuncta, betonte, dass das Bevölkerungswachstum in Afrika 20 Millionen neue Arbeitsplätze pro Jahr erfordere. Auch habe Europa ein großes Interesse daran, Afrika zu unterstützen, um eine Verschärfung der Migrationsprobleme zu verhindern. Für beide Seiten sei es wichtig, eine gemeinsame Basis zu finden: „Als jemand, der an der Spitze des Afrika-Vereins stand, ist mir in den letzten zwei Jahrzehnten ein wiederkehrendes Thema in den Reden aufgefallen: Afrikas enormes Potenzial. Statt sich auf das zu konzentrieren, was uns trennt, ist es an der Zeit, gemeinsame Interessen und Ziele zu identifizieren. Das deutsche Handelsvolumen mit Afrika ist in etwa so hoch wie das Handelsvolumen mit Ländern wie Tschechien oder Dänemark. Dieses Ungleichgewicht gilt es zu beseitigen und die Wirtschaftsbeziehungen zu stärken. Derzeit gibt es eine wachsende Gruppe afrikanischer Länder, die als Energielieferanten und Empfänger neuer grüner Energiezahlungen auftreten, die die Petrodollars ersetzen. Europa und sein Energiebedarf bieten Afrika beträchtliche Kooperationsmöglichkeiten.”

Um einen Wandel herbeizuführen, müssen zwei wichtige Punkte berücksichtigt werden:

  • Die Angst vorm Risiko muss abgebaut werden: Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) neigen dazu, weniger Risiken einzugehen als multinationale Konzerne, die in der Lage sind, potenzielle Misserfolge aufzufangen. Um KMUs zu ermutigen, sich auf afrikanischen Märkten zu engagieren, müssen wir ihnen einen besseren Zugang zu Finanzierungs- und Garantieinstrumenten ermöglichen. Die bestehenden Bankvorschriften hindern europäische Banken oft daran, Großprojekte zu finanzieren. Eine faire Risikoverteilung zwischen öffentlichem und privatem Sektor sowie regulatorische Anpassungen sind notwendig, um Finanzierungsmöglichkeiten zu erleichtern.
  • Die Ausbildung und Zusammenarbeit müssen verbessert werden: Viele deutsche KMUs sind mit den afrikanischen Märkten nicht vertraut und benötigen hier Aufklärung und Unterstützung. Erst wenn Erfolgsgeschichten veröffentlich werden, wird sich die Einstellung deutscher Unternehmer ändern. Um dies zu erreichen, ist eine gemeinsame Anstrengung der deutschen Regierung, Botschaften, Finanzinstitutionen und Unternehmen erforderlich. Eine signifikante Erfolgsgeschichte wird den notwendigen Impuls geben, um die Wahrnehmung zu ändern und Unternehmer davon zu überzeugen, dass es eher ein Risiko ist, sich nicht in Afrika zu engagieren. Darüber hinaus müssen innovative Finanzierungsmodelle und neue Organisationssysteme entwickelt werden, die auf die besonderen Herausforderungen des afrikanischen Kontinents zugeschnitten sind.

Europa muss ebenfalls seinen Klimaverpflichtungen nachkommen, indem es eine beträchtliche Menge grüner Energieimporte wie Wasserstoff fördert, um Öl, Gas und Kohle zu ersetzen. Afrika mit seinen reichen Sonnen- und Windressourcen kann ein wichtiger Partner bei der wettbewerbsfähigen und nachhaltigen Produktion von Wasserstoff sein.

Die Erleichterung des Zugangs zu Finanzmitteln, die Förderung von Bildung und die Unterstützung innovativer Finanzierungsmodelle bilden die Grundlage für ein verstärktes europäisches Engagement in Afrika. Wenn Europa diese Chancen nutzt, kann es seine Energiesicherheit erhöhen, seine Klimaziele erreichen, zur Entwicklung Afrikas beitragen und gleichzeitig zukünftige Migrationsprobleme vermeiden. „Die Zeit für sinnvolles Handeln und Zusammenarbeit ist jetzt. Nur gemeinsam können wir eine starke Zukunft für beide Kontinente gestalten”, so Liebing abschließend.

Sarah Bernardy

Sarah Bernardy, Referatsleiterin für panafrikanische Fragen im Auswärtigen Amt, verwies auf die Gründungsdokumente der Afrikanischen Union und betonte, dass Menschenrechte universelle Werte seien und nicht als „europäische Werte” gesehen oder formuliert werden sollten. Zudem ziehe die Mehrheit der Afrikanerinnen und Afrikaner die Demokratie anderen politischen Systemen vor und unterstütze demokratische Standards. Auf die Frage nach den offenbar besonders langwierigen Visaverfahren für Afrikaner antwortete Frau Bernardy, sie verstehe die Frustration, wenn Menschen lange auf ein Visum warten müssten. Das Auswärtige Amt arbeitet an der Digitalisierung der Visaverfahren. Was ausländische Investitionen in afrikanischen Ländern angehe, so seien die Investitionsbedingungen für ausländische Investoren oft nicht attraktiv genug. „Es ist entscheidend, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen und die Rechtsstaatlichkeit zu wahren. Ohne diese wesentlichen Elemente geht ein erheblicher Teil dessen, was oft als „Risikokapital” bezeichnet wird, verloren. Im Vergleich etwa zu chinesischen Investitionen in Infrastrukturprojekte ist das europäische und deutsche Engagement in Afrika nicht immer unmittelbar sichtbar. Deutschland und die EU sind sich bewusst, dass noch viel zu tun bleibt, aber sie sind weiterhin entschlossen, in diese Bemühungen zu investieren. Global Gateway ist ein Beispiel für dieses Engagement.”

Tomi Olidapo

Der Investigativjournalist Tomi Olidapo ist der Meinung, dass Europa die EU-Afrika-Strategie komplett neu denken muss.

Als Nigeria um militärische Unterstützung im Kampf gegen Boko Haram bat, lehnten die USA ab, weil sie Bedenken wegen der Menschenrechtssituation in der nigerianischen Armee hatten. Diese Entscheidung zeigt die Komplexität der internationalen Unterstützung angesichts solcher Herausforderungen. Sie wirft aber auch die Frage auf, wie selektiv manche Länder bei der Bereitstellung von Lösungen vorgehen. „Man denke nur an die jüngsten Ereignisse im Tschad. Nach dem Tod von Idriss Déby besuchte der französische Präsident Emmanuel Macron den Tschad und zeigte seine Unterstützung, indem er den Sohn von Déby umarmte, der später durch einen Staatsstreich an die Macht kam. Hier zeig sich die widersprüchliche Art und Weise, wie sich die Europäer und Amerikaner für demokratische Prinzipien und Rechtsstaatlichkeit einsetzen.

Tomi Olidapo, Stefan Liebing, Hildegard Bentele, Mercy Abang, Hannah Ajala, Sarah Bernardy, v.l.

Viele der Herausforderungen auf dem afrikanischen Kontinent gehen über Sicherheitsfragen hinaus und umfassen auch Entwicklungs- und Bildungsfragen. Während Europa sich darauf konzentriert, afrikanische Fachkräfte für seine eigenen Interessen zu gewinnen, ist es wichtig, hier auch die Konsequenzen für Afrika als Ganzes zu bedenken. „Wir müssen darüber nachdenken, wie sich die Abwanderung der Fachkräfte auf den Fortschritt des Kontinents auswirkt. Die Beziehungen zwischen der EU und Afrika sind von Inkohärenz geprägt, insbesondere wenn es darum geht, Lösungen anzubieten. Es ist von entscheidender Bedeutung, neue, wirksamere Strategien zu entwickel. Europa kann nicht nur seine eigenen Interessen verfolgen, es muss auch eine gerechtere und für beide Seiten vorteilhafte Partnerschaft anstreben, schloss Olidapo.

 

 

Tomi Olidapo, Hildegard Bentele, Stefan Liebing, Mercy Abang, Hannah Ajala, Cheta Nawnze, Dyria Alloussi, Ferdinand Pavel, Sarah Bernardy, Muhammad Sani, Sabine Odhiambo, HE Ambassador Joseph John Mpinganjira, v.l.

Wir danken allen Mitwirkenden, Referenten und Teilnehmern herzlich für ihre Teilnahme in Berlin und online.

 

 

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Panel-Diskussion: „Lässt sich Europa in Afrika von Werten oder Interessen leiten?” https://www.united-europe.eu/de/2023/06/panel-diskussion-laesst-sich-europa-in-afrika-von-werten-oder-interessen-leiten/ Wed, 21 Jun 2023 06:00:33 +0000 https://www.united-europe.eu/?p=23136 Am 3. Juli 2023 findet in der ESMT Berlin unsere Podiumsdiskussion „Lässt sich Europa in Afrika von Werten oder Interessen leiten?  statt. Unsere Diksussionsteilnehmer sind: die Europaabgeordnete Hildegard Bentele, der…

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Am 3. Juli 2023 findet in der ESMT Berlin unsere Podiumsdiskussion „Lässt sich Europa in Afrika von Werten oder Interessen leiten?  statt.

Unsere Diksussionsteilnehmer sind: die Europaabgeordnete Hildegard Bentele, der CEO von Conjuncta Dr. Stefan Liebing, die Referatsleiterin im Auswärtigen Amt Sarah Bernardy, der Radiomoderator Tomi Olidapo und die Journalistin Hannah Ajala.

Die preisgekrönte Journalistin Mercy Abang moderiert die Diskussion.

Die Diskussion  beginnt um 16:00 Uhr und endet um 17:30 Uhr. Im Anschluss laden wir Sie zu einem Flying Buffet ein.

Bitte melden Sie sich per E-Mail unter events@united-europe.eu an und lassen Sie uns wissen, ob Sie teilnehmen möchten.

Sollten Sie Fragen haben oder weitere Informationen benötigen, zögern Sie bitte nicht, uns zu kontaktieren.

Sie können unsere Vernstaltung auch per Livestream verfolgen.

Wir freuen uns auf eine engagierte Diskussion!

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Bewerbungs-Aufruf für das Advocacy-Seminar von United Europe über die Beziehungen zwischen der EU und Afrika https://www.united-europe.eu/de/2023/05/bewerbungs-aufruf-fuer-das-advocacy-seminar-von-united-europe-ueber-die-beziehungen-zwischen-der-eu-und-afrika/ Mon, 22 May 2023 10:41:25 +0000 https://www.united-europe.eu/?p=23040 Am Montag, den 3. Juli 2023 lädt United Europe junge Berufstätige aus ganz Europa zum EU-Afrika Advocacy Seminar „Eine afrikanische Perspektive zu den EU-Afrika Beziehungen, eine gemeinsame Vision für beide…

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Am Montag, den 3. Juli 2023 lädt United Europe junge Berufstätige aus ganz Europa zum EU-Afrika Advocacy Seminar „Eine afrikanische Perspektive zu den EU-Afrika Beziehungen, eine gemeinsame Vision für beide Kontinente” ein.

Die europäische Außenpolitik gegenüber Afrika scheitert aus mehreren Gründen: Sie ist oft von einem zu engen Fokus auf Rohstoff-, Sicherheits- und Migrationsfragen getrieben, anstatt einen breiteren und ganzheitlicheren Ansatz zu finden. Auch wird die europäische Politik als paternalistisch und ohne echte Partnerschaft von den afrikanischen Ländern wahrgenommen, was ihre Wirksamkeit untergräbt. Es ist von entscheidender Bedeutung, hier den lokalen Perspektiven mehr Gehör zu schenken, da nur dies ein nuancierteres und genaueres Verständnis des afrikanischen Kontinents ermöglichen kann.

Mercy Abang, preisgekrönte Journalistin, Fatu Ogwuche, CEO von BigTech, Muhammad Sani Abdullahi, ehemaliger Finanz- und Planungsbeauftragter des Bundesstaates Kaduna und Cheta Nwanze, Senior Partner bei SBM (Nigerias führender geopolitischer Nachrichtenplattform) werden die Teilnehmer durch den Tag führen.

Das Seminar findet in der ESMT, Schloßplatz 1, 10178 Berlin, von 09:00 bis 18:00 Uhr statt und verspricht spannende Workshops und Vorträge. Im Anschluss findet die Podiumsdiskussion mit Vertretern des Auswärtigen Amtes, afrikanischen Journalisten und Vertretern der deutschen Wirtschaft zum Thema “Does Europe follow its values or interests in Africa?” statt.

Die Konferenzpsrache ist Englisch.

Wenn Sie einen Young Professional vorschlagen möchten, schreiben Sie uns bitte an advocate@united-europe.eu.  Sollten Sie selbst teilnehmen wollen, schicken Sie uns bitte Ihren Lebenslauf.

Wir freuen uns auf engagierte Workshops und eine spannende Paneldiskussion.

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Zusammenfassung unseres Advocacy Seminars in Berlin: China, Lieferkettenabhängigkeiten und Europas außenpolitische Interessen https://www.united-europe.eu/de/2023/03/zusammenfassung-unseres-advocacy-seminars-in-berlin-china-lieferkettenabhaengigkeiten-und-europas-aussenpolitische-interessen/ Mon, 06 Mar 2023 14:06:20 +0000 https://www.united-europe.eu/?p=22772 Am 6. Februar fand unser Advocacy-Seminar in Zusammenarbeit mit Ernst & Young und der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin statt, bei dem mehr als 50 junge Führungskräfte…

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Am 6. Februar fand unser Advocacy-Seminar in Zusammenarbeit mit Ernst & Young und der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin statt, bei dem mehr als 50 junge Führungskräfte über China, die Abhängigkeiten von den Lieferketten und die außenpolitischen Interessen Europas diskutierten.

Hier möchten wir uns bei unserem Firmenmitglied Ernst & Young und Dr. Ferdinand Pavel und Felix Klein für ihre Unterstützung bedanken.

Dr. Jennifer Pernau, Partnerin bei Agora Strategy, Dr. Josef Braml, European Director bei der Trilateralen Kommission, Dr. Ferdinand Pavel, Direktor bei EY und Dr. Tim Rühlig, Senior Research Fellow bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, diskutierten u. a. darüber, wie die Europäische Union ihre Position zwischen den USA und China angesichts des industriellen Wandels und der geopolitischen Herausforderungen definieren sollte.

Bitte finden Sie hier den Trailer zum Advocacy-Seminar, die vollständige Aufzeichnung auf unserem YouTube-Kanal und alle Fotos.

Zusammenfassung der Diskussion
Dr. Jennifer Pernau

Dr. Jennifer Pernau, Partnerin bei Agora Strategy, wies darauf hin, dass Europa in Bezug auf Rohstoffe stark von China abhängig ist. China baut nicht nur Rohstoffe ab, sondern dominiert auch die Verarbeitung von Rohstoffen. Jennifer Pernau empfiehlt, dass Europa seine Herkunftsländer diversifizieren und eigene Kapazitäten zur Rohstoffproduktion und zur Sicherung der Lieferketten aufbauen sollte. Auch im Bereich der erneuerbaren Energien sei Europa stark von China abhängig, zudem erfordern erneuerbare Energien enorme Investitionen in die Infrastruktur. Die Diversifizierung der Lieferketten sei sehr kapitalintensiv. Wenn von einer Entkopplung von China die Rede sei, sei dies für Deutschland derzeit nicht realistisch, insbesondere in der Automobilindustrie, der chemischen Industrie und anderen Sektoren. Eine weitere Abhängigkeit, die Jennifer Pernau erwähnte, betreffe die Halbleiter. Hier ist Europa sehr stark von Taiwan abhängig. Europa müsse damit beginnen, eigene Produktionskapazitäten aufzubauen, so wie die USA. „Wir müssen auf dem europäischen Markt mit einer Stimme sprechen. Wir müssen unsere Preis- und Störanfälligkeit verringern. Wir brauchen mehr Forschung und Entwicklung und mehr Zusammenarbeit zwischen Regierungen, Unternehmen und Wissenschaft. Wir müssen eine eigene China-Strategie entwickeln und, offen gesagt, eine Strategie für die Zukunft Europas.”

Dr. Tim Rühlig

Dr. Tim Rühlig, Senior Research Fellow bei der DGAP, mahnte an, dass Europa in einem Stadium der intellektuellen Trägheit angelangt ist. Das Hauptziel Europas müsse es sein, seine Handlungsfreiheit zu bewahren, für Brüssel die sogenannte „strategische Autonomie”, für Berlin „Souveränität”. Es mögen hier unterschiedliche Begriffe verwendet werden, tatsächlich meinen meine beide das Gleiche. Europa muss die komplexen Zusammenhänge auf den verschiedenen Ebenen angehen, sonst wird es die Herausforderungen nicht wirksam bewältigen können. Tim Rühlig schätzt die chinesische Führung als sehr rational ein: Die Frage ist, ob Europa die chinesische Rationalität versteht. Bislang sei Chinas Reaktion auf den Chips Act zurückhaltend gewesen. China will sich vom Westen und potenziellen Gegnern unabhängig machen. „Wir müssen uns jedoch darüber im Klaren sein, dass dies ein Spiel gegenseitiger Abhängigkeiten bleiben wird. Es sei denn, wir sind bereit, einen enormen Preis zu zahlen und einen Krieg um Taiwan zu riskieren.“ Die Frage bleibt: Wie muss Europa die gegenseitigen Abhängigkeiten gestalten, damit sie wirtschaftliche Vorteile bringen können? Wie kann Europa gleichermaßen effizient wirtschaften und ein Gleichgewicht finden, das es widerstandsfähig gegenüber äußeren Einflüssen und Ereignissen macht? Eine vollständige Entkopplung ist weder machbar noch wünschenswert. Die Frage ist, wie man das Verhältnis ausbalancieren kann. Es gibt nicht die eine Formel für dieses komplexe Problem. Die USA werden bestimmte politische Maßnahmen und Schritte von Europa fordern, und Europa wird Kompromisse finden müssen. Die Frage ist, wie geeint die Europäer bezüglich der Probleme mit China sein werden und wie groß die europäische Solidarität ist, wenn es z. B. darum geht, auf Maßnahmen wie den IRA (Inflation Reduction Act) zu reagieren. Europa sollte über gemeinsame Schulden nachdenken und europäischer werden. Das ist entscheidend, um neben China und den USA bestehen zu können.

„Realistischerweise und auf kurze Sicht wird der einzige Weg nach vorn darin bestehen, eine Gruppe gleichgesinnter Länder innerhalb der EU zu finden, die in Bezug auf China eng zusammenarbeiten. Wenn wir auf einen Konsens aller EU-Mitgliedstaaten warten, wird Europa wahrscheinlich seine Bedeutung im geopolitischen Spiel verloren haben.”

Dr. Ferdinand Pavel

Dr. Ferdinand Pavel, Direktor bei Ernst & Young, unterstrich, dass es an Verständnis für die Herausforderungen mangelt, mit denen Europa konfrontiert ist und warum Europa plötzlich derartig viele Krisen bewältigen muss. Europa kommt von einem jahrzehntelangen Washingtoner Konsens und einer regelbasierten Wirtschaft. Dies hat ein Wirtschaftssystem geschaffen, in dem alles von Kostenüberlegungen und Effizienz bestimmt wird. Politik spielte keine Rolle. Diese Mentalität ist immer noch sehr präsent, doch jetzt verspürt Europa viel stärkere Druckpunkte. Für Dr. Pavel ist die europäische Widerstandsfähigkeit, die Resilienz, der wichtigste Aspekt. „Wir haben ein übergeordnetes strategisches Ziel: die Dekarbonisierung der Industrie. Während dieses Prozesses müssen wir wettbewerbsfähig bleiben.”

Die jüngsten Markteingriffe in den USA im Bereich der erneuerbaren Energien sorgen für große Aufregung. Im nächsten Jahrzehnt wird Europa erleben, dass die USA ihre Produktion von China in die Vereinigten Staaten verlegen wird. Gleichzeitig werden sich einige europäische Unternehmen in den USA niederlassen. In Europa wird versucht, mit komplizierten Instrumenten wie den „Klimaschutzverträgen“, ähnliche Markteingriffe vorzunehmen, doch niemand weiß, was hier genau zu erwarten ist. „Was wir brauchen, sind einfache Instrumente auf der Basis von Steueranreizen, wie sie die USA jetzt eingeführt haben. Die Regeln müssen klar sein und die Verwaltung muss wissen, wie sie die Regeln umsetzen muss. Wir müssen unsere Kräfte bündeln, um eine starke europäische Position zu entwickeln und eine europäische Alternative zu erarbeiten“, so Dr. Pavel abschließend.

Felix Klein, Dr. Josef Braml, Dr. Jennifer Pernau (v. l.)

Dr. Josef Braml, Europadirektor der Trilateralen Kommission, unterstrich, dass Europa in den letzten Jahrzehnten nicht strategisch gedacht hat. Europa war der Juniorpartner der USA, und die USA haben im europäischen Interesse gehandelt. Washington dachte, die Welt würde seinen Regeln folgen und China würde ein verantwortungsvoller Akteur werden, der nach Washingtons Pfeife tanzt. Das war ein Irrtum.

Laut Dr. Braml leben wir zurzeit nicht mehr in einer Welt der Kooperation, sondern in einer Welt der Konfrontation. „Wir müssen wieder lernen, zusammenzuarbeiten. Wir haben vergessen, dass sich dieser Planet in einer heißen Phase befindet und ein gewisses Maß an Zusammenarbeit erforderlich ist. Wenn wir mit der Abkopplung weitermachen, riskieren wir einen dritten Weltkrieg. Wir befinden uns bereits in einem Kalten Krieg. Entkopplung bedeutet, zwei verschiedene Ökosysteme zu schaffen, und Europa muss sich entscheiden: Wollen wir unser eigener stabiler Pfeiler sein oder wollen wir Juniorpartner der USA oder Chinas sein? „Wir müssen die Vereinigten Staaten von Europa schaffen, die mit gemeinsamen Schulden arbeiten. Nur mit viel Geld können wir den Zusammenhalt schaffen, den wir brauchen. Wir müssen eine bessere Industriepolitik in die Wege leiten, da ist der Markt besser als die Bürokraten in Brüssel. Wir müssen anfangen, uns auf den Kalten Krieg, in dem wir uns jetzt schon befinden, adäquat vorzubereiten und wir müssen aufpassen, dass er nicht zu einem heißen Krieg wird. So oder so, ein vereintes Europa wäre die Antwort!“, schloss Josef Braml seine Ausführungen.

Die Diskussion wurde von Dyria Sigrid Alloussi, Programmdirektorin bei United Europe e.V., und Felix Klein, Ernst & Young, moderiert. Herzlich möchten wir uns bei allen Teilnehmern bedanken.

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Bewerbungsaufruf für United Europes erstes Advocacy-Seminar 2023 in Berlin https://www.united-europe.eu/de/2023/01/bewerbungsaufruf-fuer-united-europes-erstes-advocacy-seminar-2023-in-berlin/ Thu, 12 Jan 2023 14:52:31 +0000 https://www.united-europe.eu/?p=22567 Am 6. Februar 2023 möchten wir junge Talente aus allen Berufsgruppen und aus ganz Europa zwischen 25 und 35 Jahren zu unserem Advocacy-Seminar “China, supply chain dependencies and Europe’s foreign…

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Am 6. Februar 2023 möchten wir junge Talente aus allen Berufsgruppen und aus ganz Europa zwischen 25 und 35 Jahren zu unserem Advocacy-Seminar “China, supply chain dependencies and Europe’s foreign policy interests”, das wir gemeinsam mit Ernst & Young und der DGAP organisieren, einladen. Das englischsprachige Seminar umfasst eine Podiumsdiskussion und Workshops mit geoökonomischen Experten und findet in den Räumlichkeiten von EY Berlin, Friedrichstraße 140, 10117 Berlin, von 09.00 bis 14.00 Uhr MEZ statt.

Europas wirtschaftlicher Wandel hängt in hohem Maße von der Einfuhr wichtiger und seltener Rohstoffe ab, die für die Erzeugung grüner Energie, Elektronik, Luft- und Raumfahrt, Automobilbau und Verteidigung benötigt werden. Der Löwenanteil des weltweiten Rohstoffbedarfs wird von etwas mehr als einem Dutzend Ländern geliefert, wobei China den größten Teil abdeckt. Der Verteilungskampf um die Rohstoffe steht im Mittelpunkt der zunehmenden geopolitischen Spannungen. Die Rohstoffabhängigkeit Europas entwickelt sich zur nächsten existenziellen Krise für die europäische Industrie.

Herausforderungen, die auf europäischer Ebene diskutiert und gelöst werden müssen und eine geopolitische Strategie und unterschiedliche Perspektiven mit einbinden sollten. Aus diesem Grund haben wir folgenden Experten eingeladen, ihre Ansichten mit uns zu teilen:

Dr. Josef Braml – Generalsekretär der Trilateralen Kommission
Dr. Ferdinand Pavel – Direktor bei EY
Dr. Jennifer Pernau – Partnerin bei Agora Strategy
Dr. Tim Rühlig – Senior Research Fellow bei der DGAP

Nach der Podiumsdiskussion bieten wir Workshops an, in denen die Teilnehmer verschiedene Szenarien diskutieren und eine To-Do-Liste für Europa entwickeln werden. Ziel der Veranstaltung ist es, Meinungen aus unterschiedlichen fachlichen Perspektiven auszutauschen und Lösungsansätze zu formulieren. Teilenehmer des Seminars sind die Mitglieder der beteiligten Organisationen und Studenten, die an der ESMT eingeschrieben sind.

Wenn Sie Interesse an einer Teilnahme haben oder junge Talente kennen, können Sie sich gerne bewerben oder diese Ausschreibung weiterleiten. Die Bewerbungen müssen ein kurzes Anschreiben enthalten, aus dem Interesse und Motivation hervorgehen und einen Lebenslauf. Alle Dokumente müssen elektronisch im PDF-Format in englischer Sprache eingereicht werden.

Bitte senden Sie Ihre Bewerbung in einem Dokument bis zum  26. Januar 2023 an alumni@united-europe.eu

Wir freuen uns schon sehr, Sie bei unserem Workshop begrüßen zu dürfen!

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Rückblick auf United Europes Mentoren-Programm 2021: Michael Suckow – Warum die Antwort auf globale Herausforderungen europäisch sein sollte https://www.united-europe.eu/de/2022/08/rueckblick-auf-united-europes-mentoren-programm-2021-michael-suckow-warum-die-antwort-auf-globale-herausforderungen-europaeisch-sein-sollte/ Mon, 15 Aug 2022 14:38:38 +0000 https://www.united-europe.eu/?p=22060 Im Zuge der zweiten Auflage des Mentoren-Programms von United Europe betreuten neun Mentoren neun Mentees, die sich in Form von Webinaren, Stellungnahmen und Artikeln an der Arbeit von United Europe…

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Michael Suckow

Im Zuge der zweiten Auflage des Mentoren-Programms von United Europe betreuten neun Mentoren neun Mentees, die sich in Form von Webinaren, Stellungnahmen und Artikeln an der Arbeit von United Europe beteiligten. Nach der Brexit-Analyse von Katharina Hug und dem Artikel von Rafael Stein beschließen wir die Reihe mit einem Artikel von Michael Suckow, Senior Consultant beim „Goldenen Hirschen” in Deutschland. Michael wurde von Paul van Son, seit mehr als 40 Jahren in Aufsichtsräten, Vorständen und in operativen Führungspositionen des internationalen Energiegeschäfts tätig, gecoucht.

Im Jahr 2022 wird es sicherlich nicht an zukunftsweisenden Technologien und Ideen mangeln. Mittlerweile haben sie sich zu Megatrends entwickelt, die grundlegende gesellschaftliche Herausforderungen, wie den Klimawandel oder die Digitalisierung, angehen und Probleme in Zukunft noch leichter lösen und Prozesse auf Basis wissenschaftlicher Erkenntniss verbessern wollen. Künstliche Intelligenz (KI) wird zweifelsohne eine der Schlüsseltechnologien der kommenden Jahre sein. Der für Digitales zuständige, ehemalige Vizepräsident der EU-Kommission, Andrus Ansip, hat vorausgesagt, dass KI die Welt so grundlegend verändern wird wie die Dampfmaschine oder die Elektrizität. Selbstfahrende Autos und Roboter werden in Zukunft höchstwahrscheinlich die Norm sein, und unzählige Smartphone-Apps enthalten bereits selbstlernende Algorithmen, die die Produkte, die wir täglich nutzen, ständig verbessern.

In meinem Arbeitsalltag als Senior Consultant in einer Kreativagentur treffe ich in Berlin sehr oft Mitarbeiter von Bundesministerien und obersten Bundesbehörden. Ich bekomme einen Einblick in die Verwaltungsabläufe – ein praktisches Lehrbeispiel für Max Webers Idealtypus der bürokratischen Organisation. Und doch glaube ich fest daran, dass sich dieser starre Apparat modernisieren und die eingefahrenen Verhaltensmuster des vergangenen Jahrhunderts hinterfragen und hinter sich lassen kann.

Moderne Technologien, insbesondere künstliche Intelligenz, können dabei eine entscheidende Rolle spielen. Die Herausforderung für Regierungen und Führungskräfte besteht darin, die Art und Weise, wie Menschen und Maschinen in Prozessketten und gemischten Teams zusammenarbeiten, neu zu gestalten. Gleichzeitig ist der Einsatz von KI ein Anlass, oder vielmehr eine Chance, für Mitarbeiter, sich auf ihre eigenen Stärken zu besinnen und diese weiterzuentwickeln.

Mit diesem Artikel möchte ich ein positives Beispiel geben. Ich möchte zeigen, dass trotz aller Herausforderungen und Bedenken, die sich aus dem Einsatz moderner Technologien wie der künstlichen Intelligenz ergeben, diese Technologien tatsächlich ein enormes Potenzial haben, unseren Alltag und unser Arbeitsleben nachhaltig zu verbessern, und dass wir ihnen positiv gegenüberstehen sollten. In der Gewissheit, dass wir unsere eigene – eine gemeinsame – europäische Antwort finden werden.

KI ist hier, um zu bleiben
Erinnern Sie sich noch an die Zeit, in der wir bei langen Autofahrten versucht haben, uns auf einer Karte zurechtzufinden? Es gab unzählige Karten für verschiedene Länder und Gebiete in Deutschland und Europa. KI hat die Art und Weise, wie wir reisen, drastisch verändert. Wie selbstverständlich nutzen wir Waze, Google oder Apple Maps auf unseren Smartphones, um an unser Ziel zu gelangen. Doch woher weiß die Anwendung, wohin sie uns leiten muss? Und vor allem: Wie findet sie die optimale Route und umgeht Straßensperren und Staus? Vor nicht allzu langer Zeit gab es nur satellitengestütztes GPS, aber jetzt wird künstliche Intelligenz eingesetzt, um den Nutzern ein viel besseres Erlebnis zu bieten. Mithilfe von maschinellem Lernen erinnern sich die Algorithmen an Gebäude, was eine bessere Darstellung auf der Karte sowie die Erkennung und das Verständnis von Hausnummern ermöglicht. Der Anwendung wurde auch beigebracht, Veränderungen im Verkehrsfluss zu verstehen und zu erkennen, so dass eine Route empfohlen werden kann, die Straßensperrungen und Staus vermeidet. Es ist fast nicht vorstellbar, dass wir in Zukunft ohne diesse Apps auskommen müssen.

Wir nutzen soziale Medien mehr als zwei Stunden am Tag, ohne uns darüber Gedanken zu machen, dass unser Nutzererlebnis durch KI beeinflusst und optimiert wird. Social-Media-Anwendungen nutzen KI-Unterstützung, um Inhalte zu überwachen, Verbindungen vorzuschlagen und Werbung für bestimmte Nutzer zu schalten, um so sicherzustellen, dass Sie immer auf dem Laufenden und „verbunden” bleiben. KI-Algorithmen können problematische Beiträge, die gegen die Nutzungsbedingungen verstoßen, durch die Identifizierung von Schlüsselwörtern und die visuelle Bilderkennung erkennen und schnell entfernen. Die neuronale Netzwerkarchitektur des Deep Learning ist ein wichtiger Bestandteil dieses Prozesses, aber das ist noch nicht alles. Social-Media-Unternehmen wissen, dass ihre Nutzer ihr Produkt sind. Daher nutzen sie KI, um diese Nutzer mit den Werbetreibenden und Vermarktern zu verbinden, die ihre Profile als wichtige Zielgruppen identifiziert haben. KI in sozialen Medien kann auch die Art von Inhalten verstehen, die bei einem Nutzer auf Resonanz stoßen, und ihm ähnliche Inhalte vorschlagen.

Diese Beispiele für künstliche Intelligenz zeigen, warum überall von KI die Rede ist und warum sie überall eingesetzt wird. Unser kompletter Alltag ist nahezu Teil von KI. Instagram zeigt Ihnen vielleicht ein neues Video, während Sie in Ihrer Mittagspause sind. Google Maps  lotst Sie zu dem neuen Restaurant, in dem Sie Ihre Mittagspause verbringen. Die Liste ließe sich endlos fortsetzen, aber diese wenigen Beispiele für KI zeigen, was sie ist und wie wir sie nutzen.

Das Dilemma – und die europäische Antwort
Künstliche Intelligenz ist zu einer Grundlage der digitalen Transformation geworden und spielt eine wesentliche Rolle in einer Vielzahl von Geschäftsmodellen der digitalen Wirtschaft. Die Lösung der Herausforderungen kann jedoch nicht von der Politik allein bewältigt werden und erfordert die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit von Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Medienlandschaft. Künstliche Intelligenz offenbart eine der zentralen globalen Herausforderungen, wenn es darum geht, einen gesellschaftlichen Mehrwert zu generieren, wenn es darum geht, grundlegenden Bedrohungsszenarien wie dem globalen Klimawandel gemeinsam entgegenzutreten und die negativen Folgen in Zukunft zu verhindern oder, wo dies nicht mehr möglich ist, umindest zu reduzieren.

Länder auf der ganzen Welt machen sich die transformativen Auswirkungen der KI auf Wirtschaft und Gesellschaft zunutze. Der Wettbewerb und die Rivalität zwischen Ländern mit fortgeschrittenen KI-Forschungs- und Entwicklungskapazitäten (F&E) stehen im Mittelpunkt, wobei von einem „KI-Wettlauf” zwischen den Vereinigten Staaten und China die Rede ist. Die ethischen und sicherheitstechnischen Risiken, die entstehen, wenn KI nicht richtig eingesetzt wird, sind jedoch ebenso groß wie ihre potenziellen Vorteile.

Von Gesichtserkennungs- und Einstellungsalgorithmen, die mit Vorurteilen behaftet sind, bis zu selbstfahrenden Autos, die Menschenleben gefährden, sind die Herausforderungen enorm, die mit dem Versagen der KI-Governance verbunden sind, und erfordern gemeinschaftliche Lösungen. Bisher hat Europa einen Mittelweg gefunden, der die Grundrechte schützt und gleichzeitig die Vorteile des KI-Einsatzes nutzt. Die politischen Entscheidungsträger erkennen die Notwendigkeit, technologische, wirtschaftliche und soziale Innovationen zu fördern. Sie erkennen aber auch an, dass beim Einsatz von KI die Grundrechte und Freiheiten, einschließlich Privatsphäre, Datenschutz und Nichtdiskriminierung, gewahrt werden müssen.

Der Erfolg von KI und neuen Technologien erfordert Akzeptanz und Vertrauen
Bei all diesen Herausforderungen kann man ohne Übertreibung sagen, dass die breite Akzeptanz von KI und neuen Technologien noch nicht tief genug in der Gesellschaft verankert ist. Dies wäre – zumindest aus deutscher, wenn nicht auch aus europäischer Sicht – notwendig, um den Informations- und Technologievorsprung von Ländern wie den USA und China zu kompensieren. Es ist daher von größter Bedeutung, der Gesellschaft zu erklären, dass die digitale Transformation viel mehr ist als die Einführung neuer Technologie. Der wesentliche Impuls liegt in der Transformation von Mentalität und Kultur einer Gesellschaft.

Sie hängt von der Akzeptanz der Mitglieder, der Bürger, ab. Selbst wenn es nur teilweise Ablehnung gibt, wird sich dies direkt auf den Erfolg der Umsetzung auswirken. Die zu schaffende Akzeptanz und das Vertrauen in die Automatisierung und Digitalisierung beziehen sich nicht nur auf die Gestaltung der Technik, die sich nicht nur an den menschlichen Faktoren und der Ergonomik orientiert, sondern auch auf die menschliche Informationsverarbeitung und die ethische Bewertung des Menschen. Um das Vertrauen und die Kontrolle in das soziotechnische System aufrechtzuerhalten, müssen höchste Anforderungen an einen menschenzentrierten Gestaltungsansatz und an eine kontinuierliche Bewertung der Verletzung grundlegender Menschenrechte, wie dem Recht auf Privatsphäre und Nichtdiskriminierung gestellt werden.

Nachhaltige Nutzung von Technologien
Die Welt wird durch den Einzug der Digitalisierung in nahezu alle Lebensbereiche besser gestaltbar und bietet eine gute Grundlage, das (europäische) Zusammenleben positiv und nachhaltig zu beeinflussen. Eine hohe Innovationsdynamik – zum Beispiel in den Bereichen Vernetzung, Datenerfassung und Analyse – führt dazu, dass Hardwarekomponenten mit intelligenter Software vernetzt und gesteuert werden. Wichtig ist hier die nur scheinbar selbstverständliche Integration in soziale Prozesse. Nicht nur organisatorische Abläufe werden optimiert, sondern auch politisches Handeln, Arbeitsabläufe und sogar menschliches Verhalten verändern sich. Mit anderen Worten: Um nachhaltige digitale Lösungen zu entwickeln, die Umwelt- und Klimaschutz in die Praxis umsetzen, bedarf es einer technologischen Transformation bei gleichzeitiger gesellschaftlicher Transformation (siehe Abbildung).

Der nachhaltige Einsatz digitaler Technologien ist notwendig und kann einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele bis 2030 leisten. Das zeigt eine Studie des Digitalverbands Bitkom, die zu dem Ergebnis kommt, dass durch den gezielten und beschleunigten Einsatz digitaler Lösungen die CO2-Emissionen in zehn Jahren um 120 Megatonnen reduziert werden können. Das entspricht fast jeder zweiten Tonne, die Deutschland noch einsparen muss, um die selbst gesetzten Klimaziele zu erreichen.

Verbindung zwischen KI und (emissionsfreier) Energie
Während das Thema KI mit fast allen Lebensbereichen korreliert, bietet die nachhaltige Nutzung digitaler Technologien eine wunderbare Möglichkeit, um einen kurzen Ausflug in die Welt der emissionsfreien Energie zu machen und zu zeigen, welchen bedeutenden Beitrag KI in der Wertschöpfungskette zur Erreichung der global gesetzten Klimaziele leisten kann. Natürlich ist das Thema nicht neu, aber der Grad der Verfeinerung nimmt rapide zu und gibt einen Ausblick auf das, was in Zukunft zu erwarten sein wird.

Die Bedeutung der erneuerbaren Energien für unsere Zukunft wird immer deutlicher, da Regierungen auf der ganzen Welt neue Ziele und Vorschriften zur Begrenzung des Kohlenstoffausstoßes festlegen. Der jährliche Global Wind Report des Global Wind Energy Council (GWEC) hebt hervor, dass die globale Windenergiebranche weiterwächst, da die Unternehmen mit Hilfe von künstlicher Intelligenz versuchen, ihre Netze und Prozesse effizienter zu gestalten. Erneuerbare Energien sind ein wachsender Teil des globalen Energiesektors, und der Einsatz neuer Technologien wie der KI ist der Schlüssel zum Aufbau einer kohlenstoffärmeren Zukunft. In der Tat bietet KI der Branche der erneuerbaren Energien viele Möglichkeiten, stärkere, nachhaltigere und stabilere Systeme aufzubauen.

Da erneuerbare Energiequellen einen immer größeren Anteil an unserem Energiemix ausmachen, wird die Vorhersage von Kapazitätsniveaus immer wichtiger, um effiziente und stabile Netze zu gewährleisten. Da ein wachsender Anteil unserer Energie aus erneuerbaren Quellen stammt, nimmt die Grundlasterzeugung aus Energieträgern wie Kohle ab, die aufgrund energieintensiver Anlagen wie Gas- und Dampfturbinen für die Trägheit des Netzes verantwortlich sind. Mit geringer oder gar keiner Netzträgheit könnten die Stromnetze stabiler und weniger anfällig für Stromausfälle werden.

KI und Automatisierung können dazu beitragen, diese Risiken zu mindern. Mit Sensortechnologien gesammelte Echtzeitdaten von Wind- und Solaranlagen und Datensätze mit historischen Wetterinformationen können von der KI ausgewertet werden, die dann Kapazitätsniveaus und Ausfallzeiten vorhersagen und entsprechend handeln kann. Dies wiederum trägt zur Aufrechterhaltung stabiler Stromnetze bei. Der Einsatz von KI zur Datenanalyse kann es Netzbetreibern ebenfalls ermöglichen, die Nutzung der Stromnetze zu optimieren, indem der Betrieb an die jeweiligen Wetterbedingungen angepasst wird. Genaue kurzfristige Prognosen können zu einer höheren Dispatching-Effizienz und einer besseren Blocknutzung führen, was die Zuverlässigkeit verbessert und die erforderlichen Betriebsreserven verringert.

KI ist auch in der Lage vorherzusagen, wann Energie von den Verbrauchern am meisten benötigt wird, was bedeutet, dass sie auch eine große Rolle bei der Batteriespeicherung und der Bereitstellung von Nachfrageflexibilität spielen kann. Speicherbatterien können sehr schnell aktiviert werden, um Zeiten mit hohem Energiebedarf zu bewältigen. Künstliche Intelligenz kann Entscheidungen über das Energiemanagement und die Energiespeicherung erleichtern, indem sie Daten aus erneuerbaren Energiequellen und Netzbedingungen in Echtzeit sammelt und vorhersagt, wann Energie am meisten nachgefragt wird,.

Künstliche Intelligenz spielt auch bei der Wartung eine Rolle. Sie kann Systemfehler und Fehlfunktionen fast sofort erkennen. Sie kann erkennen, welche Art von Problemen auftritt und vorhersagen, welche Probleme in Zukunft auftreten könnten. Das macht die Reparatur und Wartung des Netzes wesentlich einfacher und effizienter.

Wie die europäische Antwort aussehen könnte – ein Beispiel
Wie viel Kohlendioxid entsteht bei der Herstellung eines Autos? Und wie können alle Produktionsschritte optimiert werden, um Ressourcen zu sparen? Der Schlüssel zu einer nachhaltigeren Produktion sind Daten: zum einen Maschinendaten, die die Anlagen in den Fabriken kontinuierlich erzeugen, zum anderen Mobilitätsdaten, die entstehen, wenn Zulieferer Motorblöcke, Karosserien oder Bauteile an die Hersteller liefern. Die übergreifende Nutzung dieser Daten bringt mehrere Vorteile mit sich. Sie macht nicht nur ganze Wertschöpfungsketten transparent, sondern zeigt auch, welcher Produktionsschritt nachhaltig optimiert werden kann.

Die Automobilindustrie setzt auf die Schnittstelle GAIA-X. Ein Projekt zum Aufbau einer effizienten und wettbewerbsfähigen, sicheren und vertrauenswürdigen Dateninfrastruktur für Europa, das von Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung aus Deutschland und Frankreich sowie weiteren, überwiegend europäischen Partnern getragen wird. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) hat 2019 die Initiative GAIA-X gestartet. Ziel ist es, die Abhängigkeit von amerikanischen und chinesischen IT-Anbietern und datengetriebenen, marktbeherrschenden Plattformen zu verringern. Inzwischen ist das Projekt so erfolgreich angelaufen, dass es von mehreren europäischen Ländern und Unternehmen weltweit unterstützt wird.

GAIA-X kann dazu beitragen, digitale Souveränität, offene Architekturen, europäische Standards und gemeinsame Werte zu etablieren. Durch den sektorübergreifenden, selbstbestimmten, sicheren und souveränen Austausch von Daten wird die GAIA-X-Plattform zum Leben erweckt. Sie ermöglicht kooperatives und gemeinsames Arbeiten und ist eine der Säulen digitaler Geschäftsmodelle.

Bis das Potenzial der europäischen Datenwirtschaft voll ausgeschöpft ist und ein digitaler (Binnen-)Markt entsteht, ist es allerdings noch ein weiter Weg. Das ökologische Potenzial wird bisher kaum ausgeschöpft. Es sind nicht nur Eigentums-, Hersteller- und Wettbewerbsinteressen, die den Informationsfluss zum Erliegen bringen, sondern auch die Sorge um den Schutz personenbezogener Daten, etwa im Gesundheitsbereich. Nehmen wir das Beispiel der Krankenhäuser, die sensible medizinische Daten nicht mehr weitergeben. GAIA-X trägt durch die Bereitstellung einer digitalen Infrastruktur dazu bei, dass anstelle von Daten KI-Modelle von Ärzten ausgetauscht werden.

Ziel muss es sein, Europa an die Spitze der Digitalisierung zu bringen. Dazu gehört zum Beispiel der Austausch von Daten in der Industrie, um Autos nachhaltiger zu produzieren oder die digitale Skalierbarkeit des medizinischen Fortschritts, um die Heilungschancen zu verbessern.

Konkret: Die lokale Wirtschaft muss unabhängiger von einzelnen Cloud-Anbietern werden. Und zweitens müssen politische Rahmenbedingungen geschaffen werden, die die wirtschaftliche Verwertung von Daten im industriellen Maßstab regeln.

Welche Hausaufgaben bleiben?

(1) Wettbewerb um Talente

Deutschland leistet seit langem einen Beitrag zur akademischen Forschung im Bereich der künstlichen Intelligenz. Aber in einem so dynamischen Bereich muss das Land mehr tun, um sich weltweit zu profilieren. Um für internationale KI-Talente attraktiv zu werden, muss Deutschland zum einen seinen Ruf in Sachen Technologie und Innovation verbessern. Zu viele der offenen KI-Stellen in Deutschland könnten entweder nicht, später als gewünscht oder nur mit weniger begehrten Kandidaten besetzt werden. Deutschland kämpft bereits jetzt mit einem Mangel an Fachkräften. Gerade im Bereich der KI wird es noch schwieriger werden, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden.

(2) Aufwertung der KMU

Die Bundesregierung will den Einsatz von KI-Technologie in den für Deutschland so wichtigen kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) fördern. Trotz der Bemühungen der Regierung hat der so genannte Mittelstand, der laut dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) etwa ein Drittel des Gesamtumsatzes der deutschen Unternehmen ausmacht, den Einsatz von KI nur langsam angenommen. Eine aktuelle Studie des Bundeswirtschaftsministeriums ergab, dass nur etwa 6 Prozent der befragten Unternehmen über den Einsatz von KI-Technologie berichten.

Eine positive Entwicklung in diesem Bereich wird in Zukunft davon abhängen, ob es Deutschland gelingt, die Digitalisierung weiter voranzutreiben. Ein Bereich, in dem es bekanntermaßen hinter Ländern wie China und den Vereinigten Staaten zurückliegt.

(3) Breiter gesellschaftlicher Dialog und KI für das Gemeinwohl

Wie bei den KMU ist es von entscheidender Bedeutung, die Zivilgesellschaft bei der Entwicklung von KI-Fähigkeiten und -Kompetenzen zu unterstützen, um das Potenzial der KI für das Gemeinwohl nutzbar zu machen. Darüber hinaus kann die Beteiligung der Zivilgesellschaft die Akzeptanz und das Vertrauen der Bevölkerung in die Technologie fördern. Evaluierungsprozesse sollten institutionalisiert werden, damit bewährte Verfahren ermittelt werden können und eine breite Akzeptanz für den Einsatz von KI geschaffen werden kann.

Im internationalen Wettlauf geht es um Qualität und Geschwindigkeit, aber Europa darf nicht der Versuchung erliegen, nachzuahmen oder zu kopieren. Wie die Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen sagt, müssen wir unseren eigenen, europäischen Weg gehen. Dann werden unsere gemeinsamen Anstrengungen zu einem innovativen Unterfangen. Digitale Technologien haben das enorme Potenzial, unser Leben sicherer, besser und komfortabler zu machen. Aber sie können das Leben auch nachhaltiger machen.

Ein Artikel von Michael Suckow, Senior Consultant beim „Goldenen Hirschen”, Deutschland.

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Advocacy-Seminar: “Afrika und Europa – der Weg zu einer strategischen Partnerschaft” https://www.united-europe.eu/de/2022/07/advocacy-seminar-afrika-und-europa-der-weg-zu-einer-strategischen-partnerschaft/ Tue, 05 Jul 2022 11:47:22 +0000 https://www.united-europe.eu/?p=22034 Am 17. und 18. Juni 2022 fand an der ESMT (European School of Management and Technology) in Berlin United Europes Advocacy-Seminar “Afrika und Europa – der Weg zu einer strategischen…

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Am 17. und 18. Juni 2022 fand an der ESMT (European School of Management and Technology) in Berlin United Europes Advocacy-Seminar “Afrika und Europa – der Weg zu einer strategischen Partnerschaft” statt. Das zweitägige Seminar bot spannende Vorträge von Experten aus dem privaten und öffentlichen Sektor und wurde von Professor Andreas Freytag (Universität Jena) und Professor Helmut Asche (Universität Mainz), zwei führenden Experten, die regelmäßig in deutschen Medien zum Thema Afrika berichten, moderiert.

Unsere Gäste waren Hildegard Bentele, Mitglied des Europäischen Parlaments, Khadi Camara vom Afrika Verein, Heike Hoeffler von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), Marius Ochel vom Verband der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wachter vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und Dr. Manuel Fröling von Siemens Energy.

Professor Andreas Freytag (Universität Jena), l. und Professor Helmut Asche (Universität Mainz)

Seit dem Ukraine-Krieg haben sich die Abhängigkeiten verschoben. Europa braucht Afrika, um seine Energieversorgung zu diversifizieren und umzubauen: „Die EU positioniert sich aufgrund der geopolitischen Lage gegenüber Afrika neu”, so Bentele. „Es gibt viele Gemeinsamkeiten mit Afrika, und obwohl Europa der Nachbar Afrikas ist, ist China schneller und stärker auf dem Kontinent verankert.” Die neue EU-Afrika-Partnerschaft auf Augenhöhe verspricht ein stärkeres Engagement des Privatsektors und groß angelegte Investitionen: „Wir müssen uns mehr auf Folgemaßnahmen und greifbare Ergebnisse in Form von konkreten Projekten vor Ort konzentrieren. Rhetorik ist nicht genug”, betonte Bentele. Die EU möchte mehr Handel mit Afrika treiben, aber neue umweltpolitische Instrumente wie das Emissionshandelssystem (ETS) und der Kohlenstoffgrenzmechanismus üben Druck auf afrikanische Exporteure aus. Ein Problem der Partnerschaftsverhandlungen ist, ob die EU Afrika dabei unterstützen wird, weiter fossile Brennstoffe zu entwickeln und zu fördern, während  gleichzeitig im eigenen Land nur noch in erneuerbare Energie investiert wird: „Afrika sollte dies auf bessere und intelligentere Weise tun. Wenn der Rest der Welt diesen Weg geht und dieEntwicklung mit fossilen Brennstoffen vorantreibt, werden wir in naher Zukunft keinen lebenswerten Planeten haben. Lassen Sie uns den richtigen Weg einschlagen. Lassen Sie uns aus den Fehlern der Vergangenheit lernen und den Reichtum an grüner Energie zum Nutzen Afrikas einsetzen. Afrika hat die Chance, es besser zu machen.” Bentele sieht die Rolle Europas darin, Afrika mit Technologie und Know-how zu versorgen und gleichzeitig die richtigen Rahmenbedingungen für einen grünen Übergang zu schaffen.

Professor Asche (Universität Mainz) fuhr mit einem Vortrag über eine Gruppe afrikanischer Krisenländer in einer als „Sahelistan” bezeichneten Krisengebiet fort

Die Länder der so genannten „Sahelzone”, Mali, Burkina Faso, Niger, Zentralafrikanische Republik, Südsudan, Sudan, Eritrea und Tschad bilden ein Krisengebiet, das sich bis in die Küstenregionen ausdehnt. Die Sahelzone ist reich an Ressourcen und größtenteils von Land umschlossen. Nach dem Sturz Gaddafis breiteten sich politisch organisierte islamistische Gruppen neben der trans-sahelischen organisierten Kriminalität aus. Das geopolitische Risiko eines islamistischen Bogens, der in Europa lange Zeit als externe terroristische Bedrohung behandelt wurde, wurde unter französischer Führung militärisch bekämpft und durch europäische Entwicklungshilfe, der so genannten „Sahel-Allianz” mit Sitz in Brüssel, verstärkt. Trotz nominell beeindruckender Militärhilfe, Stabilisierungsmissionen und EU-Militärausbildung hat Europa hier aber versagt. Die Gewalt in der Sahelzone nahm zu und die terroristischen Bedrohungen sowie die Zahl der zivilen Opfer stiegen.

Heute ist die Sahelzone territorial noch stärker zersplittert, die zivilen Regierungen haben die Kontrolle verloren und sind weitgehend abgesetzt und durch Militärherrschaft ersetzt worden. „Das Mantra der EU war die Unterstützung der Rückkehr zur Demokratie, zu freien und fairen Wahlen und die Ausrottung der Korruption durch gute Regierungsführung. Das Problem ist, dass es keinen Briefkasten gibt, an den diese hehren Forderungen gerichtet werden können. Die Staaten in der Sahelzone sind nicht nur fragil oder schwach, sie sind gescheitert. Die Rückkehr zu etwas, das nie war, ist einfach sinnlos”, sagte Professor Asche. Während die Franzosen in der Sahelzone das Scheitern von Afghanistan wiederholten, begann der Wiederaufbau von Staat und Gesellschaft in den Dörfern durch Gespräche auf lokaler Ebene nach dem Bottom-Up-Prinzip. „Die Kombination von Gesprächen auf Dorfebene, die Ausbildung von Frauen, die eine Führungsrolle übernehmen sollen, und der einfachen Unterstützung lokal identifizierter Projekte impliziert einen Paradigmenwechsel in der europäischen Entwicklungshilfezusammenarbeit und Militärdoktrin” schloss Professor Asche.

Khadi Camara vom Afrika Verein, dem Deutsch-Afrikanischen Wirtschaftsverband, bot Perspektiven für die den Grünen Übergang in Afrika und Europa

„Afrika, unser Nachbar, gilt als Energiequelle, und das, obwohl die meisten Afrikaner keinen Zugang zur Energieversorgung haben: Etwa 24 % des afrikanischen Kontinents sind elektrifiziert und nur 40 % der Afrikaner haben Zugang zu Strom. Die Stabilisierung der Stromnetze ist eines der Hauptanliegen Afrikas. Obwohl Afrika reich an natürlichen Ressourcen und ein Kontinent mit grünen Energieressourcen im Überfluss ist, hängt es von der Energieversorgung aus dem Ausland ab. Die jüngsten bilateralen Abkommen zwischen der EU und Afrika stellen Europa Ressourcen zur Verfügung, um im Gegenzug Afrikas eigene Energiekapazitäten, insbesondere in ländlichen Gebieten, zu verbessern.

Große Öl- und Gaskooperationen gibt es seit Jahrhunderten auf dem afrikanischen Kontinent, doch für ein stärkeres Engagement des Privatsektors brauchen Afrika und Europa bessere Rahmenbedingungen und einen besseren Zugang zu Kapital. Die derzeitige Zusammenarbeit im Energiebereich ist einseitig und langfristig nicht nachhaltig. Die Entwicklung erneuerbarer Energien dauert zu lange, und es gibt einfach nicht genug Engagement, Kapital und Know-how vor Ort. Das europäische Engagement auf dem Kontinent ist weder einheitlich noch koordiniert: Europa tritt nicht als Einheit auf, und obwohl wir ein ermutigendes Engagement auf der Ebene der Mitgliedstaaten sehen, könnte ein europäisches Konzept wirkungsvoller und effektiver sein.

Wenn Europa Projekte und insbesondere Wasserstoff in großem Maßstab entwickeln will, sind ein gemeinsamer Ansatz, bessere Rahmenbedingungen für den Privatsektor und der Aufbau lokaler Kapazitäten erforderlich: „Wenn wir nicht in diese Richtung denken, wird Wasserstoff einfach das nächste Öl sein und nichts wird sich ändern. Die kontinentale Einheit des Afrikanischen Kontinents ist ein sehr wichtiger Aspekt in der Gleichung, um eine echte afrikanisch-europäische Zusammenarbeit zu erreichen. Wir müssen mehr für die Bildung tun und wir brauchen einen integrativeren Ansatz.” Für Camara stellt Afrikas Ressourcenreichtum keine kurzfristige Lösung dar, sondern eine langfristige Notwendigkeit: „Wir müssen unsere Rohstoffabhängigkeit diversifizieren und Teile unserer energieintensiven Industrien nach Afrika verlagern, wo grüne Energie in Hülle und Fülle vorhanden ist. Wir müssen die intrinsische Motivation haben, die Beziehungen zu stärken und uns unseren afrikanischen Nachbarn anzunähern.”

Marius Ochel vom Verband der Automobilindustrie (VDA) eröffnete neue Perspektiven für die Automobilindustrie in Afrika

Der VDA arbeitet im Rahmen einer Partnerschaftsinitiative mit dem Afrikanischen Verband der Automobilhersteller (AAAM) zusammen und unterstützt den Partner bei der Schaffung von Rahmenbedingungen, Infrastruktur und Privatsektoraktivierung, Wissenstransfer und Innovation. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unterstützt diese Partnerschaft im Rahmen der „Sonderinitiativen (SI) Ausbildung und Beschäftigung”. Die Initiative schafft geeignete Rahmenbedingungen für private Investitionen in eine organisierte afrikanische Automobilindustrie zur wirtschaftlichen Entwicklung des Industriesektors sowie für Innovation und Erschließung neuer Märkte auf dem afrikanischen Kontinent. Bei der Initiative handelt es sich um eine kapazitätsbildende Partnerschaft, die auf den Abbau von Handelshemmnissen, die Verbesserung des Investitionsklimas, Marketing und Imagebildung sowie die Gestaltung von Public Private Dialogue-Mechanismen hinarbeitet, immer mit der Idee, einen panafrikanischen Autopakt zu schaffen. Der Autopakt wird Montagezentren in ganz Afrika vorantreiben und die Industrie durch regionale Zusammenarbeit und gemeinsame Wertschöpfungsketten vergrößern. „Die Unterstützung und das Engagement des Privatsektors ist die wichtigste Triebkraft für die Entwicklung der Industrie in ganz Afrika, die für die Schaffung von Arbeitsplätzen und Wertschöpfungsketten von entscheidender Bedeutung ist”, so Marius Ochel abschließend.

Heike Hoeffler von der GIZ (Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit) sprach über Afrikas Landwirtschaft zwischen Ernährungssicherung und modernen Wertschöpfungsketten: Bei der Entwicklungshilfe ist es wichtig, Einflussbereiche zu identifizieren und zu schauen, was man mit den bestehenden Strukturen und Bedingungen vor Ort verändern kann. In Bezug auf den Klimawandel und das Bevölkerungswachstum gibt es aus agrarökonomischer Sicht nur sehr wenig zu tun. In Afrika ist die Wachstumsrate der Landwirtschaft mit dem Wirtschaftswachstum gekoppelt. Die Landwirtschaft ist der wichtigste Arbeitgeber auf dem Kontinent und sichert 65 % des Lebensunterhalts in Afrika, insbesondere für Frauen.

„Um Afrikas Landwirtschaft innerhalb des gegebenen Ressourcenrahmens produktiver zu machen, müssen wir ein Gleichgewicht zwischen Ernährungssicherheit und modernen Wertschöpfungsketten schaffen. Der Teeanbau in Kenia beugt beispielsweise  der Nahrungsmittelunsicherheit nicht vor und wird für ertragreiche Exporte angebaut: Wir brauchen aber beides – Zugang zum Weltmarkt und Produktion für den lokalen Markt”, sagte Hoeffler. „Der Entwicklungsansatz besteht darin, in die Wertschöpfung zu investieren, wobei nicht nur die Erträge im Mittelpunkt stehen sollten, sondern auch der Nährwert für die Wertschöpfung wichtig ist. Das gilt ebenso für eine regelbasierte Entwicklung, die sicherstellt, dass die Arbeiter ein existenzsicherndes Einkommen aus den Ernten erzielen können sowie für einen ökologischeren Ansatz, der sich auf den CO2-Fußabdruck und die Umwelt konzentriert. Wir sehen bereits, dass sich die Debatte von der Wertschöpfungskette auf das Lebensmittelsystem verlagert, wobei der Nährwert und die Qualität gegenüber den reinen Produktionserträgen immer stärker berücksichtigt werden. Der Privatsektor ist der Haupttreiber für den Wandel und muss finanziell unterstützt werden”, so Höffler. Forschung, Entwicklung, Wissen und Innovation sind von grundlegender Bedeutung für die Sicherung der Lebensmittelversorgung: Wie kann man Düngemittel effizient einsetzen, wie den Anbau an den Klimawandel anpassen und wie Lebensmittel durch geeignete Lagerungsmethoden vor Verderb schützen.

Hoeffler fügte hinzu: „Die Lage ist katastrophal, und der Krieg in der Ukraine hat die bestehenden Probleme zu einem Sturm ausgeweitet – eine düstere Situation, die durch die Corona-Pandemie und ihren Folgen verstärkt wurde. Auch die Aussichten für die Versorgung mit Düngemitteln sind besorgniserregend: Die weltweiten Phosphorreserven werden sich innerhalb von 20 Jahren erschöpfen, und wir werden in den kommenden Jahren einen erheblichen Preisanstieg für Lebensmittel erleben. Die Zahl der unterernährten Menschen weltweit ist im Jahr 2020 bereits gestiegen, 768 Millionen Menschen hungern. 750.000 Menschen sind in Äthiopien, Jemen, Südsudan, Somalia und Afghanistan vom Hungertod bedroht. 276 Millionen Menschen sind weltweit in 81 Ländern von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen. Diese Zahl könnte bis Ende dieses Jahres auf 323 Millionen Menschen ansteigen und die Mehrheit dieser Menschen lebt in Afrika.

Matthias Wachter vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) nannte strategische Beispiele für Bergbaupartnerschaften in Afrika: Kritische Rohstoffe kommen vor allem aus Afrika und China

Die EU ist derzeit in hohem Maße von seltenen Erden aus China abhängig. Diese Abhängigkeit ist bereits größer und kritischer als die Abhängigkeit von Öl und Gas. Seit dem Krieg in der Ukraine ist die Diversifizierung der Lieferketten in den strategischen Mittelpunkt gerückt: Afrika ist ein rohstoffreicher Kontinent und auch dort werden Mineralien gefördert. Kobald aus dem Kongo macht beispielsweise über 70% des weltweiten Angebots aus und wird für die E-Mobilität benötigt. „Die Energiewende ist ein wichtiger Treiber für Rohstoffe und seltene Erden (IT, Windturbinen, etc.) und wir werden in Zukunft nicht weniger, sondern mehr davon brauchen. Neue Technologien werden mehr Abhängigkeiten von Seltenen Erden schaffen. Wenn wir nicht diversifizieren, wird unsere Abhängigkeit nur zunehmen”, warnte Wachter. Wie kann Europa die steigende Nachfrage nach Rohstoffen in Zukunft bewältigen?, lautet die strategische Frage, die für Europa im Mittelpunkt steht. Afrika spielt hier als Europas rohstoffreicher Nachbar eine wichtige Rolle. Europa ist auf dem afrikanischen Kontinent bisher deutlich unterrepräsentiert: „Nur etwa 2 % unserer Exporte gehen nach Afrika und etwa 2 % unserer Importe kommen aus Afrika”, so Wachter abschließend.

Professor Asche (Universität Mainz) ergänzte das Seminar mit einem Vortrag über Afrikas Ressourcenfluch: „Allein auf dem afrikanischen Kontinent gibt es ein halbes Dutzend Länder, die reich an Bodenschätzen sind. Auch macht Afrikas geografische Nähe zu Europa den Kontinent zu einem strategischen Partner der EU. Doch der Segen reicher Bodenschätze birgt auch die Möglichkeit des ‘Ressourcenfluchs’ (Auty, 1993) oder des “Paradox of Plenty” (Karl 1997), der politisch-ökonomische, soziale, ökologische und gesellschaftliche Dimensionen hat. Darunter eine Reihe wirtschaftlicher Probleme, die als „Holländische Krankheit” bekannt sind. Ein Begriff, der 1977 vom „Economist” geprägt wurde, um den Rückgang des verarbeitenden Gewerbes und der Agrarexporte in den Niederlanden nach der Entdeckung großer Gasreserven zu beschreiben. Professor Asche bemerkte, dass kein einziges afrikanisches Land seine Ressourcen sinnvoll genutzt hat: „Es ist nicht so, dass sie nichts erreicht hätten, aber das, was in Bezug auf Bildung, Gesundheit und Infrastruktur möglich gewesen wäre, wurde größtenteils für weniger nützliche Zwecke vergeudet. Es gibt eine Ausnahme: Botswana hat ein relativ gutes Bildungs- und Gesundheitssystem.” Länder, die reich an Bodenschätzen sind, leiden unter dem so genannten „Enklavensyndrom”: Die Gewinne fließen in der Regel ins Ausland und die Entwicklung konzentriert sich ausschließlich auf den Bergbausektor und die Region, in denen die Bodenschätze gewonnen werden. Die Aufwertung des Wechselkurses behindert die produktiven Sektoren, einschließlich der Ausfuhr und Einfuhr lebenswichtiger Güter. Alles Kapital und alle Talente werden in den Rohstoffsektor gezogen, und die negativen Auswirkungen auf die Umwelt verschärfen das Problem für die übrige Wirtschaft. Auch die Infrastruktur wird monopolisiert und nur für den Rohstoffsektor gebaut. Um dieser Herausforderung zu begegnen, sind komplizierte politische Maßnahmen erforderlich. Sogenannte Nord-Süd-Partnerschaften und die Zusammenarbeit beim Wissens- und Technologietransfer könnten ein Teil der Lösung sein.

Professor Andreas Freytag (Universität Jena) untersuchte die konventionellen Entwicklungshilfestrategien Europas: „Leider kann die Entwicklungshilfe vor Ort gegenteilige Auswirkungen haben. Wenn Dinge von außen bereitgestellt werden, gibt es keine Dringlichkeit, Strukturen, neue Politiken oder lokale Ökonomien zu entwickeln. Sie fördert Korruption und schafft Abhängigkeiten”, so Professor Freytag. Entwicklungshilfe behindert manchmal die Entwicklung, sie schafft das so genannte Dutch-Disease-Phänomen. Nach Ansicht des LSE (London School of Economics and Political Science)-Wissenschaftlers Lord Bauer ist die öffentliche Entwicklungshilfe hauptsächlich kontraproduktiv, mit Ausnahme von zentralisierten Projekten und Soforthilfe. Die wirtschaftliche Bewertung der Entwicklungshilfe kommt zu dem Schluss, dass sie in Ländern mit funktionierenden Institutionen und guter Regierungsführung am hilfreichsten ist. Trotz dieser Ergebnisse baut die EU ihre Entwicklungshilfeinitiativen weiter aus: Deutschland hat zum Beispiel den Compact for Africa und den Marshallplan mit Afrika gestartet. „Elf deutsche Ministerien haben Afrika-Strategien, von denen keine koordiniert ist. Rücküberweisungen aus der Diaspora stellen mehr Unterstützung für Afrika dar als Entwicklungshilfe – sie sind effektiver, zielgerichteter und deutlich besser genutzt. Hier kommt das Bottom-up-Prinzip poisitiv zum tragen.”

Freytag beobachtet hier den so genannten „White Mans Burden”-Effekt (Kipling, 1899), bei der die Agenda für Hilfsprogramme in den Köpfen der Geber entwickelt wird, ohne die tatsächlichen Bedürfnisse und Prioritäten der Empfängerländer als notwendige politische Grundlage zu nehmen. Freytag schlägt eine bessere Verwendung der Hilfsgelder in Verbindung mit Export- oder Investitionsförderungsmaßnahmen (worauf auch Manuel Fröling von Siemens Energy einging) und der Bereitstellung von konkreter Infrastruktur vor: „Europa ist gut darin, Lücken zu erkennen, aber es fehlt an Instrumenten und dem lokalem Verständnis, um sie zu schließen”, so Freytag abschließend.

Professor Andreas Freytag gab desweiteren Einblicke in Chinas Engagement in Afrika: China kann nicht nur negativ beurteilt werden. Chinas Engagement in Afrika basiert hauptsächlich auf Handel, d.h. Baumaterial, Bergbau und Produktion. In den letzten Jahren stiegen die Import-Export-Beziehungen stark an. China investiert auch stark in die Infrastruktur und die verarbeitende Industrie Afrikas. Es wird Hilfe für große Infrastrukturprojekte geleistet, und bisher sind 1,2 Millionen Chinesen dauerhaft nach Afrika eingewandert. Die chinesische Regierung hat bis zu 300 Beamte in jedes afrikanische Land entsandt – im Vergleich dazu entsendet Deutschland nur sieben Delegierte in afrikanische Länder. Nach Angaben des Economist erreichten die chinesischen Kredite 2016 ihren Höhepunkt und sind nun leicht rückläufig. China arbeitet nicht nach OECD-Richtlinien und die Kreditvergabebedingungen sind undurchsichtig. „China stellt nicht nur Geld zur Verfügung, sondern auch grundlegende Infrastruktur, die auf dem afrikanischen Kontinent dringend benötigte Arbeitsplätze schafft, allerdings unter fragwürdigen Bedingungen. Dennoch bietet China Afrika eine andere Option als Europa”, so Professor Freytag: „Es gibt aber auch negative Nebenwirkungen. Meinungsfreiheit und humanitäre Standards sind ernsthaft bedroht. Politische Unverbindlichkeit ist ein Mythos und wir sehen, dass China sich auch auf dem Kontinent durchaus politisch einmischt, zum Beispiel durch strategische militärische Investitionen entlang der afrikanischen Küste.”

Professor Helmut Asche (Universität Mainz) sprach über Russlands Engagement in Afrika: Russlands Engagement in Afrika ist in Bezug auf Umfang, Dimension, Ursache und Wirkung im Gegensatz zu Chinas Einsatz in Afrika nur sehr wenig erforscht. Die neue Russland-Afrika-Politik begann 2017/18 und besteht aus vier Säulen der Intervention: Söldner, Militär, Bergbau und Propaganda. Mit strategischen Kampagnen propagiert Russland antiwestliche Narrative und nutzt das Narrativ der Kolonialisierung, um Europas Engagement zu untergraben. Das russische Engagement konzentriert sich auf wichtige rohstoffreiche Länder wie Libyen, Sudan, ZAR, Mali, Kamerun und Mosambik und insbesondere auf die Bereitstellung privater Sicherheitsdienste und militärischer Hilfe in fragilen und gescheiterten Staaten. Russland ist in Stellvertreter- und Bürgerkriege mit organisierten Gruppen wie Wagner verwickelt, um Risiken für eigene Interessen im Rohstoffsektor zu begrenzen und sein Hauptziel, geopolitischen Einflusses zu vergrößern, zu stärken. Russlands Export basiert auf Bodenschätzen und militärischer Unterstützung, und obwohl es sich dabei um einen destruktiven Ansatz handelt, findet Russlands Politik sowohl bei Afrikas Eliten als auch bei Teilen der Bevölkerung Akzeptanz. Warum ist Russlands neue Afrikapolitik so auffallend effektiv? Gründe könnten hier Afrikas Enttäuschung über die ehemaligen Kolonialmächte und zwingende wirtschaftliche Interessen sein, insbesondere die derzeitigen Getreideeinfuhren. Nicht zu unterschätzen ist auch Russlands effektive Propaganda über die Medien. „Europa braucht eine eigene Kommunikationsstrategie auf dem afrikanischen Kontinent, um Russlands neuer Afrikapolitik etwas entgegenzusetzen”, so Professor Asche abschließend.

Manuel Fröling von Siemens Energy erläuterte die deutsche Außenwirtschaftsförderung

Bei Geschäften in Afrika bieten der Africa Business Guide, die Deutsch-Afrikanische Wirtschaftsvereinigung und die deutschen Auslandshandelskammern Unterstützung für deutsche Unternehmen. Daneben stellt die Bundesregierung verschiedene Garantieinstrumente zur Verfügung, um deutschen Unternehmen in Afrika den Zugang zu anspruchsvollen Märkten zu sichern. Manuel Fröling ging auf die Grundlagen der Exportkreditgarantien (auch bekannt als Hermesdeckungen) und der Investitionsgarantien ein, die für Großprojekte im afrikanischen Ausland eingesetzt werden. Die Hermesdeckungen werden von Euler Hermes als Export Credit Agency (ECA) verwaltet. Der Exporteur kann sich gegen den Ausfall von Rückzahlungsansprüchen aus wirtschaftlichen und politischen Gründen absichern. Auch Banken können die Hermesdeckungen zur Finanzierung dieser Exporte nutzen. Oftmals ist die Finanzierung von Großgeschäften in afrikanischen Ländern nur durch die Übernahme von Hermesdeckungen möglich. Der Interministerielle Ausschuss (IMA) legt für jedes Land in Afrika die Bedingungen für die Übernahme von Exportkreditgarantien fest. Obwohl die Exportkreditgarantien allen deutschen Exporteuren, die in Afrika tätig sind, zur Verfügung stehen, wurden im vergangenen Jahr nur 1,5 % der deutschen Exporte durch diese Regelung abgesichert. „Es wäre gut, wenn die Bedingungen für die afrikanischen Länder weiter verbessert werdennoch besser wären, obwohl die deutsche Regierung vor allem in den letzten Jahren viel getan hat”, sagte Manuel Fröling.

Die ECA-Hilfe ist stark reglementiert. Der so genannte “OECD-Konsens” hat einheitliche Mindeststandards für Exportkredite festgelegt und ist in EU-Recht umgesetzt worden. Er gilt für alle staatlich geförderten Exportkredite, die eine Kreditlaufzeit von zwei Jahren oder mehr haben. Die Nichtteilnehmer an der Vereinbarung sind jedoch zu wichtigen Anbietern von ECA-gedeckten Exportfinanzierungslösungen geworden. „China, Indien und Brasilien sollten sich dem OECD-Konsens anschließen, sonst wird es in naher Zukunft keine gleichen Wettbewerbsbedingungen für Europa geben”, bemerkte Fröling. Darüber hinaus gibt es weitere wichtige internationale Regelungen wie die OECD-Empfehlung des Rates über gemeinsame Vorgehensweisen bei öffentlich unterstützten Exportkrediten oder die Empfehlung über nachhaltige Kreditvergabepraktiken und öffentlich unterstützte Exportkredite. Ein weiteres wichtiges Instrument sind Investitionsgarantien, die von der Bundesregierung angeboten werden. Dieses Instrumentarium kann von Unternehmen genutzt werden, um förderfähige deutsche Direktinvestitionen in afrikanischen Ländern gegen mögliche politische Risiken abzusichern. Wirtschaftliche Risiken sind nicht abgedeckt. Auch Banken können die Instrumente der Investitionsgarantien bei der Finanzierung eines Projekts nutzen. So kann eine Bank beispielsweise ein investitionsähnliches Darlehen mit Hilfe von Investitionsgarantien absichern lassen. Auch für dieses Instrument gibt es eine IMA-ähnliche Zusammensetzung wie bei den Hermes-Bürgschaften, nur ist hier PwC der Vermittler und für das Management zuständig. „Es ist sehr schwierig, z. B. für Mali eine Investitionsgarantie zu bekommen, da nur eine begrenzte Deckung zur Verfügung steht. Ein Dilemma, denn diese Regionen brauchen die Garantien am dringendsten. Um diese Regionen zu stabilisieren, ist Entwicklung dringend notwendig”, so Fröling abschließend. Es besteht die Bereitschaft, Investitionen in Afrika zu verbessern und voranzutreiben, und viele Hindernisse wurden bereits durch Initiativen wie Compact for Africa abgebaut. Dennoch gibt es viel Raum für weitere Verbesserungen.

Wir bedanken uns bei unseren Mitorganisatoren, den Professoren Andreas Freytag und Helmut Asche, den Referenten, den Teilnehmern aus ganz Europa und vor allem bei unseren Mitgliedern, die diese Veranstaltung ermöglicht haben.

United Europe ist ein gemeinnütziger Verein, der sich ausschließlich durch Mitgliedsbeiträge und Spenden finanziert. Bitte denken Sie über eine Spende nach, damit wir unsere Agenda für ein geeinteres Europa weiter vorantreiben können.

 

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Überwindung der Energiepreiskrise: Wie kann der europäischen Industrie der Rücken gestärkt werden? https://www.united-europe.eu/de/2022/06/ueberwindung-der-energiepreiskrise-wie-kann-die-europaeische-industrie-gestaerkt-werden/ Thu, 09 Jun 2022 10:08:38 +0000 https://www.united-europe.eu/?p=21803 Am 31. Mai veranstaltete United Europe in Zusammenarbeit mit Aurora Energy Research und dem Future Institute for Sustainable Transformation im Cercle Royal Gaulois in Brüssel ein Advocacy-Seminar zur Energiepreiskrise in…

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Am 31. Mai veranstaltete United Europe in Zusammenarbeit mit Aurora Energy Research und dem Future Institute for Sustainable Transformation im Cercle Royal Gaulois in Brüssel ein Advocacy-Seminar zur Energiepreiskrise in Europa.

Was kann kurzfristig gegen die rekordverdächtigen Energiepreise unternommen werden, und wie kann dies mit der langfristigen Dekarbonisierung unserer Gesellschaft in Einklang gebracht werden? Europa steht vor der unmittelbaren Herausforderung, Energie erschwinglich zu machen. Wie können die Regierungen den Europäern helfen, ihre Rechnungen zu bezahlen und gleichzeitig ihre Industrie wettbewerbsfähig zu halten?

Dies und mehr wurde mit den Podiumsteilnehmern europäischer Energieakteure erörtert, die zu unserer Paneldiskussion Emerging from the energy price crisis: How to build a sustainable backbone for Europe’s industry? zusammengekommen waren, um die aktuelle Situation zu diskutieren. Zu den Podiumsteilnehmern gehörten Tjobjorg Klara Fossum, Vizepräsidentin bei Equinor, Simone Mori, Europachef der Enel Gruppe, Marc-Oliver Arnold, Werksleiter der GMH Gruppe, Johanna Schiele, Policy Officer beim Europäischen Innovationsfonds und Sir Philip Lowe, Partner bei Oxera. Moderiert wurde die Diskussion von unserem Mitorganisator Hanns Koenig, Head of Commissioned Projects, Central Europe, bei Aurora Energy Research.

Nachfolgend finden Sie die wichtigsten Aussagen der Diskussionsteilnehmer zur Energiepreiskrise in Europa:

Philip Lowe eröffnete die Podiumsdiskussion, indem er den energiepolitischen Rahmen absteckte: „Während wir weltweit und insbesondere in Europa einen plötzlichen und massiven Anstieg der Energiepreise erleben, hat sich die Preiskrise schon seit langem angebahnt. Die Investitionen in die Gewinnung fossiler Brennstoffe waren aufgrund der niedrigen Preise, die durch die Corona-Pandemie verstärkt wurden, jahrelang niedrig. Die sich nach Corona rasch erholende Nachfrage, insbesondere in Asien, wo Indien und China von Kohle auf Gas umsteigen, hat zu einer globalen Marktverknappung geführt, die durch den Druck Russlands auf die Gasmärkte in Europa verstärkt wurde.”

Simone Mori, Europa-Chef von Enel, erklärte, dass es der falsche Ansatz sei, zur Lösung der Energiepreiskrise nicht die Ursache, sondern nur die aktuelle Situation zu betrachten – ein Fehler im Denkansatz. Der europäische Kunde wird Opfer des Phänomens der doppelten Margenabhängigkeit, bei dem der Strompreis in erster Linie durch den Gaspreis bestimmt wird, was jedoch komplex und der Öffentlichkeit schwer zu erklären ist. Mori zufolge ist ein neues Marktmodell für den Stromsektor erforderlich, das Energie, Dekarbonisierung, Flexibilität und Versorgungssicherheit in den Mittelpunkt stellt.

Tjoborg Klara Fossum, Vizepräsidentin von Equinor, äußerte sich besorgt über die drei großen Krisen, mit denen Europa konfrontiert ist: Krieg in Europa, Energiepreise und Klimawandel. Netto-Null im Jahr 2050 ist eine gewaltige Aufgabe, wenn man sich das Ausmaß ansieht und gleichzeitig drei Krisen bewältigt: „Wir müssen einen breiten Werkzeugkasten nutzen”, sagte sie. Die Diskrepanz zwischen der Energieerzeugung aus erneuerbaren Energien und der aus fossilen Brennstoffen ist enorm: In einem Jahr erzeugt ein Offshore-Windpark so viel Energie, wie in einem Schiff mit fossilen Brennstoffen enthalten ist, so dass es eine große Herausforderung ist, den Energiebedarf Europas zu decken: „Dekarbonisierung ist der Schlüssel und Kohlenstoffabscheidung ist die Lösung für die Industrie. Leider sehen wir immer noch eine kommerzielle Lücke zwischen Emissionen und Kohlenstoffabscheidung, und wir müssen daran arbeiten, diese Lücke zu schließen”, schloss Fossum in ihrer Eröffnungsrede.

Marc-Oliver Arnold, Werksleiter der stahlproduzierenden  GMH Gruppe, vertritt einen der größten Stromverbraucher Deutschlands. „Stahlerzeugung in Deutschland ist unsere Mission, bedeutet aber auch einen immensen Druck. Wir vertrauen in unsere Prozesse und wir glauben, dass die grüne Stahlproduktion die Zukunft ist. Der Baustoff Stahl ist ein strategisches Gut, und wir müssen ihn auf umweltfreundliche Weise produzieren. Wir stehen vor immensen Problemen, unseren Stromverbrauch grün zu machen, nicht nur grün zu waschen”, sagte er. Die Verfügbarkeit ausreichender Mengen an Ökostrom ist in Europa problematisch.

Johanna Schiele von der Europäischen Kommission stellte einen neuen Fonds vor, der dazu beitragen soll, ein nachhaltiges Rückgrat für die europäische Industrie zu schaffen, den Innovationsfonds. Sie argumentierte, dass kurzfristige Maßnahmen, die derzeit diskutiert werden, um russisches Gas zu ersetzen, mit langfristigen Initiativen konkurrieren, die für den grünen Übergang dringend benötigt werden: „Ich bin ein wenig pessimistisch, was den Umgang mit der Energiepreiskrise in Europa angeht. Das Dilemma des Innovationsfonds besteht darin, dass wir Exzellenzmaßnahmen finanzieren wollen, die in, sagen wir, 10 Jahren benötigt werden, aber wir stehen auch unter einem großen Druck, kurzfristig zu handeln”, schloss sie.

Die Aufzeichnung der Paneldiskussion finden Sie hier.

 

Member of the European Parliament, Carlos Zorrinho

Wir möchten unseren Mitveranstaltern Aurora Energy Research und dem Future Institute for sustainable Transformation sowie allen Podiumsteilnehmern dafür danken, dass sie diese Veranstaltung zu einem vollen Erfolg gemacht haben.

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Advocacy-Seminar: Emerging from the Energy Price Crisis: How to build a sustainable backbone for Europe’s industry? https://www.united-europe.eu/de/2022/05/advocacy-seminar-emerging-from-the-energy-price-crisis-how-to-build-a-sustainable-backbone-for-europes-industry/ Tue, 17 May 2022 08:18:38 +0000 https://www.united-europe.eu/?p=21732 Herzlich laden wir Sie am 31. Mai 2022 zu unserem Advocacy-Seminar über die europäische Energiepreiskrise ein, das in Zusammenarbeit mit Aurora Energy Research und dem Future Institute, dem Zukunftsinstitut für…

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Herzlich laden wir Sie am 31. Mai 2022 zu unserem Advocacy-Seminar über die europäische Energiepreiskrise ein, das in Zusammenarbeit mit Aurora Energy Research und dem Future Institute, dem Zukunftsinstitut für nachhaltige Transformation im Cercle Royal Gaulois, Rue de la Loi 5, 1000 Brüssel, stattfindet.

Wir beginnen um 12.00 – 13.15 Uhr (MEZ) mit einer Podiumsdiskussion zum Thema “Emerging from the Energy Price Crisis: How to build a sustainable backbone for Europe’s industry?” Anschließend laden wir Sie zu einem Flying Buffet und Networking bis 14.30 Uhr (MEZ) ein.

Die Podiumsdiskussion mit Simone Mori, Head of Europe bei Enel, Johanna Schiele, Policy Officer Innovation Fund bei der Europäischen Kommission, Philip Lowe, Partner bei Oxera, Torjbjorg Klara Fossum, VP bei Equinor und Marc-Oliver Arnold, Werksleiter bei der Georgsmarienhütte GmbH, wird von Hanns Koenig, Head of Commissioned Projects bei Aurora Energy Research moderiert.

Die Veranstaltung findet unter Einhaltung aller geltenden gesundheitlichen und hygienischen Vorschriften statt. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt, daher bitten wir Sie, sich bis zum 20. Mai unter events@united-europe.eu anzumelden.

Wir freuen uns darauf, Sie in Brüssel zu sehen!

 

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Warum ist Europa bezüglich des Krieges in der Ukraine so gespalten? Ist billige Energie einen ukrainischen Völkermord wert? Ein Artikel von Anna Romandash https://www.united-europe.eu/de/2022/04/warum-ist-europa-bezueglich-des-krieges-in-der-ukraine-so-gespalten-ist-billige-energie-einen-ukrainischen-voelkermord-wert-en-artikel-von-anna-romandash/ Mon, 25 Apr 2022 12:13:34 +0000 https://www.united-europe.eu/?p=21680 Wir sagen “Nie wieder”, gedenken wir des Zweiten Weltkriegs. Wir versprechen uns selbst und den künftigen Generationen, die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen. Wir wollen den europäischen Frieden wahren…

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Wir sagen “Nie wieder”, gedenken wir des Zweiten Weltkriegs.
Wir versprechen uns selbst und den künftigen Generationen, die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen.
Wir wollen den europäischen Frieden wahren und unbedingt verhindern, dass der Krieg einen Konflikt auslöst, der die ganze Welt verschlingen würde.

Und doch haben wir versagt.

Es herrscht Krieg in Europa, und er wird so schnell nicht aufhören. Am 24. Februar 2022 startete Russland die groß angelegte Invasion in der Ukraine. Innerhalb von zwei Monaten töteten die Russen Zehntausende von Ukrainern, verübten Massaker, die der Definition eines Völkermords entsprechen und zwangen mehr als 10 Millionen Ukrainer zur Flucht aus ihrer Heimat. Die Hälfte der ukrainischen Kinder wurde vertrieben.

Aber der Krieg hat nicht am 24. Februar begonnen. Er begann im Jahr 2014, als Russland die Krim annektierte und den Donbas, den östlichen Teil der Ukraine, besetzte.

Der Krieg hat den Charakter eines Völkermordes. Niemand wird hier als Gewinner rausgehen. Russland kann die Ukraine nicht ohne große Verluste erobern. Die Ukraine kann Russland nicht besiegen, ohne enorme Opfer zu beklagen. Und der Rest Europas kann nicht so tun, als sei alles wie immer. Die Zahlen zeigen es. Nach dem 24. Februar hat die EU die Ukraine mit rund einer Milliarde Euro unterstützt. Dieses Geld ist für humanitäre und militärische Hilfe bestimmt. Im gleichen Zeitraum hat Russland fast 40 Milliarden Euro von der EU erhalten. Das ist die Bezahlung für russisches Öl, Gas und Kohle. Das ist europäisches Geld, das den Krieg finanziert.

Die EU befindet sich in einer schwierigen Lage, seit Russland die groß angelegte Invasion gestartet hat. Einerseits hat sie der Ukraine ihre volle Unterstützung zugesagt. Sie hat Sanktionen angekündigt und Russland auch verurteilt.

Auf der anderen Seite kauft die EU weiterhin russische Energie und versorgt den Kreml mit Geld für den Krieg. Für ein Energie-Embargo gibt es keine Mehrheit. Einige der großen russischen Banken sind nicht von den Sanktionen betroffen. Und es gibt eine ständige Debatte darüber, ob der Ukraine schwere Waffen geliefert werden sollen oder nicht. Europa ist hier bereits gespalten.

Zum einen gibt es europäische Länder, die auf ein vollständiges Energie-Embargo drängen. Dabei handelt es sich vor allem um Osteuropäer, die die Ukraine unterstützen und wegen der anhaltenden russischen Aggression Alarm schlagen.

Dann haben wir eine Reihe von westeuropäischen Ländern, die unterschiedlich reagieren. Einige sind wegen der wirtschaftlichen Kosten nicht bereit, auf russische Energie zu verzichten. Einige würden es lieber früher als später tun, warten aber auf eine gesamteuropäische Entscheidung. Und einige wollen Putin nicht noch mehr provozieren. Offenbar ist ein Massaker an ukrainischen Zivilisten kein ausreichendes Argument, um die Einstellung der Finanzierung des Kremls durchzusetzen.

Die Position Deutschlands ist hier besonders interessant. Einerseits ist es ein Land, dessen Führung die Ukraine rhetorisch unterstützt hat und das sich als Verbündeter der Ukraine versteht. Auf der anderen Seite spricht die deutsche Energiepolitik eine andere Sprache. Deutschland lehnt die Kernenergie ab, steigt schrittweise aus der Kohlenutzung aus und erhöht seine Versorgung mit erneuerbaren Energien. Der größte Teil der Energie – über 70 % – stammt nach wie vor aus Öl, Gas und Kohle. Russland ist die Hauptquelle für diese drei Energieträger.

Nachdem Russland 2014 die Krim annektiert und Teile des Donbass besetzt hat, unterstützte die deutsche Regierung trotzdem Nord Stream 2. Und das, obwohl es in diesen letzten acht Jahren – wie auch der Rest der EU – viel Zeit hatte, sich mit der Bedrohung durch die Abhängigkeit von russischer Energie auseinanderzusetzen. In dieser Zeit hätten die europäischen Demokratien ihre Energiequellen diversifizieren können, ohne sich auf ein Land verlassen zu müssen, das von einem rücksichtslosen Diktator regiert wird. Das ist nicht geschehen.

Jetzt diskutieren die EU-Länder über ein Energie-Embargo gegen Russland. Ein Schritt, der schon längst hätte passieren können, hätten die Europäer auf die zahlreichen Warnungen der Ukraine und anderer osteuropäischer Länder gehört, die in der Vergangenheit direkt von der russischen Aggression betroffen waren.

Die deutsche Regierung hat wiederholt die Lieferung schwerer Waffen abgelehnt, hat Nord Stream 2 unterstützt und Russland jahrelang beschwichtigt. Sie hat auch das Energie-Embargo als eine der wichtigsten Sanktionen gegen Russland abgelehnt. Würde die deutsche Regierung ein Energie-Embargo vorantreiben, würden die Debatte in Europa anders verlaufen.

Die Europäer könnten bis Ende 2022 aufhören, russisches Öl (nicht Gas!) zu kaufen. Aber wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass das Geld, das Europa jetzt zahlt, und noch mindestens bis Dezember zahlen wird, dazu dient, Russlands Krieg zu unterstützen. Und je schneller Deutschland und die anderen sich weigern, den Völkermord an der ukrainischen Bevölkerung zu finanzieren, desto besser wäre es für Europa als Ganzes.

Es ist wichtig zu verstehen, dass Putin und seine Unterstützer so lange kämpfen werden, wie sie können. Und sie werden den Krieg weiterhin führen können, wenn europäisches Geld ihn finanziert.

Für die russische Energie gibt es Alternativen. Studien zeigen, dass es sechs bis neun Monate dauern könnte, russisches Öl volständig zu ersetzen. Gas mag schwieriger sein, aber es ist realistisch und machbar, LNG-Terminals aufzubauen. Dazu kommen die erneuerbaren Energien, deren Potenzial seit Jahren in Europa diskutiert wird, aber das noch nicht ausgeschöpft ist.

Die Entscheidung, keine russische Energie mehr zu kaufen, ist eine politische Entscheidung. Wir sprechen hier über Milliarden von Euro, die die deutschen Unternehmen wegen des Ausfalls von Nord Stream 2 nicht verdienen werden. Wir sprechen von der Notwendigkeit, sich anzupassen, möglicherweise die Preise zu erhöhen und die Wähler mit hohen Preisen zu konfrontieren. Dazu kommt eine starke Wirtschaftslobby, die es nicht erwarten kann, zu einem normalen Handel mit Russland zurückzukehren.

Und wir sprechen auch über die kontinuierliche Finanzierung des russischen Krieges. Wir sprechen über einen Völkermord, der sich live abspielt, über niedergebrannte Städte, gefolterte Zivilisten und Tausende, wenn nicht Zehntausende Tote. Wir sprechen von einem geteilten Europa, in dem die Demokratien kein Problem damit haben, einen Diktator zu finanzieren.

Europa hatte Jahre Zeit, sich von der russischen Energieabhängigkeit zu befreien. Es hat es nicht getan. Aber es kann – und muss jetzt handeln – wenn es zu den Werten steht, die es vertritt.

Vor zwei Monaten ist Russland in die Ukraine einmarschiert. Wir haben gesehen, was die Russen in Butscha, Hostomel, Irpin, Borodyanka und anderen Orten angerichtet haben. Wir sehen die Bilder des zerstörten Mariupol. Die Ukrainer kämpfen weiter. Sie verteidigen ihr Land und somit auch Europa. Wir bitten nur darum, dass der Rest Europas das Töten von Ukrainern nicht finanziert.

Anna Romandash, Ukraine, Advocate bei United Europe

 

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Zusammenfassung von United Europe’s Advocacy-Webinar “Eine europäische Perspektive für den Schienenpersonenverkehr” https://www.united-europe.eu/de/2022/04/zusammenfassung-von-united-europes-advocacy-webinar-eine-europaeische-perspektive-fuer-den-schienenpersonenverkehr/ Tue, 12 Apr 2022 10:57:17 +0000 https://www.united-europe.eu/?p=21621 United Europe veranstaltete am 17. März ein Advocacy-Webinar, das sich mit der Frage beschäftigte, wie die europäischen Bahnbetreiber mit dem grenzüberschreitenden Reiseverkehr und der Ukraine-Krise umgehen. Matthew Parsons, Redakteur bei…

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United Europe veranstaltete am 17. März ein Advocacy-Webinar, das sich mit der Frage beschäftigte, wie die europäischen Bahnbetreiber mit dem grenzüberschreitenden Reiseverkehr und der Ukraine-Krise umgehen. Matthew Parsons, Redakteur bei Skift, einem Unternehmen für Reiseinformationen, moderierte die Diskussion. Auf dem Podium berüßten wir Iga Niznik, Managerin für die EU und internationale Angelegenheiten bei den ÖBB (Österreichische Bundesbahnen). Desweiteren begrüßten wir Christoph Lerche, Leiter Verkehrspolitik Europa bei der Deutschen Bahn AG, Jeremie Pelerin, Direktor für europäische Angelegenheiten bei der SNCF (Société nationale des chemins de fer français) und Kathrin Obst, stellvertretende Referatsleiterin für den einheitlicher europäischen Eisenbahnraum, GD Move bei der Europäischen Kommission.

Die Podiumsteilnehmer sprachen zunächst über die aktuellen Hilfsaktionen, an denen sich die Bahnbetreiber im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine beteiligen: Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) stellen ukrainischen Flüchtlingen Freifahrscheine zur Verfügung und haben bisher rund 21.000 Fahrkarten ausgegeben. Iga Niznik betonte, dass die ÖBB hier auf Erfahrungen aus dem Jahr 2015 zurückgreifen konnten. Auch unterstützen die ÖBB die polnischen Eisenbahnen mit zusätzlichen Zügen. Die Deutsche Bahn stellt ebenfalls kostenlose Zugtickets für Personen zur Verfügung, die aus der Ukraine kommen. Bis heute hat die Deutsche Bahn hier rund 128.000 Tickets ausgestellt, so Christoph Lerche. Die Deutsche Bahn stellt auch Busse zur Verfügung, die Menschen aus Polen an verschiedene Orte in Deutschland bringen. Am Berliner Hauptbahnhof wurde in Zusammenarbeit mit Freiwilligen, Nichtregierungsorganisationen und lokalen Behörden eine zentrale Anlaufstelle eingerichtet. Die Deutsche Bahn hat auch eine humanitäre Eisenbahnbrücke von Deutschland in die Ukraine gegründet. Der Zug ist immer noch das sicherste Verkehrsmittel in der Ukraine, und die Deutsche Bahn versucht, so viel humanitäre Hilfe wie möglich in die Ukraine zu bringen. Die SNCF verzeichnet weniger Flüchtlinge, die mit dem Zug nach Frankreich kommen, einfach weil es weiter westlich liegt, so Jeremie Pelerin. Die SNCF gewährt ukrainischen Flüchtlingen, die aus Belgien oder Deutschland kommen, kostenlose Fahrkarten zur Weiterreise. In Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz hat die SNCF in den wichtigsten Bahnhöfen Frankreichs spezielle Einrichtungen eingerichtet und Busse organisiert. Außerdem beteiligt sich die SNCF gemeinsam mit der Deutschen Bahn an der humanitären Brücke, um Güter in die Ukraine zu bringen.

Die Europäische Kommission zeigte sich von diesen Bemühungen beeindruckt: “Es gibt eine große gemeinsame Anstrengung der Transportunternehmen, um zu helfen”, sagte Kathrin Obst. Die Kommission aktivierte das System des vorübergehenden Schutzes auf EU-Ebene, das ukrainischen Flüchtlingen die Möglichkeit gibt, sich innerhalb der EU frei niederzulassen und Zugang zu Bildung und Arbeit zu erhalten. Es ist das erste Mal, dass die Europäische Union Flüchtlingen einen Rechtsstatus gewährt, ohne dass sie diesen beantragen müssen.

Matthew Parsons, Skift: Die Europäische Kommission hat im Dezember einen Aktionsplan für den Schienenverkehr vorgestellt und erklärt, dass grenzüberschreitende Fahrten nur 7 % der mit der Bahn in Europa zurückgelegten Kilometer ausmachen. Warum ist diese Zahl so niedrig?

Kathrin Obst, GD Move: Diese Zahl sagt nur aus, dass das Hauptgeschäft der Eisenbahnunternehmen heute darin besteht, Pendler zur Arbeit und inländische Geschäftsreisende von A nach B zu bringen, und dass der Schwerpunkt der Eisenbahnunternehmen heute noch nicht im internationalen Verkehr liegt. Das bedeutet nicht, dass es der Bahn an Leistung mangelt. Es bedeutet, dass wir sie gerne verstärken würden. Wir möchten, dass Menschen, die international reisen, die Bahn als Standardoption betrachten. Hier arbeiten wir mit den Mitgliedstaaten zusammen, um sicherzustellen, dass der rechtliche Rahmen funktioniert, stoßen dabei aber noch auf Hindernisse. Es gibt technische Probleme mit der Interoperabilität. Die Vereinheitlichung der Signalsysteme ist ein wichtiger Faktor. Wir sind dabei, ein Signalsystem namens ERTMS einzuführen, das dies erleichtern wird. Wir haben ein verstärktes Infrastrukturnetz für die Schiene vorgeschlagen. Zusammen mit dem Aktionsplan haben wir die Verordnung über die transeuropäischen Verkehrsnetze vorgelegt, die einen Entwurf dafür liefert, wie die Infrastruktur in Europa aussehen sollte. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Hochgeschwindigkeitsnetzen, insbesondere im Osten Europas und einer besseren Einbeziehung von Flughäfen.

Es geht nicht darum, die Schiene gegen den Luftverkehr auszuspielen, sondern vielmehr darum, wie man besser zusammenarbeiten kann. Dann gibt es noch das Problem der Verfügbarkeit von Schienenfahrzeugen. Für neue Unternehmen ist es nicht einfach, Finanzmittel für einen Schienenfuhrpark  zu erhalten. Wenn Sie heute einen Zug fahren wollen, müssen Sie eine Trasse für die Hin- und Rückfahrt buchen, das ist teuer. Die Art und Weise, wie diese Trassen zugewiesen werden, ist komplex. Und der rechtliche Rahmen ist starr. Er wurde auf einem System aufgebaut, bei dem es genügend Kapazität für alle gab. Heute ist die Kapazität jedoch knapp und muss effizienter verwaltet werden. Wir stellen fest, dass vor allem Personenzüge recht hohe Trassenpreise zahlen müssen. Diese Gebühren verteuern den Preis für den Endverbraucher. Wollen wir das wirklich, oder gibt es hier andere Möglichkeiten? Das Ticketing ist ein großes Thema. Wir werden Ende dieses Jahres einen Rechtsvorschlag zum Ticketing vorlegen. Es stellt sich die Frage nach der Gleichbehandlung mit anderen Verkehrsträgern. Es gibt Steuerbefreiungen für den Luftverkehr, aber nicht für die Bahn. Ein Ryanair-Ticket kostet 40 €, während das Bahnticket viel mehr kostet. Einige dieser Fragen haben wir bereits mit dem FITFOR55″-Paket angesprochen, das die Kommission letzten Sommer vorgelegt hat. Wir arbeiten mit den Kollegen, die für Erasmus zuständig sind, daran, die Nutzung des Zuges für junge Personen attraktiver zu machen. Es ist wichtig, dass junge Menschen die Bahn mehr nutzen – das ist das Ziel des Aktionsplans.

Matthew Parsons, Skift: Es ist interessant, so viel über die Infrastruktur und das Ticketing zu hören. Jeremie, was halten Sie von dem Aktionsplan?

Jeremie Pelerin, SNCF: Was die SNCF betrifft, würde ich sagen, dass wir den Aktionsplan im Großen und Ganzen unterstützen. Wir haben die gleiche Vision wie die Kommission, nämlich dass die Schiene in der Zukunft der grenzüberschreitenden Mobilität eine wichtige Rolle spielen soll. Es gibt noch viel zu tun, um die Situation zu verbessern. Nehmen Sie die Frage der Trassenpreise. Das ist in Frankreich ein wichtiges Thema, weil wir sehr hohe Trassenpreise haben. Aber es ist auch ein Weg, um Investitionen in die Infrastruktur zu finanzieren. Wenn man also die Gebühren senkt, muss man andere Quellen zur Finanzierung von Infrastrukturinvestitionen finden.

Matthew Parsons, Skift: Iga, sind Sie aus Ihrer Sicht mit dem Aktionsplan einverstanden oder haben Sie andere Prioritäten auf der Agenda?

Iga Niznik, ÖBB: Wir glauben, dass es ein sehr positiver Schritt in Richtung nachhaltige Mobilität ist. Was die Gleichbehandlung betrifft, hätten wir uns ein bisschen mehr Ehrgeiz gewünscht. Und was uns ebenfalls Sorgen macht, ist der Mangel an Finanzierung. Wir brauchen eine Infrastruktur, in der die Züge fahren können. Wir brauchen Finanzmittel für die Digitalisierung, um die Dinge effizienter zu machen. Und wir sehen nicht die Investitionen, die notwendig sind. In Österreich haben wir jetzt eine sehr bahnfreundliche Regierung, aber wenn wir die Finanzierungsfrage den Mitgliedsstaaten überlassen, befürchten wir, dass nichts passieren wird.

Christoph Lerche, Deutsche Bahn: Auch wir begrüßen den Aktionsplan sehr. Wir denken, dass er in die richtige Richtung weist. Bezüglich der gleichen Wettbewerbsbedingungen: Es ist eine merkwürdige Situation, dass es für Flüge innerhalb Europas keine Mehrwertsteuer gibt, für viele grenzüberschreitende Züge aber schon. Es ist gut, dass die Kommission das in Angriff nehmen will. Die Infrastruktur ist die Mutter des Schienenverkehrs: Ohne Infrastruktur können wir keine attraktiven Angebote machen. Das ist im Moment definitiv die Priorität neben den Initiativen zur Förderung der technischen Interoperabilität. Die Kommission hat bereits viel getan, aber es gibt noch einige Schritte zu tun. Ein Aspekt, bei dem wir uns nicht einig sind, ist das Ticketing: Hier müssen die öffentlichen Akteure, aber auch die Eisenbahnen, noch viele Hausaufgaben machen.

Matthew Parsons, Skift: Es ist in jedermanns Interesse, gleiche Bedingungen zu schaffen, um den grenzüberschreitenden Verkehr zu fördern. Für die Infrastruktur braucht es Investitionen. Kathrin, was ist Ihre Antwort? Wer zahlt für die Bahnverbindungen? Ist die Europäische Kommission dafür verantwortlich oder müssen die Mitgliedsstaaten selbst Geld in ihre Infrastruktur investieren?

Kathrin Obst, GD Move: Die EU verfügt über das Geld, das die Mitgliedstaaten in langfristigen Haushaltsberatungen für die EU freigegeben haben. Letzten Endes ist es also das Geld der Steuerzahler. Ob es von der EU oder den Mitgliedstaaten kommt, ist vielleicht nicht die wichtigste Frage. Wir investieren sehr viel in die Eisenbahninfrastruktur; die Infrastruktur ist der Schlüssel. Man kann keinen guten Zugverkehr betreiben, wenn die Infrastruktur nicht gut ist. Und wenn wir uns unsere Modellierung ansehen, wie wir auf dem Weg zur Dekarbonisierung vorankommen, ist die Fertigstellung des TEN-V-Netzes ein wichtiger Punkt. Ohne dieses Netz werden wir Dekarbonisierung nicht erreichen. Wir haben die Connecting Europe Funds, die eine beträchtliche Summe in grenzüberschreitende Projekte investieren. Außerdem haben wir gerade im Rahmen der COVID-Konjunkturbelebung fast 50 Milliarden Euro nur für den Schienenverkehr und für Schienenprojekte bereitgestellt. Und das ist mehr Geld, als wir jemals im Rahmen der Fazilität Connecting Europe zur Verfügung hatten.

Matthew Parsons, Skift: Jeremy erwähnte den Aspekt der Fahrkartenausstellung. Ich frage mich, ob Sie der Meinung sind, dass zwischen den Bahngesellschaften genug getan wird, wenn es um die Fahrscheindaten geht. Ist es einfach, länderübergreifende Bahntickets auf einer Plattform zu buchen? Wollen einige der Bahnunternehmen vielleicht den Kunden für sich behalten und nicht wirklich Daten austauschen?

Kathrin Obst, DG Move: Es gibt verschiedene Dinge, die wir vom Ticketing erwarten. Es ist wichtig, dass man das Ticketing aus der Perspektive der Fahrgäste betrachtet, denn für sie machen wir es ja. Die Leute empfinden das Umsteigen manchmal als sehr stressig. Und realistisch betrachtet, ist es bei längeren Strecken sehr selten, dass man mit einem einzigen Zug von A nach B kommt. Wenn Sie Zugangebote zwischen der Deutschen Bahn und den ÖBB oder der SNCF und der Deutschen Bahn kombinieren, müssen Sie wissen, dass Sie nicht auf sich allein gestellt sind, wenn etwas schief geht und Sie einen Zug verpassen. Und um den Eisenbahnunternehmen gegenüber fair zu sein, denke ich, dass in den letzten Jahren eine Menge Arbeit geleistet wurde. Die Eisenbahnunternehmen stehen manchmal in Konkurrenz zueinander, auch wenn das nicht so sehr die Deutsche Bahn und die ÖBB betrifft, aber z. b. die Reise mit den Flix-Zügen.  Als Fahrgast möchte man doch das komplette Angebot finden und diese Fahrkarten kaufen können. Und ich denke, dass die Gesetzgebung an dieser Stelle dringend notwendig ist.

Matthew Parsons, Skift: Es gibt ein Ticket namens Klima-Ticket, das unbegrenzte Fahrten ermöglicht. Bei Skift schreiben wir viel über Abo-Pakete, die Hotels und sogar Fluggesellschaften auf den Markt bringen. Was halten Sie davon, mehr davon für Personen anzubieten, die auf Abonnement-Basis in andere Länder reisen wollen?

Iga Niznik, ÖBB: Ich kann Ihnen sagen, dass das Klimaticket in Österreich sehr gut angenommen wird. Das Ticket kostet 3 Euro pro Tag. Das sind also etwa 1.100 Euro im Jahr. Damit kann man in ganz Österreich fahren. Sie können jeden Bus oder Zug nehmen. Es war sehr beliebt, aber das hat auch seinen Preis: Der Steuerzahler hat es finanziert. Und unser Klimaminister hat es möglich gemacht, nachdem seine Vorgänger 15 Jahre lang nicht in der Lage waren, es zu tun.

Matthew Parsons, Skift: Jeremy, sind Sie mit der Art und Weise, wie die SNCF Fahrkarten anbietet, zufrieden? Warum können die Züge nicht einen ähnlichen Ansatz wie die Flüge verfolgen? Die Fluggesellschaften stehen doch auch im Wettbewerb und man kann Tickets für alle Strecken kaufen. Was halten Sie davon?

Jeremie Pelerin, SNCF: Die Bahnbetreiber arbeiten bereits sehr eng zusammen, um Verbesserungen zu erreichen. Wir haben uns für vier Hochgeschwindigkeitsverbindungen mit der Deutschen Bahn, Eurostar, den Niederlanden und OBB zusammengetan. Wir haben eine Red-Team-Allianz gegründet, und die Bewertung der Allianz ermöglicht es jedem Fahrgast, kostenlos in den nächsten verfügbaren Zug einzusteigen, wenn er einen Anschluss verpasst. Die Branche hat also bereits etwas unternommen, um eine Lösung für diese Fälle von grenzüberschreitenden Reisen zu finden. Es ist also nicht so, dass der Sektor nichts in Bezug auf die Fahrkartenausstellung unternommen hätte. Natürlich gibt es unterschiedliche Ansätze, aber jeder Bahnbetreiber hat sein eigenes Fahrkartensystem. In Frankreich gibt es eine große Plattform namens SNCF Connect, die sich im letzten Jahr sehr stark entwickelt hat, um Anschlüsse an den öffentlichen Nahverkehr anzubieten. In Frankreich lag der Schwerpunkt in der Tat zunächst auf dem Inlandsverkehr, aber es gibt auch die Möglichkeit, über diese Plattform internationale Bahntickets zu verkaufen. Und natürlich arbeiten wir auch mit Drittanbietern von Fahrkarten zusammen. Trainline verkauft Fahrkarten der SNCF, und die Zusammenarbeit mit Fahrkartenverkäufern ist bereits durch das Wettbewerbsrecht geregelt.

Matthew Parsons, Skift: Lassen Sie uns kurz über Nachhaltigkeit sprechen. Die FITFOR55-Vorschläge zielen auf eine Reduzierung der Kohlenstoffemissionen um 55 % bis 2030 ab. Aufgrund der COVID-Auswirkungen hat Air France staatliche Beihilfen erhalten. Und eine der Bedingungen für die Gelder der Regierung war die Einstellung von Kurzstreckenflügen, die weniger als zweieinhalb Stunden dauern. In Österreich gab es eine ähnliche Regelung, und die Eisenbahnunternehmen haben sich offensichtlich verstärkt. Christophe, lassen Sie uns darüber sprechen, wie Sie zum Beispiel mit der Lufthansa zusammenarbeiten. Übernehmen Sie mehr Anteile von den Fluggesellschaften oder arbeiten Sie mit ihnen auf eine kooperativere Weise zusammen?

Christoph Lerche, Deutsche Bahn: Intermodalität ist der Schlüssel, wenn es darum geht, die Klimaziele zu erreichen und attraktive Dienstleistungen anzubieten. Deshalb setzen wir auf eine enge Zusammenarbeit mit den Fluggesellschaften. Sie sind natürlich auch Wettbewerber. Ein wichtiges Angebot, das wir machen, ist der so genannte Lufthansa Express Rail, das heißt, das gemeinsame Ziel ist es, die CO2-Emissionen zu reduzieren. Lufthansa Express Rail bedeutet, dass wir Bahnverbindungen von 24 Städten in Deutschland nach Frankfurt, dem Hauptdrehkreuz der Lufthansa, anbieten. Auch Lufthansa hat erkannt, dass es für Kurzstreckenflüge nicht immer einen guten Grund gibt. Und sie sollten so weit wie möglich abgeschafft werden. In Deutschland gibt es keine regulatorischen Maßnahmen. Sie sind meines Wissens derzeit auch nicht von der deutschen Regierung geplant. Das ist ein bisschen anders als in Frankreich.

Wir haben eine CODESHARE-Kooperation mit der Lufthansa mit einem Ticket für Zug und Flug: Es ist ein Ticket mit einer Lufthansa-Ticketnummer, das auch für Züge der Deutschen Bahn verwendet werden kann. Sie können einchecken, bevor Sie den Zug besteigen. Sie fahren mit Ihrem Lufthansa-Ticket zum Beispiel von Berlin nach Frankfurt und genießen besondere Konditionen im Zug. Es gibt sogar zusätzliches Personal im Zug, das sich um Reisende mit Gepäck kümmert. Es fühlt sich also schon fast an wie Fliegen. In Frankfurt gibt es auch eine sehr gute Infrastruktur für die Passagiere: Es gibt ein Air-Rail-Terminal ganz in der Nähe des Bahnhofs, wo die Passagiere nach ihrer Ankunft mit dem Zug einchecken und ihr Gepäck loswerden können und zu Fuß zum Terminal gehen.

Wir versuchen, gemeinsam mit der Lufthansa ein sehr attraktives Kundenerlebnis zu bieten. Das ist eine Win-Win-Situation. Natürlich hilft es uns, mehr Fahrgäste in unseren Zügen zu haben. Auf der anderen Seite hilft es der Lufthansa zu zeigen, dass sie daran arbeitet, ihre Klimabilanz zu verbessern und sich auf die Strecken zu konzentrieren, auf denen es wirklich sinnvoll ist, zu fliegen.

Matthew Parsons, Skift: Jeremie, ich nehme an, Sie arbeiten viel mit Air France zusammen. Gibt es einen enormen Zuwachs an Bahnreisen, weil Air France diese Strecken nicht mehr bedienen darf?

Jeremie Pelerin, SNCF: Auf den Strecken, auf denen das Verbot gilt, hatte die Bahn bereits einen großen Marktanteil. Ich möchte betonen, dass der Markt funktioniert, wenn es ein Qualitätsangebot mit hoher Frequenz und kurzer Reisedauer gibt. Natürlich ist es viel einfacher, vom Stadtzentrum ins Stadtzentrum zu fahren. Es ist immer eine Frage des Preises, und hier kommt wieder die Frage der Wettbewerbsgleichheit ins Spiel. Aber der Markt funktioniert, wenn es darum geht, Passagiere für Hochgeschwindigkeitsverbindungen zu gewinnen, die wirklich zuverlässig und schnell sind und sehr gut funktionieren. Das haben wir schon gesehen, bevor die Fluggesellschaften für die Kurzstrecken von Paris nach Bordeaux verboten wurden. Wir haben in Frankreich eine sehr ähnliche Situation wie die, die Christophe von der Deutschen Bahn beschrieben hat. Wir haben Partnerschaften mit 12 Fluggesellschaften, bei denen wir Tickets kaufen können, die Langstreckenflüge mit Zugtickets kombinieren und mehr als 19 Städte in Frankreich sowie Brüssel mit unseren Flughäfen verbinden.

Matthew Parsons, Skift: Catherine, die EU hat sehr ehrgeizige Ziele für die Reduzierung des Kohlendioxidausstoßes in den Mitgliedsstaaten. Was hält die Europäische Union davon ab, einfach mehr zu tun, um Kurzstreckenflüge zu verbieten? Und wird ein Verbot von Kurzstreckenflügen die Menschen letztendlich zur Bahn bringen?

Kathrin Obst, DG Move: Ich denke, es ist ein bisschen so, wie Jeremy gesagt hat: Entweder es gibt eine attraktive Alternative, dann werden die Leute sowieso den Zug nehmen, oder es gibt keine attraktive Alternative. Und dann sollte man den Leuten nicht sagen, dass sie nicht fliegen können. Der richtige Weg muss hier sein, das Angebot zu verbessern. Was die Bahn mit den Fluggesellschaften macht, funktioniert sehr gut. Wo die Infrastruktur gut ist und die Dienstleistungen gut sind, ist es durchaus möglich, dass die Bahn Flüge ersetzt. Je mehr Infrastruktur gebaut wird – in Deutschland zum Beispiel wurde gerade die Verbindung München-Berlin fertiggestellt –, desto kürzer werden die Fahrzeiten. Das hat Auswirkungen auf die Passagierzahlen. Was meiner Meinung nach nicht richtig im Mittelpunkt steht, ist das Angebot für Touristen. Jemand, der in den Osterferien nach Barcelona fahren möchte, findet nur sehr schwer ein Zugangebot.

Matthew Parsons, Skift: Jemand, der für ein Reisemanagementunternehmen arbeitet, das mit multinationalen Unternehmen zusammenarbeitet, möchte, dass Reisende, die in einem EU-Land leben und in ein anderes fliegen, in der Lage sind, online über das Buchungstool des Reisebüros zu buchen. Und offenbar ist das derzeit nur sehr eingeschränkt möglich. Ist es möglich, über eine einzige Buchungsplattform zu buchen?

Christoph Lerche, Deutsche Bahn: Natürlich verkaufen wir den Großteil unserer Tickets über unseren eigenen Kanal. In Deutschland ist Bondi die am häufigsten genutzte Reiseplattform. Aber natürlich versuchen wir auch, diese Vereinbarungen und kommerziellen Vereinbarungen und Kooperationen mit anderen Plattformen auf komplementäre Weise zu etablieren.

Matthew Parsons, Skift: Es hört sich so an, als ob hinter den Kulissen eine Menge Arbeit geleistet wird. Aber es liegt noch viel Arbeit vor uns. Was ist Ihre Priorität für das kommende Jahr? Catherine, natürlich haben Sie den Aktionsplan aufgestellt, aber was steht in diesem Jahr ganz oben auf der Tagesordnung?

Kathrin Obst, GD Move: Ganz oben auf der Agenda steht der Anspruch, die Bahn zum Standardtransportmittel zu machen. Ich denke, die Bahn hat bereits ein fantastisches Netz. Es ist ein wirklich gutes Produkt. Jetzt geht es darum, es für die Menschen besser zu machen, die wir noch nicht erreichen. Einiges davon liegt bei den Unternehmen, einiges bei den Mitgliedsstaaten, da hier die Finanzierung das Problem ist. Einige der Dinge im Zusammenhang mit dem Ticketing sind Sache der Mitgliedstaaten, andere wiederum sind Sache der Kommission.

Christoph Lerche, Deutsche Bahn: Wir wollen die Bahn zum Verkehrsträger Nummer eins in Europa machen. Ich glaube, die Bahn hat im Moment wirklich eine große Chance. Es gibt viel Unterstützung in der Öffentlichkeit und bei den politischen Akteuren. Die Klimadiskussion ist sehr hilfreich, sie schärft das Bewusstsein. Und ich denke, im Moment sind sich so ziemlich alle einig, dass die Schiene Teil der Lösung ist, um die Klimaziele, die Ziele des Green Deal, die Klimaziele Europas und auch weltweit zu erreichen. Wir begrüßen die Initiativen zur Verbesserung der Wettbewerbsbedingungen und zur Unterstützung der Infrastruktur, die als entscheidender Faktor genannt wurde. Andererseits sind wir gerne bereit, unsere Hausaufgaben zu machen, um die Qualität der Dienstleistungen zu verbessern und auf ein intelligentes europäisches Netz mit intelligenten Knotenpunkten hinzuarbeiten, das die Städte in Europa und die Regionen verbindet. Und wir müssen auch an der intermodalen Zusammenarbeit arbeiten, zum Beispiel mit den Fluggesellschaften, aber auch an der Verbesserung der Mobilität von Tür zu Tür.

Jeremie Pelerin, SNCF: Bei der SNCF haben wir das Ziel, das Verkehrsaufkommen im Schienenpersonen- und Schienengüterverkehr zu verdoppeln. Dazu gehört auch der grenzüberschreitende Personenverkehr. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir alle zusammenarbeiten und große Anstrengungen unternehmen. Aber wir brauchen auch erhebliche Investitionen. Die Schieneninfrastruktur ist nicht in der Lage, einen solchen Anstieg des Verkehrsanteils zu tragen. Es besteht Bedarf an Verbesserungen, an der Modernisierung der Netze, an neuen Hochgeschwindigkeitsstrecken, an neuen Gleisen, die um die Städte herumführen, und so weiter und so fort. Ich denke, wir alle teilen dieses politische Ziel. Wir haben festgestellt, dass die Emissionen des Verkehrssektors weiter zunehmen. Sie machen 25 bis 30 % der CO2-Emissionen in der EU aus. Hier müssen wir handeln, und der Schienenverkehr ist ein Teil der Lösung. Aber wir haben noch viel zu tun, wenn wir dieses Ziel erreichen wollen. Es sind also viele Verpflichtungen erforderlich, sowohl seitens des Sektors als auch seitens der politischen Entscheidungsträger, denn schließlich entscheiden sie, in was investiert wird.

Anbei ein Artikel von Edward Russel auf Skift, der das Advocacy-Webinar aufgreift und in einen Zusammenhang mit dem Flugverkehr stellt: “Trains offer new promise in Europe’s quest to cut aviation”.

Die Aufzeichnung des Webinars können Sie auf unserem YouTube-Kanal sehen.

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Zusammenfassung: Die EU-Taxonomie im Energiesektor: Sind Kernkraft und Erdgas “grün”? https://www.united-europe.eu/de/2022/03/zusammenfassung-die-eu-taxonomie-im-energiesektor-sind-kernkraft-und-erdgas-gruen/ Tue, 15 Mar 2022 14:42:53 +0000 https://www.united-europe.eu/?p=21470 Unser Advocacy-Webinar in Zusammenarbeit mit Aurora Energy Research fand am 24. Februar über Zoom statt. Eine hochkarätige Runde mit Michael Müller (Finanzvorstand von RWE), Valerie Faudon (Generaldirektorin der SFEN –…

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Unser Advocacy-Webinar in Zusammenarbeit mit Aurora Energy Research fand am 24. Februar über Zoom statt. Eine hochkarätige Runde mit Michael Müller (Finanzvorstand von RWE), Valerie Faudon (Generaldirektorin der SFEN – Societe Francaise d’Energie Nucleaire), Laurie Fitch (Partnerin bei PJT Partners) und Ingrid Nestle (Bundestagsabgeordnete und Energie- und klimapolitische Sprecherin von Bündnis90/Die Grünen) diskutierten, ob Erdgas und Kernenergie im Rahmen der neuen EU-Taxonomie für nachhaltige Aktivitäten als “grün” gelten sollten.  Das Panel wurde von Hanns Koenig, langjähriges Mitglied von United Europe und Advocate, Head of Commissioned Projects, Central Europe bei Aurora Energy Research moderiert.

Zusammenfassung:
Die EU-Taxonomie ist eine Klassifizierung, die den Finanzmärkten helfen soll, Greenwashing zu vermeiden und grüne Investitionen zu beschleunigen. Die Europäische Kommission hat folgende Punkte vorgeschlagen:

Kernkraft und Erdgas sollen in die Taxonomie aufgenommen werden, sofern sie bestimmte Kriterien erfüllen. Obwohl der Vorschlag sehr umstritten ist, beschloss die Europäische Kommission, ihn voranzutreiben, da diese beiden Sektoren der EU helfen können, ihren ehrgeizigen Fahrplan zur Klimaneutralität einzuhalten. Am Tage unseres Webinars marschierte Russland in die Ukraine ein, was die Erdgaspreise erheblich in die Höhe treibt und dazu führt, dass man in Europa die Abhängigkeit von russischem Gas verringern muss. Das könnte dazu führen, das “grüner” Wasserstoffs zu einer finanziell tragfähigen Option wird.

Schlussfolgerungen:

Michael Müller (RWE) schlug vor, dass die “grüne” Ausrichtung der Aktivitäten eines Unternehmens danach beurteilt werden sollte, wie und wo es investiert (CAPEX, Capital Expenditures). CAPEX zeigt deutlich, wie viel in neue Technologien investiert wird. Die Automobil-, Chemie- und Stahlindustrie stehen vor einem enormen Investitionsbedarf. Allein der Blick auf den Status quo wird hier nicht zur Transformation der Energiemärkte beitragen.

Obwohl die Grünen traditionell gegen Gas sind, sieht Ingrid Nestle (Bündnis90/Die Grünen) die Notwendigkeit, die Energiesicherheit durch Gaskraftwerke zu gewährleisten. Sie sprach sich deutlich gegen Atomkraft aus und verwies auf die immer noch ungelöste Frage der Atommüllentsorgung und auf die Verzögerungen beim Bau neuer Atomkraftwerke in Westeuropa: “Sie sind ein Jahrzehnt hinter dem Zeitplan.” Die Kernkraft ist viel teurer als erneuerbare Energien, und Europa sollte nicht mehr Geld, Zeit und politische Energie für die Kernkraft aufwenden, sondern sich stattdessen auf grüne Infrastrukturen konzentrieren, schloss Ingrid Nestle.

Valerie Faudon (SFEN) von der Französischen Vereinigung für Kernenergie entgegnete, dass die Kernenergie für die Energieversorgungssicherheit notwendig ist und dass die Kernenergie ein wichtiger Teil des Energiewandlungsprozesses ist: Es ist eine Frage der Wettbewerbsfähigkeit Europas, sagte Valerie. Europa muss eine internationale Perspektive einnehmen: Die Verringerung der Emissionen ist ein globales Thema, und die Kernenergie wird Teil anderer Taxonomien sein, zum Beispiel in den USA oder Kanada.

Laurie Fitch (PJT) wies auf die Dringlichkeit der Energiesicherheit hin. Der Energiesektor ist keine Branche, in der das Versagen der Versorgungskette auf Stromausfälle geschoben werden kann. Angesichts der enormen Geldsummen und Zeithorizonte, die mit Investitionen in grüne Infrastrukturen verbunden sind, müssen diese sehr klar klassifiziert werden. Daher ist die Taxonomie sehr wichtig und für die Kapitalströme von großer Bedeutung. Folglich ist die Taxonomie eine viel umfassendere Definition dessen, was als nachhaltig angesehen werden kann. Es gibt einen schnell wachsenden Markt für grüne Anleihen in Höhe von fünfhundert Milliarden Euro pro Jahr, und die Kapitalströme werden der Taxonomie definitiv Aufmerksamkeit schenken.

Vollständiges Interview (bearbeitet):

Hanns König: RWE investiert in Anlagen zur Stromerzeugung in ganz Europa. Wie wirkt sich die Taxonomie auf große Stromerzeuger aus?

Michael Müller, RWE: Die Taxonomie bietet eine Klassifizierung für nachhaltige Aktivitäten und unterstützt Investoren oder den Kapitalmarkt bei der Entscheidungsfindung, wo investiert werden soll. Sie bietet eine Klassifizierung und im Prinzip ist das ein guter Ansatz. Aber in der Praxis bedeutet sie eine administrative Belastung, insbesondere für große Stromerzeuger. Die Kriterien der Taxonomie basieren auf nachhaltigen und nicht nachhaltigen Aktivitäten, eine völlig andere Perspektive, die dokumentiert werden muss, und mit einem enormen Aufwand einhergeht.

Hanns König: Die deutschen Grünen stehen der Aufnahme von Gas und Atomkraft in die die Taxonomie sehr kritisch gegenüber. Jetzt sind die Grünen in Deutschland an der Regierung und haben einen Kompromiss unterstützt, der Erdgas und Atomkraft als “grün” einstuft – warum?

Ingrid Nestle, Bündnis90/DieGrünen: Die Taxonomie ist ein guter Ansatz, aber die Einbeziehung von Atomkraft und Gas macht sie weniger glaubwürdig. Die Kernenergie kommt hier definitiv zu gut weg und es ist ein großer Fehler, sie einzubeziehen. Eine Technologie, die Abfälle produziert, die für zehntausend Jahre bewacht werden müssen, kann nicht nachhaltig sein. Erdgas ist etwas anderes: Hier muss man zwischen fossilem Gas und Gaskraftwerken unterscheiden, die mit verschiedenen Gassorten betrieben werden können, in Zukunft auch mit Wasserstoff. Diese Kraftwerke sind nicht nur akzeptabel, sondern auch notwendig für die 100 Prozent erneuerbare Zukunft.

Hanns König: Wird die Kernenergie in die Taxonomie fair einbezogen, oder sind die bestehenden Einschränkungen zu streng?

Valerie Faudon, SFEN: Die Kernkraft ist eine der emissionsärmsten Quellen in Frankreich. Die Abfallentsorgung ist in Europa stark reguliert und kontrolliert. Es gibt zum Beispiel eine Lösung für die geologische Tiefenlagerung von Atommüll. In der Taxonomie wird die Kernenergie in die Kategorie “Übergang” eingeordnet. Daher müssen die technischen Bedingungen alle vier Jahre überprüft werden. Das ist schwierig, weil die Kernkraftwerke auf eine Betriebsdauer von 60 Jahren ausgelegt sind. Selbst bei den erneuerbaren Energien ist Europa auf die Kernenergie angewiesen. Das aktuelle 2050-Szenario der Europäischen Kommission sieht vor, dass die Kernenergie im Jahr 2050 15 % des Stroms in Europa erzeugen wird.

Hanns König: Spielt die Taxonomie bei der Verlagerung von Kapitalströmen eine Rolle, oder messen wir der Diskussion des letzten Monats zu viel Bedeutung bei? Wurde das zu sehr aufgebauscht?

Laurie Fitch, PJT Partners: Nachhaltigkeit ist wirklich wichtig, wenn es um Kapitalströme geht. Die Taxonomie untermauert eine viel breitere Definition dessen, was als nachhaltig gelten könnte. Wenn man sich die Kapitalströme anschaut, gibt es einen schnell wachsenden Markt für grüne Anleihen in Höhe von 500 Milliarden pro Jahr, und die Kapitalströme werden letztendlich die Taxonomie einbeziehen.

Hanns König: Die Taxonomie bedeutet Mikromanagement und Verwaltungsaufwand für die Energieerzeuger. Wäre es nicht sinnvoller, sie ganz abzuschaffen und den Marktkräften ihren Lauf lassen? Wir können die Taxonomie oder das Mikromanagement ganz abschaffen. Wäre das nicht nicht ein sinnvollerer Ansatz gewesen?

Michael Müller, RWE: Die Taxonomie könnte pragmatischer sein, aber die Einführung einer Klassifizierung ist eindeutig hilfreich. Um Investitionen grün zu machen, muss es eine Art grüner Klassifizierung geben. Für die Industrie ist es sehr wichtig, dass die Taxonomie zwei verschiedene Kriterien berücksichtigt: Erstens,wie viel von den Einnahmen nachhaltig und wie viel nicht nachhaltig sind, und zweitens CAPEX, die Nachhaltigkeit der Investitionen. Das ist ein sehr wichtiger Unterschied. Wir setzen uns nachdrücklich dafür ein, dass in der Taxonomie die Investitionsausgaben (CAPEX) berücksichtigt werden, weil dies deutlich zeigt, wie viel Investitionen in neue Technologien fließen und wie schnell der Übergang wirklich vonstatten geht. Die Automobil-, Chemie- und Stahlindustrie haben enorme Kosten vor sich, die finanziert werden müssen. Der Blick auf den Status quo allein hilft der Energiewende nicht weiter.

Ingrid Nestle: Der jetzige Vorschlag liegt in der Hand des Parlaments und damit müssen wir arbeiten. Was die Kernenergie betrifft, so bin ich anderer Meinung. Es gibt für Atommüll sehr strenge Vorschriften, aber wir haben hier immer noch keine endgültige Lösung gefunden. Auch kommt die Kernkraft einfach zu spät und ist zu teuer. Meiner Meinung nach ist das eine Art von Schwindel. Alle drei neuen Kernkraftwerke, die in Westeuropa gebaut werden, sind ein Jahrzehnt hinter dem Zeitplan zurück. Und sie sind so viel teurer als erneuerbare Energien. Wir müssen jetzt anfangen, über grüne Infrastruktur zu reden. Wie können wir sicherstellen, dass bestehende Gasnetze oder umgewandelte Gasnetze für Wasserstoff verfügbar sind? Wir müssen die Elektrolyse zum Laufen bringen, damit wir zu einer Wasserstoffwirtschaft kommen. Wir sprechen hier von 15 Jahren. Das klingt viel. Aber ich gebe Ihnen ein Beispiel: Der größte Elektrolyseur, der derzeit in Betrieb ist, hat 10 Megawatt. Das Ziel sind 10 Gigawatt bis Ende 2030. Das ist also ein großer Schritt auf dem Weg dorthin. Deshalb habe ich um Pragmatismus gebeten. Ich denke, wir müssen das Ganze jetzt zum Laufen bringen, weil wir es sonst gar nicht brauchen werden.

Hanns Koenig: Ist diese Schwarz-Weiß-Unterscheidung in der Taxonomie hilfreich?

Laurie Fitch, PJT Partners: Der Energiesektor ist keine Branche, in der Versäumnisse in der Lieferkette verantwortlich gemacht werden können. Sie muss funktionieren! Sie ist unerlässlich! In Anbetracht der enormen Geldsummen und Zeithorizonte, die in grüne Infrastruktur zu investieren sind, muss sie ganz klar klassifiziert werden.

Valerie Faudon, SFEN: Ich würde gerne eine internationale Perspektive hinzufügen: Die europäische Taxonomie wird nicht die einzige Taxonomie sein. Es wird auch andere Taxonomien geben, zum Beispiel in Kanada oder in den USA. In der amerikanischen Taxonomie wird die Kernkraft enthalten sein. Das amerikanische Kapital wird in Europa investieren. Es gibt eine Möglichkeit für neue Kernreaktoren in Polen, und die Amerikaner haben versprochen, hier zu investieren. Es ist eine Frage der Wettbewerbsfähigkeit. Europa muss auf seinem eigenen Kontinent wettbewerbsfähig sein. Es ist wichtig, dass wir irgendwann eine internationale Sichtweise einnehmen: Wir müssen die Taxonomien weltweit harmonisieren. Wenn wir uns nicht angleichen, wird es zu Störungen in der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie kommen.

Hanns Koenig: Wie schätzen Sie die globale Entwicklung für Taxonomien ein?

Michael Müller, RWE: Es gibt eine Vielzahl von Rating-Agenturen mit unterschiedlichen Ratings und unterschiedlichen Perspektiven. Aus unserer Sicht wäre es daher in der Tat hilfreich, wenn es in Zukunft eine gewisse Angleichung gäbe. Wir brauchen einen globalen Standard für die Nachhaltigkeitsberichterstattung, wie wir ihn für die Finanzberichterstattung haben. Das würde einen einheitlichen Rahmen schaffen. Wenn wir einen Standard in der EU haben, ist das als Zwischenschritt sicherlich hilfreich. Mittelfristig brauchen wir internationale Standards, um sie vergleichbar zu machen. Aber das ist wiederum der Pragmatismus, von dem ich spreche. Es muss ein klares Bestreben geben, einen internationalen Standard zu erreichen.

Ingrid Nestle: Die Energiestrategie der Europäischen Kommission konzentriert sich vor allem auf grünen Wasserstoff. Es zeichnet sich aber deutlich ab, dass es in Europa nicht genug erneuerbare Ressourcen geben wird, um den Wasserstoff zu produzieren, den wir benötigen. Wir müssen jetzt aufpassen, dass wir nicht von einer Abhängigkeit in die nächste geraten und  grünen Wasserstoff aus Afrika oder anderen fernen Ländern beziehen. In Afrika gibt es mehrere Millionen Menschen ohne Strom. Wir können von diesen Ländern nicht verlangen, dass sie uns mit kohlenstoffarmem Wasserstoff zu versorgen, bevor sie ihrer eigenen Bevölkerung die Grundversorgung mit Strom bereitstellen können.

Die Aufzeichnung des Webinars finden Sie auf unserem YouTube-Kanal.
United Europe bedankt sich sehr herzlich bei allen Diskussionteilnehmern für das engagierte Gespräch.

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