Prominente Meinungen | United Europe https://www.united-europe.eu/de/ competitive and diverse Tue, 23 Feb 2021 10:19:35 +0000 de-DE hourly 1 https://www.united-europe.eu/wp-content/uploads/2022/02/UE_Bildmarke_RGB-80x80.png Prominente Meinungen | United Europe https://www.united-europe.eu/de/ 32 32 Kristina Tröger https://www.united-europe.eu/de/2021/02/kristina-troeger/ Tue, 23 Feb 2021 10:17:04 +0000 https://www.united-europe.eu/?p=19955 Elmar Brok: Wehret den Anfängen! https://www.united-europe.eu/de/2020/02/elmar-brok-wehret-den-anfaengen/ Tue, 04 Feb 2020 13:07:36 +0000 https://www.united-europe.eu/?p=16396 Der Brexit ist für beide Seiten keine gute Entwicklung. Denn dadurch wird der Einfluss der kritischen Masse Europas noch geringer. Auch wirtschaftlich ist er für beide Seiten nicht gut, auch…

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Der Brexit ist für beide Seiten keine gute Entwicklung. Denn dadurch wird der Einfluss der kritischen Masse Europas noch geringer. Auch wirtschaftlich ist er für beide Seiten nicht gut, auch wenn Großbritannien sehr viel mehr unter dem Austritt leiden wird. Auf europäischer Ebene gibt es allerdings ein paar Vorteile. Da, wo die Briten bisher – etwa in Fragen der Migration, der Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik – Bremser waren, kommen wir jetzt schneller voran.

Der Brexit hat ein scharf geteiltes Land hinterlassen. Dafür, dass es keine starke Kraft in GB gab, die mit Mut gegen den Brexit gekämpft hat, ist das Ergebnis ziemlich knapp gewesen.
53 % der Wähler haben für Parteien gestimmt, die gegen den Brexit sind. Aber durch das britische Wahlsystem hat sich das nicht in Mandaten niedergeschlagen. Während Johnson mit 43 % eine überragende Mehrheit im Parlament bekommen hat, gehen die kleineren Parteien im Wahlsystem unter.

Für die Einheit Europas ist es ein gutes Zeichen, dass die Kommission von Ursula von der Leyen im Europäischen Parlament eine 65-prozentige Mehrheit bekommen hat. Die Kommission hat eine breitere Mehrheit in der Vertrauensabstimmung erhalten als jede nationale Regierung. Das ist ein höchst positives Zeichen, das man mal zur Kenntnis nehmen sollte. Die Anti-Europäer sind im letzten Jahr im Parlament nicht stärker geworden und werden mit dem Austritt der Briten sogar weniger.

Die EU muss die richtige Politik machen, muss Überzeugungsarbeit leisten und erklären, warum das, was wir in der heutigen globalisierten Welt aus wirtschafts-, handels- und sicherheitspolitischen Gründen brauchen, kein Nationalstaat allein mehr leisten kann. Jeder Nationalstaat – auch Deutschland – ist im globalen Vergleich ein Zwerg. Die Herausforderungen in den Bereichen innere und äußere Sicherheit, Handelspolitik, Digitalisierung, Klimaschutz, China, USA sind nur gemeinsam zu lösen.

Als größte Handelsmacht der Welt muss die EU ihre erfolgreiche Handelspolitik fortsetzen, die Verträge mit Vietnam und den Staaten des Mercosur (Argentinien, Brasilien, Paraguay, Uruguay) schnell ratifizieren, mit Australien und Neuseeland in den nächsten Monaten abschließen und mit anderen Ländern schnellere Fortschritte erreichen. Dies ist zur Rettung des regelbasierten Multilateralismus angesichts des Verhaltens von China und den USA und aus geostragischen Gründen geboten.

Wir müssen den Anfängen wehren, damit sich der Populismus nicht wie ein Krebsgeschwür verbreitet. Wir dürfen den Populisten und Nationalisten nicht kampflos das Feld überlassen. Erzählt die Wahrheit über Europa und lasst nicht zu, dass Lügen die Oberhand bekommen. Dabei spielen auch die Öffentlichkeit und natürlich manche Medien eine Rolle. In Großbritannien bestimmen die Zeitungen von Rupert Murdoch, einem Australier mit amerikanischem Pass, die europäische Politik. Dagegen können wir nichts tun. Aber wir können dafür sorgen, dass die Errungenschaften Europas mehr in den Vordergrund gestellt werden.

Die Polen haben heute ein sechsmal so hohes Bruttoinlandsprodukt wie vor 25 Jahren. Deshalb brauchen wir eine jährliche Kosten-Nutzen-Analyse der deutschen Mitgliedschaft in der Europäischen Union, die die Bundesregierung jedes Jahr dem Deutschen Bundestag vorlegen sollte. Jedes Land sollte solch eine Kosten-Nutzen-Analyse erstellen. Denn jetzt ist es ja so: Wenn es regnet, ist es Brüssel, wenn die Sonne scheint, ist es Paris, London oder Berlin.
Nicht alles, was aus Brüssel kommt, ist schlecht. Natürlich sind auch Fehler passiert, die werden auch weiter passieren. Aber Europa als gescheitertes Projekt zu bezeichnen, ist Unsinn. Es ist nicht perfekt, aber auf einem guten Weg mit vielen, vielen positiven Auswirkungen in den letzten Jahren.

Ich teile die Bedenken hinsichtlich Huawei. Aber genau diese Situation könnte und müsste eine europäische Chance sein. Indem die EU gemeinsames Geld in die Hand nimmt und eine Gegenmacht entwickelt. Selbst stark zu werden ist eine europäische Schlüsselfrage. Wir brauchen starke, europäische Unternehmen, europäische Champions. Grundsätzlich muss es in der Europäischen Union natürlich Wettbewerb geben. Wettbewerbspolitik ist das Grundgesetz der Marktwirtschaft. Aber es gibt vereinzelte Branchen, wo man die Schaffung von Wettbewerb nicht europäisch, sondern global definieren muss.

Apropos Großbritannien: Bis zum Ende des Jahres ändert sich nicht viel. Bis dahin muss ein Handelsvertrag vereinbart werden, der nicht die Integrität des Binnenmarktes gefährdet. Für die Vermeidung von Zöllen könnte der Zeitraum ausreichen. Wenn GB aber die Standards senken will, könnte es schwer werden, bei den nicht-tarifären Handelshemmnissen sehr weit zu kommen. Dafür müsste die Übergangsfrist, wie im Austrittsvertrag vorgesehen, um bis zu zwei weiteren Jahren verlängert werden. Johnson lehnt das bisher ab. Auch ist es vorgesehen, Abkommen über äußere und innere Sicherheit, Forschung und das Erasmus-Programm abzuschließen.

Fazit: Wir dürfen uns gegen Großbritannien nicht abschotten. Und ich bin hoffnungsfroh, dass die Briten, wenn sie sich ein Jahrzehnt durchgeschüttelt haben, den Weg in die EU zurückfinden.

Elmar Brok ist ein deutscher Politiker, der von 1980 bis 2019 als Mitglied des Europäischen Parlaments (MEP) tätig war und vor allem durch seine Rolle als Vorsitzender des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten des Europäischen Parlaments bekannt ist. Er ist Mitglied der CDU und hatte viele Führungspositionen in der deutschen und europäischen Politik inne. Als Mitglied des Konvents für eine Verfassung für Europa und im Ausschuss für konstitutionelle Fragen wird Brok weithin das Verdienst zugeschrieben, einen entscheidenden Beitrag zur Verfassung der EU geleistet zu haben. Er ist zudem ehemaliger Präsident der Union der Europäischen Föderalisten (UEF).

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Johannes Teyssen: Für ein vereintes, starkes Europa https://www.united-europe.eu/de/2019/12/johannes-teyssen-fuer-ein-vereintes-starkes-europa/ Fri, 13 Dec 2019 09:49:02 +0000 https://www.united-europe.eu/?p=16081 Angeregt durch unsere Artikelserie „Europa kann es besser“ mit dem Handelsblatt, die bereits acht niederländische CEOs zu Beiträgen im „Het financial Dagblad“ inspiriert hat, veröffentlicht die „Budapester Zeitung“ nun eine…

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Angeregt durch unsere Artikelserie „Europa kann es besser“ mit dem Handelsblatt, die bereits acht niederländische CEOs zu Beiträgen im „Het financial Dagblad“ inspiriert hat, veröffentlicht die „Budapester Zeitung“ nun eine Reihe von Artikeln, die im Rahmen der von Netzwerk Digital und United Europe organisierten Diskussion „The Future ‚Made in CEE‘“ am 31.10. in Budapest entstanden sind und auf den Reden und Beiträgen der Panelisten basieren (die Zusammenfassung finden Sie hier). Die Reihe beginnt mit einem Beitrag von Johannes Teyssen, CEO von E.ON SE und Mitglied von United Europe, der sich „für ein starkes, vereintes Europa“ einsetzt.

Johannes Teyssen
© AHK Ungarn/Pelsőczy

Schon seit Jahrzehnten bin ich bekennender Europäer. Aus Leidenschaft und Überzeugung. Ich möchte die Freiheit und Freizügigkeit in der Europäischen Union nicht mehr missen. Die offenen Grenzen, die gemeinsame Währung, die gemeinsamen Werte und Grundüberzeugungen. Hinzu kommen zahlreiche wirtschaftliche Vorteile wie freier Handel oder geringe Transaktionskosten. Vorteile, von denen alle Menschen in der Europäischen Union profitieren.

Der nun wohl unmittelbar bevorstehende Brexit macht neben aller ihm innewohnenden Tragik vor allem eines deutlich: Ein geeintes Europa ist nicht selbstverständlich. Es braucht Menschen, die nicht schweigend zusehen, wenn in vielen Ländern von politischen Rändern Europakritik lauter wird. Es braucht Menschen, die im europäischen Sinne handeln, wenn die Stärken Europas in Gefahr geraten.

Es ist gerade der Blick nach Osteuropa, der zeigt, was Europa für die Menschen erreichen kann. Mit den beiden Wellen der Erweiterung der Europäischen Union in den Jahren 2004 und 2007 sind die Länder Mittel- und Osteuropas wieder dort angekommen, wo sie schon immer hingehörten: im Herzen Europas.

Seit dem Zerfall des Eisernen Vorhangs haben die Länder in Mittel- und Osteuropa eine unvergleichliche Erfolgsgeschichte vorzuweisen. Eine Geschichte, die nicht nur das Leben der Mittel- und Osteuropäer verbessert, sondern auch ganz Europa bereichert hat. Die Wirtschaft wächst im Osten stärker als im Westen, der Aufschwung ist immer mehr auch direkt bei den Menschen spürbar. Auch wenn die Löhne im Osten noch niedriger als im Westen Europas sind, so hat sich die Schere schon ein gutes Stück geschlossen. Die Arbeitslosenquoten in Ungarn, Tschechien und Polen gehören aktuell zu den niedrigsten in Europa. Insgesamt konnten die Länder in Mittel- und Osteuropa in der Europäischen Union Großartiges erreichen und haben für diese Leistung meinen höchsten Respekt.

Wir bei E.ON sind sehr stolz, Teil dieser Erfolgsgeschichte zu sein. Wir sind schon seit vielen Jahrzehnten in Ungarn, Rumänien, der Slowakei und Tschechien aktiv. Seit 1990 haben wir erheblich in den ungarischen Strom- und Gasmarkt investiert – das gilt auch für innogy, die jetzt ein Teil von E.ON ist. So haben wir einen bedeutenden Beitrag zum wirtschaftlichen Aufschwung der mittel- und osteuropäischen Länder geleistet. Und mehr noch: Wir fühlen uns in diesen Ländern genauso zuhause wie in Deutschland oder Schweden.

Die mittel- und osteuropäischen Länder haben die besten Voraussetzungen, ihre Erfolgsgeschichte weiter zu schreiben und ihrer Rolle in Europa und der Welt noch mehr Gewicht zu verleihen. Sie haben große Talente und hervorragende Technologien. Aber vor allem haben sie einen starken Veränderungswillen und sind damit optimal für den Wandel gewappnet, in dem wir uns gerade befinden: Das 21. Jahrhundert ist das erste Jahrhundert, in dem der Treibstoff der Zukunft Elektrizität sein wird. Alles, was elektrifiziert werden kann, wird elektrifiziert werden. Und alles, was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert werden.

Wodurch wird das alles möglich? Wie immer − durch Technologie. Technologie hat schon immer neue Welten erschlossen, Fortschritt gebracht, das Leben der Menschen verbessert. So ist es auch diesmal wieder. Unsere ganze Welt wird vernetzt und elektrifiziert sein, es ändern sich die Energiequelle, der Energieverbrauch und die Art des Transports – nämlich hin zur Elektromobilität. Überall entstehen elektrische, digitale, vernetzte Umgebungen.

Wer in diesen Zeiten nicht nur bestehen, sondern den Ton angeben möchte, muss veränderungserprobt sein. Gerade deshalb bin ich davon überzeugt, dass die Menschen in den CEE-Ländern unser aller Vorbild sein können. Denn bei meinen zahlreichen Besuchen in diesen Ländern habe ich immer wieder erfahren, dass die Mittel- und Osteuropäer eine starke Fähigkeit und Bereitschaft zur Veränderung gelernt haben. Der Wandel in den letzten dreißig Jahren war in dieser Kernregion Europas allgegenwärtig und brachte sehr vielen Menschen ein besseres Leben. In westeuropäischen Ländern erlebe ich oft, dass Veränderung mit großen Ängsten verbunden ist, mit Vorsicht und Zurückhaltung. Die Geschichte prägt – im Osten wie im Westen. Und ich glaube, dass sie Länder wie Ungarn, Tschechien oder der Slowakei die Vorteile des Wandels nähergebracht hat: Sie setzen auf das Neue, passen sich neuen Gegebenheiten schneller an. Ich glaube daher auch, dass gerade diese Länder optimale Chancen haben, Vorreiter der Digitalisierung zu werden – und diese Chancen sollten sie selbstbewusst nutzen.

Auch wir bei E.ON müssen veränderungsbereit sein. Denn wir stehen an einem besonderen Wendepunkt der Unternehmensgeschichte. Mit der Übernahme von innogy haben wir uns gewappnet für den Umbruch der Energiewelt, der bereits in vollem Gange ist. Der Energiemarkt sortiert sich neu – er wird grüner, dezentraler und digitaler. Wir bei E.ON haben diesen Wandel nicht nur angenommen, sondern möchten ihn maßgeblich gemeinsam mit unseren Kunden in 14 europäischen Ländern und der Türkei mitgestalten. Mit der Integration von innogy schaffen wir dafür die optimalen Voraussetzungen – auch und besonders in den mittel- und osteuropäischen Ländern.

Wir werden Energienetze und ­lösungen intelligenter und damit Unternehmen genau wie Städte, Kommunen und Gemeinden leistungsfähiger machen. Und ihnen helfen, ihren CO2-Ausstoß zu senken. Energienetze werden zum Internet der Energie, das Menschen vernetzt und so immer wieder neue Horizonte eröffnet. Unsere Energienetze sind die Plattform für vielfältige Ideen und Lösungen, für unsere Kunden und Partner. So grün wie möglich, so schnell wie möglich. Das ist unser Leitmotiv.

In der Energiewirtschaft stehen wir dabei vor drei großen Herausforderungen:
Erstens: Der Stromhunger unserer digitalen Welt wird immer größer. Digitalisierung gibt es nicht umsonst. Wäre das Internet ein Land, dann hätte es von allen Nationen der Welt den sechstgrößten Energieverbrauch –Tendenz stark steigend.

Zweitens: In unserer elektrifizierten digitalen Welt kommt es auf eines ganz besonders an: Zuverlässigkeit. Wer seine gesamte Produktion mit digitalen Geräten steuert, der braucht Präzision. Gleichzeitig ist aber die grüne Energie stark schwankend – und damit alles andere als zuverlässig. Durch Digitalisierung ausgelösten Herausforderungen muss mit digitalen Lösungen begegnet werden: Eine übergeordnete digitale Steuerung wird es ermöglichen, alle digitalen Geräte bei Kunden miteinander zu vernetzen und so Zuverlässigkeit zu schaffen. Dass dabei Kundendaten höchsten Schutz genießen müssen, ist für uns selbstverständlich.

Drittens: Die Komplexität der neuen Energiewelt kann mit klassischen Technologien wie Umspannwerken, Leitungen oder Transformatoren allein nicht mehr beherrscht werden. Die Verteilnetze selbst müssen intelligenter und reaktionsfähiger werden. Sie müssen zu Smart Grids werden: Gibt es Engpässe im Netz, können viele kleine, dezentrale Erzeugungsanlagen untereinander koordiniert werden und wie ein großes Kraftwerk Energie in die Netze liefern. Ist zu viel Energie im Netz, sorgt intelligente Technik im Haushalt dafür, dass sich beispielsweise die Warmwasserbereitung einschaltet. Diese Flexibilität kann die Netzsteuerung immer besser nutzen, damit sauber produzierter Strom auch bestmöglich und zu den günstigsten Konditionen genutzt werden kann. Selbststeuernde und selbstlernende Prozesse werden in den Netzen nötig. Die Verteilnetze werden digitalisiert. So entsteht das Internet der Energie.

Die Herausforderungen der digitalen, elektrifizierten Welt können wir nur gemeinsam meistern – im Schulterschluss zwischen Nationen, Forschung, Industrie und Politik. Ich ermutige jeden Einzelnen, so offen wie möglich für neue Technologien zu sein. Ich rufe dazu auf, risikofreudiger zu sein – denn jede wertvolle Veränderung ist mit einem Risiko verbunden. Und ich plädiere für ein veränderungsfreundliches, regulierungsärmeres Umfeld mit Anreizen für intelligente Investitionen.

Wenn wir als Europäische Union gegen andere Wirtschaftsregionen bestehen wollen, dann müssen wir also die Fähigkeiten jedes einzelnen Mitgliedstaates nutzen und sie in der Europäischen Union verbinden. Wenn wir erfolgreich und schlagkräftig sein wollen, dann müssen wir uns auf unsere Stärken besinnen und weniger auf unsere Schwächen schauen. Unsere Vielfalt birgt kostbares Potenzial. Aber wir müssen uns trauen, dies auch zu nutzen. Gemeinsam, für ein starkes und selbstbewusstes Europa.

Der Text ist am 13. Dezember in der “Budapester Zeitung” erschienen, Sie finden die Originalversion als PDF hier.

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Frans van Houten: Die Niederlande brauchen Europa, um ihre starke Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten https://www.united-europe.eu/de/2019/07/die-niederlande-brauchen-europa-um-ihre-starke-wettbewerbsfaehigkeit-zu-erhalten/ Sun, 14 Jul 2019 21:00:37 +0000 https://www.united-europe.eu/?p=14655 Angeregt durch die Artikelreihe „Europa kann es besser“, die von April bis Mai 2019 von United Europe und dem Handelsblatt veröffentlicht wurde, hat die niederländische Zeitung „Het financieele Dagbald“ Meinungen und Visionen von acht niederländischen…

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Frans van Houten, CEO Royal Philips

Angeregt durch die Artikelreihe Europa kann es besser, die von April bis Mai 2019 von United Europe und dem Handelsblatt veröffentlicht wurde, hat die niederländische Zeitung „Het financieele Dagbald“ Meinungen und Visionen von acht niederländischen CEOs für eine gemeinsame und wettbewerbsfähige EU veröffentlicht. Nachfolgend finden Sie den Artikel von Frans van Houten, CEO von Royal Philips:

In den letzten 35 Jahren habe ich in sechs verschiedenen Ländern gelebt, darunter Deutschland, die Vereinigten Staaten und Singapur, aber für mich sind die Niederlande einer der attraktivsten Orte zum Leben und Arbeiten. Es ist schön und sicher hier, es gibt eine gute Ausbildung und eine gute Gesundheitsversorgung. Dies wird von vielen Niederländern geteilt. Laut dem Zentralamt für Statistik sagen fast 9 von 10 Niederländern, dass sie glücklich sind.

Aber obwohl die Niederländer mit ihrem eigenen Leben zufrieden sind, gibt es auch ein Gefühl der Unzufriedenheit mit der Gesellschaft. Die Folgen der Krise beeinträchtigen immer noch das Vertrauen. Die fortschreitende Digitalisierung und Automatisierung schürt die Angst vor Arbeitsplatzunsicherheit und stagnierenden Einkommen, und auch die Umweltbelange nehmen zu. Darüber hinaus werden die Vorteile der Europäischen Union und der Globalisierung stärker in Frage gestellt als in den letzten Jahrzehnten.

Es ist vielleicht ein Reflex, sich hinter die Deiche zurückzuziehen oder “dagegen” zu sein. Aber das wird überhaupt nicht funktionieren. Um eine lebenswichtige Gesellschaft in den Niederlanden finanzieren zu können, Wohlstand und Wohlstand zu erhalten und Menschen in Not zu helfen, ist ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum von mehr als 2% pro Jahr erforderlich. Das können wir nur erreichen, wenn wir Initiativen ergreifen.

“Die Europäische Union ist sicherlich nicht perfekt. Die Bürokratie muss abgebaut und die Schlagkraft erhöht werden”. Als kleines Land in Europa sind wir vom Ausland abhängig. So machen beispielsweise die niederländischen Exporte nicht weniger als 32 % des Bruttoinlandsprodukts aus, und der internationale Handel ist eine wichtige Quelle für Arbeitsplätze. Aufgrund ihrer internationalen Aktivitäten machen multinationale Unternehmen zwei Drittel des Umsatzes niederländischer Unternehmen und, entscheidend für das Wirtschaftswachstum, mehr als die Hälfte der Wertschöpfung aus.

Philips ist auch stark vom Ausland abhängig. Obwohl nur 3% unseres weltweiten Umsatzes von 18 Milliarden Euro in den Niederlanden erwirtschaftet werden, haben wir hier viele Aktivitäten. Dank des Exports und des günstigen Geschäftsklimas lohnt es sich, in den Niederlanden jährlich 700 Millionen Euro für FuE auszugeben.

Deshalb müssen wir unseren Lebensunterhalt vor allem über die Landesgrenzen hinaus verdienen. Deshalb müssen sich die Niederlande weiterhin weltweit in Bezug auf Wissen, Kreativität, Unternehmergeist und Produktivität profilieren. Glücklicherweise sind wir darin gut. Im Jahr 2018 veröffentlichte das Weltwirtschaftsforum ein Ranking der Wettbewerbsfähigkeit von 140 Ländern. Die kleinen Niederlande liegen auf Platz sechs dieser Liste.

Um diese Wettbewerbsstärke der Niederlande zu erhalten, müssen wir weiterhin in Talente und Unternehmertum investieren. Um dies zu erreichen, brauchen wir Europa. Nach den USA ist die Europäische Union der größte Wirtschaftsraum der Welt mit dem freien Verkehr von Personen, Waren, Dienstleistungen und Kapital.

Für die Niederlande als wissensbasierte Wirtschaft ist es wichtig, dass das hier generierte Wissen so eingesetzt wird, dass es zum Wirtschaftswachstum beiträgt. Ein bewährtes fruchtbares Umfeld für die Wissensvalorisierung ist ein Innovationscampus, von dem die Niederlande 17 haben. Der größte ist der von Philips gegründete High Tech Campus in Eindhoven, an dem jedes Jahr neue Unternehmen und Start-ups teilnehmen. Dieses schnelle Wachstum muss jedoch von hochqualifizierten Mitarbeitern von Hochschulen und Universitäten im In- und Ausland getragen werden.

Nun möchte ich sagen, dass die Europäische Union sicherlich nicht perfekt ist. Die Bürokratie sollte abgebaut und die Handlungsfähigkeit erhöht werden. Gemeinsam könnten die Mitgliedstaaten mehr tun, um ihre Wettbewerbsposition gegenüber den USA und China zu verbessern, zum Beispiel im Bereich der künstlichen Intelligenz. Die Verbesserung Europas in Bezug auf Beschäftigung, Klima und sozialen Zusammenhalt wird nur möglich sein, wenn wir positive und konstruktive Anstrengungen unternehmen. Wir dürfen uns daher nicht von den Rekrutierungskampagnen einiger Politiker verführen lassen, die vorgeben, sich hinter den Deichen zurückziehen zu können. Ich bin ein Optimist. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir als starke Niederlande die Chancen in einem vereinten Europa nutzen können. Lassen Sie uns das gemeinsam tun.

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Hein Schumacher: Von einer europäischen Nachbarschaft zu einer europäischen Gesellschaft https://www.united-europe.eu/de/2019/07/die-staats-und-regierungschefs-der-eu-sollten-sich-staerker-vom-geschaeftsmodell-der-genossenschaft-inspirieren-lassen/ Sun, 14 Jul 2019 20:53:51 +0000 https://www.united-europe.eu/?p=14651 Angeregt durch die Artikelreihe „Europa kann es besser“, die von April bis Mai 2019 von United Europe und dem Handelsblatt veröffentlicht wurde, hat die niederländische Zeitung „Het financieele Dagbald“ Meinungen und Visionen von acht niederländischen…

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Hein Schumacher, CEO FrieslandCampina

Angeregt durch die Artikelreihe Europa kann es besser, die von April bis Mai 2019 von United Europe und dem Handelsblatt veröffentlicht wurde, hat die niederländische Zeitung „Het financieele Dagbald“ Meinungen und Visionen von acht niederländischen CEOs für eine gemeinsame und wettbewerbsfähige EU veröffentlicht. Nachfolgend finden Sie den Artikel von Hein Schumacher, CEO von FrieslandCampina:

Wie kommen wir von einer europäischen Nachbarschaft zu einer europäischen Gesellschaft? Es mag sich angenehm anfühlen, aber es ist nicht nachhaltig. Schließlich erfordert die Zukunft eine gemeinsame Grundlage für Fragen, die wirklich grenzüberschreitend sind. Zu diesem Zweck lasse ich mich von Geschäftsmodellen inspirieren, die über den “Shareholder Value allein” hinausgehen und daher gut zu Europa passen. Ein solches Modell ist auch FrieslandCampina, ein internationales Milchunternehmen im Besitz einer Genossenschaft von über 18.000 Milchbauern.

Als neun Bauern 1871 gemeinsam eine Käserei gründeten, wussten sie: “Ich allein kann ein Ende haben, aber gemeinsam können wir Fortschritte machen”. Die Genossenschaft als Kooperationsform ist langfristig angelegt. Seit dieser ersten Zusammenarbeit vor fast 150 Jahren hat sich viel verändert. Als Genossenschaft wollen wir mit Nachhaltigkeit zu mehr Natur auf dem Land, mehr Weidegang, mehr Energie aus Sonne, Wind und Dung, zu mehr Spezial- und anderer Milch führen. Ich bin für die CO2-Emissionen, aber auf der Ebene des realen Marktes.

Kurzfristig können diese “Anforderungen” auf individueller Ebene geschliffen werden. Aber gerade in dieser kooperativen Erfahrung ist Vielfalt eine Voraussetzung für den langfristigen Erfolg des Kollektivs. Dazu bedarf es des Vertrauens füreinander und der Führung. In diesem Sinne müssen wir auch die gemeinsamen Herausforderungen der EU gemeinsam lösen, nicht in jedem einzelnen Mitgliedstaat. Denken Sie an Themen wie Welthandel, Nachhaltigkeit, Biodiversität und Migration. Es wird für die Mitgliedstaaten kurzfristig schwierig sein, die Souveränität in diesen Fragen aufzugeben, aber es ist langfristig eine große Chance.

Nachhaltigkeit ist eine solche Chance für Europa. Ich bin für die Preisgestaltung der CO2-Emissionen. Es ist ein wirksamer Anreiz zur Verringerung der Treibhausgasemissionen, aber auf der Ebene des realen Marktes, weltweit oder zumindest auf europäischer Ebene. Es ist nicht wirklich eine Option für jeden Mitgliedstaat, denn dann bewegt sich ein Teil der Produktion – einschließlich der damit verbundenen Treibhausgasemissionen – von einem Mitgliedstaat in einen anderen. Wir müssen auch weg vom nationalen “Kunststoffansatz”: von der Sammlung über die Verarbeitung bis zur Wiederverwendung. Kunststoff ist ein globales Problem, und deshalb müssen wir viel Energie in Kooperationen wie den Kunststoffpakt und den Kunststoffgipfel stecken. Wir müssen den nationalen Kunststoff-Patchworkdecken ein Ende setzen und schnell einen europäischen Pakt finden.

Die Nachhaltigkeit der Produktionsprozesse in der Landwirtschaft erfordert auch einen supranationalen Ansatz. Die Frage ist, wie verbreitet die neue Europäische Gemeinsame Agrarpolitik wirklich ist. Wir müssen uns in Richtung auf gleiche europäische Wettbewerbsbedingungen bei den Subventionen und eine Politik bewegen, die den Agrarsektor und die Erzeugnisse in erster Linie nachhaltig macht. Betrachten Sie in diesem Zusammenhang die Nachhaltigkeitsaspekte als direkte Bedingung für Subventionen.

Es geht auch um eine gute Ernährung für die Welt. Dies erfordert nicht mehr Produktion, sondern eine bessere Verteilung und Erschwinglichkeit. In Afrika wird sich die Bevölkerung in den nächsten 30 Jahren verdoppeln. Die derzeitige Lebensmittelproduktion wird nicht in der Lage sein, diese wachsende Bevölkerung zu ernähren. Wenn wir die Migration aus Afrika reduzieren wollen, muss Europa einen Beitrag zur steigenden Nachfrage nach Lebensmitteln in Afrika leisten.

Durch die Reduzierung der Abfälle, die in einigen EU-Ländern bei fast 30 % liegen. Aber auch durch eine effizientere und nachhaltigere Produktion für den Export. Diese Verbesserung der Lebensmittel kann nicht aus einem Unternehmen oder einem Land stammen. Dies erfordert einen größeren, gemeinsamen Ansatz und muss die Speerspitze der europäischen Außenpolitik sein.

Das kooperative Modell der Solidarität und Gegenseitigkeit ist in unserem Europa tief verwurzelt. Nicht Seite an Seite, sondern gemeinsam. Das klingt gut, aber das Zusammenleben erfordert manchmal, dass es für den Einzelnen oder den einzelnen Mitgliedstaat gepeitscht wird. Langfristig wird dies für uns alle von Vorteil sein und erfordert Mut und Führung.

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Feike Sijbesma: Die EU als starke, vielfältige Einheit https://www.united-europe.eu/de/2019/07/die-europaeische-union-muss-die-vielfalt-besser-nutzen-und-viel-integrativer-werden/ Sun, 14 Jul 2019 20:38:02 +0000 https://www.united-europe.eu/?p=14643 Angeregt durch die Artikelreihe „Europa kann es besser“, die von April bis Mai 2019 von United Europe und dem Handelsblatt veröffentlicht wurde, hat die niederländische Zeitung „Het financieele Dagbald“ Meinungen und Visionen von acht niederländischen…

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Feike Sijbesma, CEO Royal DSM

Angeregt durch die Artikelreihe Europa kann es besser, die von April bis Mai 2019 von United Europe und dem Handelsblatt veröffentlicht wurde, hat die niederländische Zeitung „Het financieele Dagbald“ Meinungen und Visionen von acht niederländischen CEOs für eine gemeinsame und wettbewerbsfähige EU veröffentlicht. Nachfolgend finden Sie den Artikel von Feike Sijbesma, CEO of Royal DSM:

Am 23. Mai konnten die Niederlanden erneut abstimmen. Für viele auf der Welt ist dies ein – fast undenkbares – Privileg. Diesmal durften wir sogar für einen breiteren Kontext als nur die Niederlande stimmen: die Europawahlen. Wer hätte das vor 75 Jahren gedacht?

Wir können stolz und dankbar sein für das, was wir in den Niederlanden seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs gemeinsam aufgebaut haben. Ein wohlhabendes Land mit innovativem Unternehmertum, das vielen Menschen Arbeitsplätze bietet. Als kleines (Handels-)Land haben die Niederlande von der Globalisierung profitiert. Durch die gemeinsame Bewältigung großer Herausforderungen, wie die Hochwasservorsorge in den 1960er Jahren oder den Übergang von Kohle zu Gas in den 1970er Jahren, durch das gemeinsame “Poldern” und durch Investitionen in neue Technologien stehen die Niederlande heute an der Spitze vieler Listen. Die Niederlande sind weltweit die Nummer zwei im Bereich der Innovation, wir sind eines der am wenigsten korrupten Länder und niederländische Kinder gehören zu den glücklichsten der Welt.

Aber was aufgebaut wurde, darf nie als selbstverständlich angesehen werden. Und obwohl die Globalisierung uns Wohlstand gebracht hat, müssen wir auch feststellen, dass sich die (niedrigeren) mittleren Einkommen in den Niederlanden sicherlich in den letzten 25 Jahren kaum verbessert haben. Ein Teil unserer Gesellschaft – in den Niederlanden, in Europa und in der Welt – hat wenig oder gar nicht vom Wirtschaftswachstum profitiert. Auch die Schwellenländer wie China und Indien werden ihren Teil der Welterfahrung einbringen. Wie das Niederländische Institut für Sozialforschung (Sociaal en Cultureel Planbureau) beschreibt, nehmen die Gefühle von Ungleichheit und Unsicherheit unter den Niederländern zu. Das Gefühl, dass es kaum Einfluss auf wichtige Entscheidungen gibt, die uns betreffen. Und es gibt Sorgen um Arbeitsplätze und Einkommen, das Klima – aber auch seine Kosten – und damit um unsere Verbindung und die Zukunft, auch unserer Kinder. Auch die Führungskräfte reagieren darauf.

Die EU-Erweiterung ist nur möglich, wenn es eine gute Grundlage für eine fruchtbare Zusammenarbeit gibt. Die Antwort auf diese Bedenken ist jedoch nicht, sich von der Globalisierung abzuschotten, unsere Grenzen zu schließen und sich hinter die Deiche zurückzuziehen. Besser, auf dem Guten aufzubauen, das uns der Wohlstand als kleines Land gebracht hat: Zusammenarbeit – im Vertrauen – mit einer offenen Wirtschaft. Selbstbewusst zu sein bedeutet nicht, naiv zu sein. Die Europäische Union hat uns als Land viel Gutes getan, aber wir müssen sicherstellen, dass die EU nicht von einer komplexen bürokratischen Struktur überschattet wird und keine Entscheidungen trifft, die wir auf nationaler oder regionaler Ebene besser regeln können. Das schnelle Wachstum der Zahl der EU-Mitgliedstaaten ist für einige zu schnell verlaufen und hat vielleicht zu wenig sichtbare Vorteile gebracht. Eine weitere Erweiterung ist nur möglich, wenn es eine gute Grundlage für eine fruchtbare Zusammenarbeit gibt, nicht nur im wirtschaftlichen Bereich, sondern auch im politischen und sozialen Bereich. Gemeinsame Normen und Werte sind dabei von großer Bedeutung.

Nicht jeder weiß, dass Europa die größte Volkswirtschaft der Welt ist, in die andere investieren wollen. Davon können wir profitieren. Unsere Wirtschaft bietet beispiellose Möglichkeiten für Innovation, Bildung, Infrastruktur und Arbeitsmarkt. Im Vergleich zu anderen Kontinenten ist das Geschäft in Europa auch in puncto Nachhaltigkeit deutlich weiter fortgeschritten. Immer mehr Unternehmen erkennen, dass die Aufgabe eines Unternehmens mehr ist als nur Geld zu verdienen. Finanziell gut wirtschaften geht Hand in Hand mit dem Wohle der Welt und unserer Gesellschaft. Auch hier gibt es Möglichkeiten.

Es ist wichtig, dass die EU eine starke Einheit gegenüber den anderen “Großmächten” bildet. Dies kann nur erreicht werden, wenn eine gemeinsame Stimme gehört wird. Dabei müssen wir die Unterschiede, die Vielfalt in Europa nutzen. Zum Beispiel durch die Kombination von – vielleicht klischeehaften – deutscher Technik, italienischer Kunst und Design und niederländischem Handelsgeist. Denn so können wir voneinander lernen und vorankommen.

Bei diesen Fortschritten geht es neben der Wirtschaft auch um das Klima, die Erreichung der Pariser Ziele mit einem europäischen CO2-Preis als Anreiz, ein nachhaltiges Ernährungssystem, die biologische Vielfalt, den Energiewandel, eine Kreislaufwirtschaft, Innovation, Bildung und eine gemeinsame Flüchtlingspolitik. Anhaltender Wohlstand erfordert ein kooperatives Europa, in dem wir die Probleme mit Mut und Innovation angehen. Wo wir jeden mitnehmen und jeder von unseren Stärken profitieren kann. Die Niederlande und Europa für und mit allem, die die Vorteile der Globalisierung nutzen, aber viel umfassender als bisher, konzentrierten sich auch auf Wohlstand und Wohlstand für zukünftige Generationen.

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Lard Friese: Altern kennt keine Grenzen https://www.united-europe.eu/de/2019/07/altern-kennt-keine-grenzen/ Mon, 01 Jul 2019 12:58:39 +0000 https://www.united-europe.eu/?p=14445 Angeregt durch die Artikelreihe „Europa kann es besser“, die von April bis Mai 2019 von United Europe und dem Handelsblatt veröffentlicht wurde, hat die niederländische Zeitung „Het financieele Dagbald“ Meinungen und Visionen von acht niederländischen…

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Lard Friese, CEO NN Group

Angeregt durch die Artikelreihe Europa kann es besser, die von April bis Mai 2019 von United Europe und dem Handelsblatt veröffentlicht wurde, hat die niederländische Zeitung „Het financieele Dagbald“ Meinungen und Visionen von acht niederländischen CEOs für eine gemeinsame und wettbewerbsfähige EU veröffentlicht. Nachfolgend finden Sie den Artikel von Lard Friese, CEO of NN Group:

Die europäische Zusammenarbeit begann in den 1950er Jahren, um nach einer langen Zeit der Kriege zwischen den Nachbarländern Stabilität zu erreichen. Europäische Integration durch wirtschaftliche und politische Zusammenarbeit mit dem Ziel, Frieden zu schaffen. Es ist gut, dass wir weiterhin über die Vor- und Nachteile diskutieren, darüber, was national geregelt werden kann und was gemeinsam geregelt werden kann, über die Modernisierung des Verbandes und über die Verbesserung des Governance-Modells und der Wirksamkeit.

Aber wir dürfen nicht aus den Augen verlieren, dass unsere Generation von der Stabilität, Sicherheit und dem Wohlstand profitiert, die diese einzigartige, multilaterale Zusammenarbeit gebracht hat. Sicherlich jetzt, in einer Zeit, in der die Welt mit großen geopolitischen Fragen in Bezug auf Handel, Sicherheit, Migration und Klima konfrontiert ist.

Lebenserwartung
Die Europäische Union spielt eine wichtige Rolle bei Herausforderungen, die für jedes Land gleich sind, trotz der vielen kulturellen Unterschiede. Dies sind wichtige Themen für gegenwärtige und zukünftige Generationen, die keine nationalen Grenzen kennen, wie beispielsweise – in der Nähe meiner eigenen täglichen Praxis – die Alterung der Bevölkerung.

Es spielt keine Rolle, aus welchem Land Sie kommen oder welche politische Zugehörigkeit Sie haben, die demografische Realität, die wir immer älter werden, gilt für alle Länder der Union. Und das hat Konsequenzen. Seit den 1950er Jahren ist die Lebenserwartung der Menschen gestiegen, und in Zukunft wird es mehr ältere Menschen als junge Menschen geben. Heute ist in der EU etwa ein Fünftel der Bevölkerung über 65 Jahre alt, und in 20 Jahren wird es fast ein Drittel sein. In der europäischen politischen Debatte scheint diesem Thema relativ wenig Aufmerksamkeit zu geschenkt zu werden.

Die europäischen Länder bereiten sich auf diese demografische Realität auf unterschiedliche Weise vor, aber die Ausgangslage ist überall unterschiedlich. Viele osteuropäische Länder befinden sich noch in der Anfangsphase des Aufbaus eines nachhaltigen Rentensystems. In einigen großen europäischen Ländern gibt es hauptsächlich eine öffentliche Rente, bei der die Frage ist, wie nachhaltig ihre Finanzierung ist. In anderen Ländern – wie den Niederlanden – wurden erhebliche Einsparungen im Alter vorgenommen. Aber auch in unserem Land können wir es nicht vermeiden, das System an die heutige Gesellschaft anzupassen, was meiner Meinung nach zu einer persönlicheren Rente führen sollte.

Verantwortung
Unabhängig davon, wie das System pro Land eingerichtet ist, tickt die demografische Uhr. Darüber hinaus ziehen sich in vielen Ländern die Regierungen teilweise aus ihrer fürsorglichen Rolle zurück, und die Menschen werden zunehmend für ihre eigenen Renten verantwortlich. Das Sparen ist aufgrund des niedrigen Zinssatzes weniger attraktiv und gleichzeitig können Finanzinstitute weniger Garantien (auf erschwingliche Weise) anbieten, teilweise aufgrund von Vorschriften. Infolgedessen verlagern sich die Risiken zunehmend auf den Menschen selbst.

Das bedeutet, dass die Haushalte in Europa mehr als in der Vergangenheit ihre eigenen Entscheidungen treffen und die Verantwortung für ihre (langfristige) Finanzplanung, für die Organisation ihrer Renten und für den Vermögensaufbau in einem Umfeld mit sehr niedrigen Zinssätzen übernehmen müssen. Und doch wissen wir, dass die meisten Menschen nur ein begrenztes Interesse an finanziellen Fragen haben. Als Sektor selbst müssen wir gemeinsam mit den Regierungen hart daran arbeiten, das Wissen und Bewusstsein der Verbraucher zu verbessern. Und wir müssen den Menschen helfen, fundierte finanzielle Entscheidungen zu treffen.

Die Organisation der Rentensysteme ist in erster Linie eine nationale Angelegenheit. Es ist jedoch gut, dass die EU sich ständig der Bedeutung einer verantwortungsvollen Pensionsrückstellung bewusst ist. Wir können auch viel mehr bei Themen wie Bewusstsein und Bildung zusammenarbeiten. Wir müssen die Vorschriften für die Kommunikation von Finanzprodukten wirksam, einfach und verständlich halten. Meiner Meinung nach sollte die Finanzausbildung ein integraler Bestandteil des Bildungsplans sein, überall, damit wir gemeinsam die Stabilität und den Wohlstand, die Europa uns gebracht hat, an die zukünftigen Generationen weitergeben können.

 

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Karl Guha: Wenn Europa untergeht, sind wir nichts anderes als Bauern im Spiel der Supermächte https://www.united-europe.eu/de/2019/06/wenn-europa-untergeht-sind-wir-nichts-anderes-als-bauern-im-spiel-der-supermaechte/ Thu, 27 Jun 2019 19:17:05 +0000 https://www.united-europe.eu/?p=14254 Angeregt durch die Artikelreihe „Europa kann es besser“, die von April bis Mai 2019 von United Europe und dem Handelsblatt veröffentlicht wurde, hat die niederländische Zeitung „Het financieele Dagbald“ Meinungen und Visionen von acht niederländischen…

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Karl Guha, CEO Van Lanschot Kempen

Angeregt durch die Artikelreihe Europa kann es besser, die von April bis Mai 2019 von United Europe und dem Handelsblatt veröffentlicht wurde, hat die niederländische Zeitung „Het financieele Dagbald“ Meinungen und Visionen von acht niederländischen CEOs für eine gemeinsame und wettbewerbsfähige EU veröffentlicht. Nachfolgend finden Sie den Artikel von Karl Guha, CEO von Van Lanschot Kempen:

Die europäische Idee ist wichtig, denn alles, was ihr zugrunde liegt, hat uns Stabilität und Wohlstand gebracht. Sie hat einen erschöpften Kontinent aus der Asche zweier Weltkriege wiederbelebt, um Frieden und Freiheit zu garantieren.
Wie viele meiner Generation bin ich im Schatten dieser Kriege aufgewachsen, die mehrere Generationen meiner Familie zutiefst getroffen haben. Ursprünglich waren es europäische Kriege, in die sich schließlich die ganze Welt einmischte. Wir in Europa haben daher eine Verpflichtung gegenüber der gesamten Menschheit.
In meiner Jugend war der Krieg alles andere als ein abstraktes Konzept. Es manifestierte sich täglich in unzähligen Formen, von denen “Iss deinen Teller leer” und “Sei dankbar für das, was du hast” nur einige Beispiele sind. Die Schatten des Krieges waren immer da. Ich war mir daher der Opfer bewusst, die die Menschen gebracht hatten, die es mir erlaubten, in Frieden aufzuwachsen. Aber jeden Tag lebe ich, dieses Bewusstsein verblasst ein wenig, und mit ihm der Glaube, dass wir für das kämpfen müssen, woran wir glauben. Das zu vergessen, ist meiner Meinung nach eine Sünde.
Die Idee hinter Europa steht für viele Dinge, die ich für grundlegend halte: Rechtsstaatlichkeit, Demokratie, das Recht, sich zu äußern, das Recht, in Frieden und Harmonie zu leben, die Trennung von Kirche und Staat, Religionsfreiheit und andere erworbene Freiheiten in unserer Gesellschaft, Solidarität gegenüber den weniger Glücklichen und Freihandel.
Aber diese Freiheiten stehen unter Druck. Die Bedrohung kommt von allen Seiten, von der extremen Linken bis zur extremen Rechten, von alten Verbündeten wie den Vereinigten Staaten bis hin zu alten Feinden in Russland, dem Nahen Osten und China. Sie alle stellen auf ihre ganz eigene Weise eine Bedrohung dar. Aber die europäische Idee ist stark und kann nicht zerstört werden, wenn wir sie nicht selbst zulassen. Die größte Gefahr kommt also von innen, mit Selbstzufriedenheit vielleicht der größte Feind von allen.
Der Nationalstaat – ein preußisches Konzept – ist wichtig, darf aber nicht zum Untergang Europas führen. Wir wollen es nicht hören, geschweige denn akzeptieren, aber die Wahrheit ist, dass wir als Menschen immer noch (zu) oft in Stammeskriegen verwickelt sind. Wir dürfen nicht zulassen, dass dieser Stammesinstinkt die Oberhand gewinnt. Es besteht eine große Gefahr, wenn man “andere” als verdächtig und gefährlich ansieht. Europa besteht aus mehreren und unterschiedlichen Kulturen. Das ist unsere Stärke. Einheit in der Vielfalt, könnte man sagen. Die Bedrohungen, denen wir ausgesetzt sind, vom Klima bis zur Cyberkriminalität, werden besser von einem vereinten Europa bewältigt als von einzelnen Nationalstaaten, die versuchen, etwas dagegen zu unternehmen. Wenn das Europa, das wir heute kennen, untergeht, werden wir im internationalen Spiel der Supermächte nichts weiter als kleine Bauern sein. Als fast 300 Jahre altes Unternehmen ist die Geschichte von Van Lanschot Kempen tief mit der der Niederlande und Europas verwoben. In unserer Geschichte haben wir uns dem Wohlstand und dem Wohlstand für unsere Kunden und die Gesellschaft als Ganzes verschrieben. Wir sind fest davon überzeugt, dass es ohne Reichtum keine Besteuerung gäbe, und ohne Besteuerung und deren gerechte Verteilung gäbe es keine stabile Gesellschaft. Stabile, rechtsstaatliche Gesellschaften sorgen für Demokratie, Wohlstand und Frieden. Genau deshalb glauben wir an die europäische Idee.
Europa braucht Reformen, nicht Zerstörung. Bevor wir jedoch einen hastigen nächsten Schritt machen, ist es wichtig, zuerst zu konsolidieren und zu verbessern. Es liegt an uns allen, jetzt zu handeln – mit unserem Gewissen zu denken, mit einem klaren und erhobenen Kopf, und für die Träume unserer Vorfahren zu kämpfen. Schlechte Dinge passieren, wenn die schweigende Mehrheit schweigt.  Wir müssen unserer Stimme Gehör verschaffen und für die Menschen stimmen, die unsere Hoffnungen und Träume für unsere Kinder am besten vertreten, damit auch sie in Frieden und Wohlstand leben können.

 

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Eelco Hoekstra: Die Zusammenarbeit über Grenzen hinweg ist die beste Option https://www.united-europe.eu/de/2019/06/eelco-hoekstra-die-zusammenarbeit-ueber-grenzen-hinweg-ist-die-beste-option/ Thu, 27 Jun 2019 06:34:32 +0000 https://www.united-europe.eu/?p=14233 Angeregt durch die Artikelreihe „Europa kann es besser“, die von April bis Mai 2019 von United Europe und dem Handelsblatt veröffentlicht wurde, hat die niederländische Zeitung „Het financieele Dagbald“ Meinungen…

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Eelco Hoekstra, CEO Royal Vopak

Angeregt durch die Artikelreihe Europa kann es besser, die von April bis Mai 2019 von United Europe und dem Handelsblatt veröffentlicht wurde, hat die niederländische Zeitung „Het financieele Dagbald“ Meinungen und Visionen von acht niederländischen CEOs für eine gemeinsame und wettbewerbsfähige EU veröffentlicht. Nachfolgend finden Sie den Artikel von Eelco Hoekstra, CEO von Royal Vopak:

Für die Niederlande ist die Europäische Union ein natürliches Projekt, das auf der uralten Erkenntnis aufbaut, dass wir durch die Zusammenarbeit stärker sind und mit einer offenen Wirtschaft besser dran sind. Ein Unternehmen wie Royal Vopak ist ein gutes Beispiel dafür. Unsere Wurzeln liegen im Hafen von Amsterdam, wo sich um 1616 eine Gruppe von Hafenarbeitern im Blauwhoedenveem zusammenschloss, um Schiffe zu entladen und Waren aus aller Welt zu den Lagerhäusern der Händler zu transportieren.

In den letzten 400 Jahren haben sich die Welt und unser Unternehmen dramatisch verändert, aber wir existieren immer noch durch die Gnade offener Märkte und grenzüberschreitender Zusammenarbeit. Als Tanklagerunternehmen erleichtern wir den internationalen Handel mit Produkten, die für unser tägliches Leben lebenswichtig sind. Dabei handelt es sich um chemische Produkte, Ölprodukte, Gase, Speiseöle und Biokraftstoffe, möglicherweise einschließlich Wasserstoff in der Zukunft.

Dank offener Märkte können Verbraucher und Unternehmen darauf vertrauen, dass Produkte rechtzeitig und zu den niedrigsten Kosten verfügbar sind. Sie bietet uns in den Niederlanden und den Menschen in anderen Teilen der Welt Arbeitsplätze und Wirtschaftswachstum.

Die Europäische Union ist daher von unschätzbarem Wert für Unternehmen, niederländische Arbeitnehmer und die Gesellschaft. Als Verfechter offener Märkte, weniger Handelsbarrieren und gleicher Wettbewerbsbedingungen für große und kleine Unternehmen in der Welt hat Europa Wohlstand und Wettbewerbsfähigkeit gebracht – und damit eine stärkere Position in der Welt, Stabilität und Frieden. Darüber hinaus sind der Klimawandel, der Energiewandel, saubere Luft, Cybersicherheit, Einwanderung und Ernährung für eine wachsende Weltbevölkerung keine nationalen, sondern internationale Herausforderungen. Wir können sie nur durch internationale Zusammenarbeit wirksam bekämpfen. Auch hier ist die Europäische Union, deren Kurs das Europäische Parlament mitentscheidet, von entscheidender Bedeutung.

Die Europäische Union steht für Offenheit und Dialog, Sicherheit und Recht. Diese sind nicht selbstverständlich. Nur durch eine enge Zusammenarbeit können die europäischen Länder auf dem Weltmarkt konkurrieren, den Protektionismus bekämpfen und unseren Wohlstand, unser Wohlergehen und unsere Sicherheit garantieren.

Deshalb sollten wir die europäische Zusammenarbeit nicht schwächen, sondern stärken. Indem wir die Errungenschaften schätzen und wo nötig an Verbesserungen arbeiten, tun wir uns und unseren Kindern einen großen Dienst. Ich hoffe, dass wir alle weiterhin darauf vertrauen, dass die grenzüberschreitende Zusammenarbeit uns letztendlich am meisten bringen wird. Im Laufe der Jahrhunderte haben wir gelernt, dass dies die beste Option ist.

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Jean-François van Boxmeer: Wenn wir unsere Rolle in der Welt behaupten wollen, müssen wir jetzt in Europa investieren. https://www.united-europe.eu/de/2019/05/jean-francois-van-boxmeer-wenn-wir-unsere-rolle-in-der-welt-behaupten-wollen-muessen-wir-jetzt-in-europa-investieren/ Thu, 30 May 2019 11:52:31 +0000 https://www.united-europe.eu/?p=14153 Ich verstehe mich als europäischer Bürger. So war meine Wiege in Belgien. Unmittelbar nach meinem Studium begann ich bei Heineken in den Niederlanden zu arbeiten. Um die eigene Umgebung wirklich…

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Jean-François van Boxmeer, CEO Heineken

Ich verstehe mich als europäischer Bürger. So war meine Wiege in Belgien. Unmittelbar nach meinem Studium begann ich bei Heineken in den Niederlanden zu arbeiten. Um die eigene Umgebung wirklich kennenzulernen, ist es sinnvoll, von Zeit zu Zeit in einer völlig anderen Umgebung zu sein. Nachdem ich einen großen Teil meines Lebens in Afrika gelebt und gearbeitet habe und Heineken nun weltweit vertreten kann, habe ich mehr denn je schätzen gelernt, was wir alle in Europa aufgebaut haben. Auch die Art und Weise, wie wir in Europa Geschäfte machen. Dabei geht es um mehr als nur um die Leistung für den Aktionär. Wir investieren auch ineinander und in die Zukunft.

Dieser integrative Ansatz ist auch erforderlich, um künftige Herausforderungen in den Bereichen Klima, Handel, Geopolitik, Ressourcenknappheit, aber auch sozioökonomische Entwicklungen wie Digitalisierung, demografischer Wandel, Gesundheit und die zunehmende Konzentration auf den Einzelnen anzugehen. Diese Fragen sind überall, aber die Antworten, die die führenden Politiker der Welt ihnen derzeit geben, üben Druck auf die Art und Weise aus, wie wir leben und Geschäfte machen. Wir haben jetzt die Wahl: Übernehmen wir die Führung in der Europäischen Union, indem wir konstruktive Antworten geben, oder folgen wir der Agenda anderer? Einige Politiker wollen, dass wir glauben, dass wir uns hinter den Deichen verstecken müssen”.

Genau hier kommt der neu gewählten Europäischen Kommission und einem neuen Europäischen Parlament eine wichtige Rolle zu. Gemeinsam mit anderen Vertretern europäischer Unternehmen habe ich dies kürzlich gefordert. Mehr als 50 Vorstandsmitglieder großer europäischer Unternehmen, die im European Round Table of Industrialists (ERT) organisiert sind, engagieren sich für ein stärkeres, offenes und wettbewerbsfähiges Europa.

Schließlich kann ein starkes und geeintes Europa diese Herausforderungen für uns bewältigen. Und ob es nun der Unternehmer, Arbeitnehmer oder Bürger ist: Die EU ist gut für uns.

Einige Politiker wollen, dass wir glauben, dass wir uns hinter den Deichen mit ein paar alten Gulden in unseren Händen verstecken müssen. Aber “mehr Nationalismus” ist in allen Fällen eine schlechtere Antwort als “mehr Zusammenarbeit und ein stärkeres Europa”. Deshalb plädiere ich zusammen mit meinen ERT-Kollegen für eine starke europäische Agenda, in der ich drei wichtige Grundsätze für zentral halte:

Erstens, lasst uns gut für die Menschen sein und in die Bürger investieren. Eine starke europäische Wirtschaft ist direkt mit einer starken sozialen Entwicklung und einem Wohlbefinden verbunden. Unsere Schulen und Universitäten müssen unsere Kinder heute auf die Fähigkeiten von übermorgen vorbereiten. Unsere Politik muss auf den Dialog ausgerichtet sein, und unser Unternehmen muss den sozioökonomischen Beitrag nachhaltig steigern.

Lassen Sie uns gut für unsere Umwelt sein, indem wir auch in sie investieren. Auf diese Weise haben wir keine Zeit zu verlieren, was den Energiewandel und die Klimaagenda betrifft. Europa hat Ambitionen, und das hat seinen Preis. Das hat Folgen für unsere Wettbewerbsposition, aber das kann durch die Klärung von Märkten und Regeln gelöst werden.

Drittens, lassen Sie uns in den fairen Handel investieren. Der globale Wettbewerb erfordert gleiche Wettbewerbsbedingungen, in denen ein fairer Handel gewährleistet ist. Wir müssen unsere Wettbewerbsfähigkeit stärken, indem wir die europäischen Vorschriften entsprechend anpassen, den fairen Handel innerhalb der WTO aktiv verfolgen und die europäischen Wettbewerbsregeln aktualisieren.

Die EU und ihre Mitgliedstaaten müssen diese Aufgabe erfüllen. Aber seine Lasten kommen zu uns als Bürger, die sich in unseren lokalen Gemeinschaften versammelt haben. Die Gefahr der Globalisierung und Europäisierung besteht darin, dass wir unseren lokalen Gemeinschaften nicht genügend Aufmerksamkeit schenken. Es sind genau diese Gemeinschaften, die uns das Gefühl der Sicherheit geben und in denen wir unsere eigene Kultur leben. Das ist nicht Sache der EU, sondern wir müssen daran arbeiten.

Ich bin mir sicher, dass wir alle die Arbeit gemeinsam erledigen können. Schließlich hat Europa eine unternehmerische und frei denkende Bevölkerung, und wir legen immer die Messlatte für uns selbst höher. Es ist nun an der Politik, die Voraussetzungen für diesen Erfolg zukunftssicher zu machen.

Jean-François van Boxmeer ist CEO von Heineken.

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Angelika Gifford: Vertrautheit, aber kein Vertrauen: Die Jugend fordert Europa heraus https://www.united-europe.eu/de/2019/05/angelika-gifford-vertrautheit-aber-kein-vertrauen-die-jugend-fordert-europa-heraus/ Thu, 23 May 2019 18:43:05 +0000 https://www.united-europe.eu/?p=14096 „Junge Leute machen sich keinen Kopf um das Friedensprojekt Europa, sondern nehmen die Vorteile der Staatengemeinschaft lässig zur Kenntnis”, schreibt Angelika Gifford, Mitglied in verschiedenen Aufsichtsräten, in unserer Artikelserie „Europa…

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Angelika Gifford, Aufsichtsrätin, ©Gert Krautbauer fur Pro7Sat1

Junge Leute machen sich keinen Kopf um das Friedensprojekt Europa, sondern nehmen die Vorteile der Staatengemeinschaft lässig zur Kenntnis”, schreibt Angelika Gifford, Mitglied in verschiedenen Aufsichtsräten, in unserer Artikelserie „Europa kann es besser. Wie unser Kontinent zu neuer Stärke findet. Ein Weckruf der Wirtschaft“, die vom Handelsblatt und United Europe initiiert wurde. „Doch den Institutionen geben sie keine guten Noten. Ein Veränderungsprozess muss her. Sonst verliert die EU ihre wichtigste Wählerschaft.”

Flughafen Charles-de-Gaulle, die Maschine aus München landet pünktlich, an Bord unsere Patchwork-Familie. Mit der amerikanischen Tochter und dem deutschen Sohn möchten wir eine Woche in Paris verbringen. Die Tochter wühlt ganz automatisch im Rucksack nach ihrem blauen Pass: in Erwartung einer langen Schlange vor einem gestressten Zollbeamten. Was sie denn damit wolle, fragt ihr kleiner deutscher Bruder verdutzt: „Wir sind doch in der EU“.

Wie die meisten in seiner Generation nimmt er die Errungenschaften der Europäischen Union und der Euro-Zone als Selbstverständlichkeit wahr. Grenzkontrollen zwischen Frankreich und Deutschland hat er nie erlebt, niemals mit Francs, Peseten, Lira oder Mark bezahlt. Und dass es bis vor kurzem hohe Roaming-Gebühren gab, wenn man im Ausland mobil telefonieren wollte, hat er auch schon wieder vergessen. Den Grundgedanken des „Friedensprojekts Europa“ aber kennt er nur aus dem Geschichtsunterricht. Auch der kalte Krieg ist eine dunkle, weit entfernte Epoche.

Die Vertrauensfrage
Die grenzenlose Reisefreiheit innerhalb Europas ist für die junge Generation heute ebenso selbstverständlich wie ein Erasmus-Jahr in Schweden oder die Jobsuche quer über den Kontinent. Eine politische Idee hat das Leben von Menschen in ein paar Jahrzehnten verändert. Doch ist das tragfähig, um diese Idee für die Zukunft zu erhalten? Wenn doch gleichzeitig das Vertrauen in die politischen Institutionen schwindet, gerade in die europäischen? Wenn vor allem junge Leute sich von der Politik nicht gehört und nicht ernst genommen fühlen?

Von Wirtschaftsunternehmen, wie ich sie als Mitglied in Führungsgremien und Aufsichtsräten erlebe, wird stets „disruptive change“ erwartet, eine sprunghafte Veränderung und sofortige Anpassung an neue Bedingungen, neue Märkte und Technologien. Natürlich: Politische Institutionen müssen vor allem stabil und wehrhaft sein. Und die Europäischen Verträge anzufassen, ist mühsam und langwierig. Außerdem sind die (bald nur noch) 27 EU-Staaten sehr verschieden und unterschiedlich groß, was eine Einigung auf eine Reform der Institutionen regelmäßig erschwert.

Aber auch hier ist nun die Zeit für einen Veränderungsprozess gekommen. Dabei geht es nicht unbedingt um „mehr Europa“, sondern um „mehr Vertrauen“. Betroffene zu Beteiligten machen, meine persönliche Grundregel für jeden klugen Transformationsprozess, sollte auch in Europa funktionieren.

Ausbleibende Konsequenzen
Bei der Abstimmung über den EU-Austritt in Großbritannien ging es ja gerade um die Vertrauensfrage. Ihren eigenen, fast tausend Jahre alten Institutionen vertrauen die Briten, auch wenn jeder, der derzeit Parlamentsfernsehen aus London schaut, darüber den Kopf schütteln möchte. Der EU vertrauen sie überwiegend nicht – vielleicht zu unrecht und befeuert von einer teils tendenziösen Darstellung europäischer Politik durch ihre eigene Politiker oder Presseorgane.

Trotzdem: Hätten die EU-Politiker und Regierungschefs daraus nicht schnellsten Konsequenzen ziehen müssen, zum Wohle künftiger Generationen? Ein Weißbuch mit Szenarien für etwas mehr oder etwas weniger Europa, wie der scheidende Kommissionspräsident es vorgelegt hat, reicht da nicht. Und auch die sehr vage „Erklärung von Rom“, die nun schon wieder zwei Jahre zurückliegt, dürfte die jungen Leute kaum überzeugt haben – trotz des Pomps drumherum.

Natürlich kann man es sich leicht machen und auf das Desinteresse der jungen Generation verweisen – auch beim Brexit-Referendum 2016: Die jungen Briten zeigten sich zwar überwiegend europafreundlich, sie blieben der Wahl jedoch zu einem großen Teil fern. Nur etwas über die Hälfte der 18 bis 24jährigen beteiligte sich an der Abstimmung über ihre Zukunft.
Mir zeigt das: Es ist nicht gelungen, sie anzusprechen. Eine stete Erinnerung an die Errungenschaften der Vergangenheit kann ein hochkomplexes Konstrukt wie die EU auf Dauer nicht am Leben halten. Ohne neue Ideen für die Zukunft wird der europäische Gedanke veröden. Das fehlende Engagement der jungen Generation wird für die EU im nächsten Jahrzehnt wahrscheinlich die größte Herausforderung und die gravierendste Gefahr sein.

Gefühlte Europäer
Es gibt auch gute Nachrichten. Die letzte Studie „Junges Europa“ der TUI Stiftung scheint anzudeuten, dass wir im Zeitraum von 2017/18 ein kleines Comeback Europas verzeichnen konnten. Die Stiftung befragte junge Europäer zwischen 16 und 26 Jahren in allen EU-Mitgliedsländern. 71 (Vorjahr: 61) Prozent der Befragten sagten, sie würden bei einem gedachten Referendum für den Verbleib ihres Landes in der EU stimmen. 66 (58) Prozent der jungen Menschen sehen sich heute nicht mehr ausschließlich als Bürger ihres Heimatlandes, sondern auch als Europäer. Aber, wie befürchtet: Nur 33 Prozent vertrauen den EU-Institutionen wie der Europäischen Kommission und dem Europa-Parlament. Und nicht einmal jeder Fünfte ist der Meinung, dass das politische System im seinem jeweiligen Land so funktioniert, wie es sollte.

Die Verunglimpfung der EU als Beamtenburg wird nicht aufhören – schon wegen der wachsenden populistischen Strömungen überall in Europa. Zu praktisch ist es für eine bestimmte Sorte Politiker, mit dem Fingerzeig nach Brüssel und Straßburg von eigenen Versäumnissen abzulenken. Menschen mit Behörden, Richtlinien, Verträgen und Ausschüssen zu begeistern, ist ohnehin schwierig. Eher funktionieren dürfte es mit: Klimapolitik, ökologischer Landwirtschaft, Daten- und Verbraucherschutz, Steuergerechtigkeit, gesundem Wettbewerb, strenger Bankenaufsicht.

Es gibt ja viele Positiv-Beispiele über die EU zu erzählen, zum Beispiel aus dem Bereich Tourismus. Wenn sich heute viele über günstige Flugtickets freuen: Die EU hat das billige Fliegen durch die Liberalisierung des Luftverkehrs ab 1987 möglich gemacht. Gleichzeitig stärkte sie Sicherheitsstandards und die gesetzliche Krankenversicherung schützt Reisende EU-weit. Touristische Reiseziele und Kulturdenkmäler werden oft mit EU-Mitteln erhalten. Gemeinsam kämpfen die EU-Mitgliedsländer gegen den Terrorismus, der gerade Reisenden manchmal Angst macht.

Zusammenhalt durch Tourismus
Die Unternehmen der Tourismusbranche sind prädestiniert dafür, die europäische Idee weiter populär zu machen; und sie nehmen das ernst. Denn letztlich sind es die persönlichen Bande zwischen Menschen aus verschiedenen europäischen Nationen, die Verständigung und Toleranz ermöglichen. Ohne die rege Reisetätigkeit zwischen dem Norden und Süden Europas in den sechziger und siebziger Jahren ist die europäische Einigungsgeschichte schwer vorstellbar.

Ab 2008, nach der Finanz- und Wirtschaftskrise, war der Tourismus in Südeuropa die zentrale Säule der Konjunktur: die Investitionen der Tourismusunternehmen in Hotels und Infrastruktur, die Jobs und Ausbildungsplätze gerade für die vielen arbeitslosen Jugendlichen. Im Tourismus sind die formalen Einstiegshürden gering und die Entwicklungsperspektiven sehr gut. Der Transfer von Bildung, Wohlstand, Umwelt- und Sozialstandards durch den Tourismus sorgt dafür, dass sich die Lebensverhältnisse in den Ländern Nordeuropas und Südeuropas immer mehr annähern. Und eben auch die Menschen: Es waren die persönlichen Kontakte zwischen deutschen Urlaubern und griechischen Gastgebern, die dazu beitrugen, dass die deutsch-griechische Freundschaft nie ernsthaft gefährdet war.

Keiner wird erstaunt sein, wenn ein Tourismuskonzern und seine Führung glühende Europäer sind. Denn auch mit Blick auf die Entwicklungen in der Welt gilt es, Europa stark zu machen. Alte Gewissheiten verschwinden. Das transatlantische Bündnis gerät aus dem Fokus – nicht erst seit Trump. Das Kraftzentrum der Weltwirtschaft verschiebt sich nach Asien. Keines der 28 Länder der Europäischen Union wird zur Mitte des Jahrhunderts für sich alleine mit den großen Volkswirtschaften der Welt mithalten können.

Die Unternehmensberatung PWC beschrieb den Bedeutungsverlust in ihrer Studie „The World in 2050“. Danach wird Deutschland in gut dreißig Jahren als einziges EU-Land noch in der Liga der zehn größten Volkswirtschaften weltweit mitspielen, und zwar auf Platz neun hinter Newcomern wie Indonesien oder Mexiko. Es ist eine völlige Verirrung, in solch einem Umfeld das Heil in der Wiederkehr zum überschaubaren Nationalstaat zu suchen. Und doch ist dies in Großbritannien geschehen.

Aus der Komfortzone
Die EU-Mitglieder müssen jetzt handeln, den Veränderungsprozess beginnen. Nicht allein mit Argumentationsleitfäden zu den Errungenschaften der EU, nicht mit weiteren Kommissionen, wo kluge Leute darüber beraten, wie wir leben wollen. Sondern mit einer echten Neuorganisation und neuer Motivation für die Bürger und ihre gewählten Vertreter. Wenn wir die Jugend für Europa begeistern wollen, müssen wir uns ihren Fragen stellen und die Komfortzone verlassen.

Es gibt auf diesem Gebiet viele renommierte Juristen mit weitreichenden Vorschlägen. Längst könnten wir europäischen Parteiprogrammen nach einem europäischen Wahlrecht unsere Stimme geben. Mit strikter Geltung des Subsidiaritätsprinzips könnte die Akzeptanz der EU zurück gewonnen werden. Eine europäische Verfassung könnte die Gewaltenteilung endlich sauber regeln. Der Europäische Rat, der aus den Regierungschefs aller Mitgliedsländer besteht, könnte in eine zweite Kammer des Parlaments umgewandelt werden, ähnlich dem Bundesrat.

Transparenter Lobbyismus
Und finden wir nicht alle, dass 30.000 Lobbyisten in Brüssel zu viel sind? Lobbyismus ist zwar nicht per se schlecht, sondern ein legitimes Mittel im politischen Willensbildungsprozess. Aber er muss transparent ablaufen und darf kein Eigenleben entwickeln. Sonst wenden sich die Bürger ab, gerade die jungen Leute, die sich gegenüber diesem Apparat besonders hilflos fühlen. Selbst Instrumente wie die „Europäische Bürgerinitiative“, ein Vehikel der direkten Demokratie, für die Jugend wie gemacht, wird häufig für die Zwecke von Lobbyisten missbraucht. Das muss verhindert werden.

Klar ist: Die Beharrungstendenzen und Widerstände werden gewaltig sein. Doch das darf uns nicht hindern. Die EU war immer ein Ort, die unterschiedlichen Interessen der Länder in eingespielten Verfahren zu einem Kompromiss zu führen. Darin lag ihre Stärke. An diese sollte sie nun anknüpfen.

Die Artikelreihe „Europa kann es besser“ erscheint bis zur Europawahl im Handelsblatt auf Deutsch und in Deutsch und Englisch auf Handelsblatt Online und der Website von United Europe. Die Texte sind auch in einem Buch zusammengefasst, das am 15. April 2019 im Herder-Verlag erschienen ist. Weitere Informationen über das Buch finden Sie hier.

Über Angelika Gifford
Angelika Gifford ist Mitglied im Aufsichtsrat der TUI AG, Hannover, der ProSiebenSat.1 Media SE in Unterföhring und der Rothschild & Co., Paris. Themen wie Digitalisierung und IT sowie neue Vertriebs- und Geschäftsmodelle bilden den Schwerpunkt ihrer Arbeit. Bis Ende 2018 war Gifford Geschäftsführerin der Hewlett-Packard Deutschland GmbH (HP) in Böblingen und verantwortete den Bereich Software und Digitalisierung für den deutschsprachigen Raum. Zudem leitete sie die Integration der Software Sparte in die neue Konzernstruktur der Micro Focus Ltd. mit Sitz in London. Vor ihrem Wechsel zu HP war Gifford in diversen Führungspositionen bei Microsoft im In- und Ausland tätig. So leitete sie zum Beispiel den Bereich Informations- und Datensicherheit für Europa, den Mittleren Osten und Afrika. Außerdem betreute sie als Mitglied der Geschäftsleitung von Microsoft Deutschland die Kundengruppe „Öffentliche Hand“. Angelika Gifford wurde 2009 durch eine unabhängige Jury zur Managerin des Jahres gekürt und zählt heute zu den einflussreichsten Managern der Digital-Branche in Deutschland. Als Vorstandmitglied der Atlantik-Brücke setzt Sie sich für den transatlantischen Dialog und Zusammenarbeit ein.

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Simone Menne: Europa bedeutet nicht, die Heimat aufzugeben https://www.united-europe.eu/de/2019/05/simone-menne-europa-bedeutet-nicht-die-heimat-aufzugeben/ Wed, 22 May 2019 16:53:17 +0000 https://www.united-europe.eu/?p=14084 „Das Bild des Sternenkreises von Europa ist das Bild einer Einheit in der Vielfalt – allerdings fehlt ihm die verbindende Mitte“, schreibt Simone Menne, Managerin und Aufsichtsrätin in verschiedenen großen…

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Simone Menne, Managerin und Multi-Aufsichtsrätin

„Das Bild des Sternenkreises von Europa ist das Bild einer Einheit in der Vielfalt – allerdings fehlt ihm die verbindende Mitte“, schreibt Simone Menne, Managerin und Aufsichtsrätin in verschiedenen großen Unternehmen, in unserer Artikelserie „Europa kann es besser. Wie unser Kontinent zu neuer Stärke findet. Ein Weckruf der Wirtschaft“, die vom Handelsblatt und United Europe initiiert wurde. „Dies darf keine Zentraleinheit sein, die versucht Homogenität zu erzeugen. Dieses verbindende Element gilt es zu schaffen und zu vermitteln.“

Vielseitigkeit Europas
Europa ist vielseitig. Es ist eine Geschichte, es ist eine Utopie. Es ist eine großartige Ansammlung von Kulturen, und es ist eine Gemeinschaft, die zusammen mächtig ist und viel erreicht hat und noch erreichen kann.

Dazu sind aber immer wieder nachhaltige Anstrengungen nötig, denn der Zusammenhalt von vielfältigen diversen Völkergruppen ist anspruchsvoller als das Zusammenhalten einer homogenen Masse. Doch es lohnt die Anstrengung. Denn wie auch in Unternehmen bedeutet auch in Kulturen Diversität die Chance, verschiedene Perspektiven zu hören, verschiedene Argumente auszutauschen und daraus dann eine gute Lösung zu entwickeln.

Nationen sind nicht naturgegeben, sie entstehen immer wieder neu und bestätigen sich durch Weiterentwicklung in Übereinstimmung mit allen Mitbürgern. Und dabei ist es nicht nur die politische Verfassung oder die Organisation der Wirtschaft oder Verwaltungsstruktur, die den Zusammenhalt ergibt, sondern auch die Emotionen und Geschichten, die ihre Bewohner teilen. So schildet es die Friedenspreisträgerin des deutschen Buchhandels Aleida Assmann in „Der europäische Traum“. Das Bild des Sternenkreises von Europa ist das Bild einer Einheit in der Vielfalt – allerdings fehlt ihm die verbindende Mitte. Und dies darf keine Zentraleinheit sein, die versucht Homogenität zu erzeugen. Dieses verbindende Element gilt es zu schaffen und zu vermitteln.

Europas Angst
Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambivalenz prägen das heutige gesellschaftliche Umfeld. Viele Bürger Europas sind aus unterschiedlichen Gründen von der Angst getrieben. Das beruht auf sich überlagernden globalen Trends, die komplex und schwer beherrschbar erscheinen. Als da wären der Klimawandel, die rasant voranschreitende Entwicklung von Technologie und künstlicher Intelligenz, globale Migrationsbewegungen, demographische Veränderungen, Angst vor wirtschaftlichen Abschwung und eine mindestens als ungerecht wahrgenommene Verteilung des Vermögens. Angst auch vor dem Verlust der Autonomie, die mühsam nach Jahren der Abhängigkeit von totalitären Systemen erkämpft worden war.
Grundsätzlich lähmt Angst Menschen, da sie den Eindruck haben, nicht mehr das eigene Schicksal kontrollieren zu können. Menschen treibt die Angst vor dem Verlust der eigenen Identität, die Angst vor materiellen Verlusten und die Angst um die eigene Sicherheit. Gleichzeitig gibt es das Phänomen der bedrohten Mehrheiten: jene, die alles haben und deshalb alles fürchten (Ivan Krastev).

Medien und Politik berichten vordringlich von Katastrophen, Unglücken und Bedrohungen, die diese Ängste anfachen oder verstärken. So gibt es nun auch die Angst vor dem sogenannten De-Skilling – ein Schlagwort auf dem Weltwirtschaftsgipfel in Davos – nachdem aufgrund der zunehmenden Ausstattung mit technologischen Hilfsmitteln die Sorge besteht, dass Menschen die Fähigkeit verlieren, selbst Entscheidungen zu treffen oder ohne diese Hilfsmittel ihr Handeln zu steuern.

Und schließlich wird auch das Erfolgsmodell Demokratie und Kapitalismus in Frage gestellt. Clemens Fuest (Fuest, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27. Juli 2018) weist in diesem Zusammenhang auf die Verlagerung der Kräfteverhältnisse nach Asien hin und stellt die Frage, ob ein Modell wie der chinesische Staatskapitalismus besser geeignet sein könnte als die westlichen Marktwirtschaften.

Obwohl rational klar scheint, dass die globalen Probleme auch nur global zu lösen sein, ist die instinktive Reaktion auf Angst und das Gefühl, die eigene Identität zu verlieren, der Wunsch nach einer Festung, die Schutz bietet und sich gegenüber der Außenwelt abschottet. Die Ablehnung gegenüber Fremden und Andersdenkenden hat dabei noch eine zusätzliche Funktion: Sie trägt dazu bei, eine Gruppenidentität aufzubauen. Und ein weiterer Instinkt sucht die Homogenität, denn Stammesgesellschaften konnten in permanenten Bedrohungslagen keine Abweichler dulden. Daraus resultiert bis heute eine instinktive Abneigung gegen Andersdenkende. In Unternehmen wird in Zeiten von Disruption und technologischen Herausforderungen versucht, diese Instinkte zu überwinden; man fördert Diversität, indem Teams aus verschiedenen Geschlechtern, Alters- und Erfahrungsgruppen sowie verschiedenen kulturellen Hintergründen zusammengesetzt werden. Auch die Abschottung innerhalb eines Unternehmens, das Silodenken, stellt eine Gefahr für die Weiterentwicklung des Unternehmens dar, da mehr und mehr ganzheitliches Denken gefragt ist, um den Anforderungen des Wettbewerbs standzuhalten. Dazu kommt, dass auch im Wirtschaftsleben ein rein nationales Wirtschaften im internationalen Wettbewerb nicht mehr vorstellbar ist.

Der Globalisierung im Wirtschaftsleben stehen im sozialen und gesellschaftlichen Leben aber mehr und mehr Spaltung und Inseldenken gegenüber. Auch wenn die Globalisierung im Durchschnitt der Weltbevölkerung zu mehr Wohlstand, Gesundheit und Sicherheit geführt hat, ist die Ungleichheit in der Realität oder zumindest in der Wahrnehmung vieler Menschen gestiegen. Viele Menschen haben das Gefühl des Verlustes von Würde und Identität.

Europas Geschichte
In dieser Gemengelage wird das Erfolgsmodell Europa zusehends in Frage gestellt. Und zwar nicht nur von Teilen der Bevölkerung, die den Verlust von Heimat und damit einen weiteren Verlust von Identität fürchten, sondern auch von Politikern, die in einem Europa der Vielfalt den Verlust ihrer Autonomie und der Macht sehen.

Dabei bieten Gruppen von Andersdenkenden grundsätzlich die Chance, Bestehendes zu hinterfragen und aufgrund neuer Entwicklungen weiterzuentwickeln und Bewährtes aus verschiedenen Kulturen zu prüfen, um daraus neue Ideen zu entwickeln. Kulturen, die keine Impulse von außen erfahren, stagnieren. Dazu müssen allerdings die Voraussetzungen in Form gemeinsamer Werte, eines gemeinsamen Narrativs und einer Identität sowie die Vorstellung des Gemeinwohls geschaffen sein.

Das Narrativ kann und muss aus der gemeinsamen Geschichte Europas entwickelt werden. Dabei müssen die Erfolge wie der jahrzehntelange Frieden in der Region und das allgemeine Wachstum sowie die Offenheit im Umgang miteinander unter anderem in Form des grenzenlosen Reisens und miteinander Lernens und Arbeitens als gemeinsame Erinnerung in die großartige gemeinsame Geschichte eingehen. Es geht darum, dass wir uns gegenseitig die Geschichte erzählen von Zeiten, als wir endlich ohne Grenzen von einem Land in das andere reisen konnten. Von Zeiten, als wir endlich ohne Geld zu wechseln im Nachbarland bezahlen konnten. Von Zeiten, als wir ehemalige Feinde als Freunde begrüßen konnten.

Auch die Erfolge von gelungener Integration von neuen EU-Partnern, aber auch von der gelungenen Integration von Migranten werden nur wenig gewürdigt.
Statt des Stolzes auf diese Erfolge gibt es nun den Stolz auf lokale und nationale Erfolge der Vergangenheit, gepaart mit dem Verdrängen von Fehlleistungen. Solch ein Stolz führt nicht zu einem Gemeinschaftsgefühl, sondern zu fehlendem Nachgeben und zu Unterdrückung Andersdenkender. Europas Geschichte wird zu häufig reduziert auf Regulierung, Bürokratie und auf die Bevormundung aller EU-Länder durch Brüssel. Die Vorteile einer Regulierung, nämlich die Vergrößerung des Marktes für die Marktteilnehmer, die Vermeidung von Missbrauch, die Vereinheitlichung von Regeln, so dass alle Beteiligten wie im Verkehr oder im Sport nach denselben Regeln spielen und sich damit verstehen können, werden kaum erwähnt.

Natürlich ist es wichtig, auch die Versäumnisse europäischer Politik klar zu benennen, um aus den gemachten Fehlern zu lernen.
Da ist zum einen das von Ivan Krastev benannte Nachahmungsgebot. Neue Teilnehmer der Union wurden nicht unbedingt wegen ihrer Vielfalt geschätzt und als weiteres wertvolles Element im Kaleidoskop der Kulturen hinzugefügt. Stattdessen galt es häufig die Werte der bestehenden Mitglieder zu übernehmen. Die Vorgaben in der Finanzkrise, gerade auch von Ländern, die ebenfalls einmal Grenzen nicht eingehalten hatten, wurden in den betroffenen ändern als Bevormundung und Knebel empfunden. In den Ländern die Darlehen gaben, von denen dann teilweise auch Importe aus diesen Ländern bezahlt wurden, wurde suggeriert, man subventioniere. Hier wurde keine Geschichte der Solidarität erzählt, sondern Macht und Herrschaft ausgeübt.

Die Geschichte muss als gemeinsame diverse Geschichte gehört und verstanden werden. Natalie Nougayrède spricht von Erinnerungskomplexes und -blockaden und sagt „solange die Europäer ihre Miteuropäer ausschließlich durch die Linse ihrer eigenen Nationalgeschichte betrachten, wird sich der psychologische Graben zwischen Ost und West sowie zwischen Nord und Süd weiter vertiefen.“

Die gemeinsame Geschichte als solche herzustellen, schafft die Möglichkeit sich auch wieder der gemeinsamen Werte und der Identität als Europäer bewusst zu werden.

Europas Zukunft
Für die Zukunft lernen, heißt aus der Vergangenheit zu lernen. Der Zyklus aus Revolution, Euphorie, Alterung, Verhärtung und wachsender Unzufriedenheit über bestehende Systeme sieht aus wie eine unendliche Geschichte. Eine tiefere Erklärung für diese zyklischen Wiederholungen liefert der Zweispalt zwischen dem Freiheitsgrad der Intelligenz und den Automatismen des Herdentriebs. Eine totalitäre Gesellschaft ist die natürliche Gesellschaftsform der archaischen Triebe. Solange diese Ebene der menschlichen Psyche dominiert, kann jede Gesellschaft immer wieder in eine totalitäre Form abrutschen. Aber viele Menschen sehnen sich nach einer anderen, freien Gesellschaft, die ihrer kritischen Intelligenz und ihrem freien Willen gerecht wird. Die Demokratie ist eine Gesellschaftsform, die zu dieser höheren Ebene der menschlichen Psyche passt. Eine wirkliche Demokratie verfügt allerdings über keine stabilisierenden Machtstrukturen und ist daher grundsätzlich instabil. In ihrer Sachlichkeit ist sie prinzipiell schwach. So schreibt Gerd Ganteför in „Das Gesetz de Herde“.

Das kritische Denken ist der Feind jeder fundamentalistischen Religion und jeder fundamentalistischen politischen Bewegung, denn es kann unrealistische Utopien und falsche Fakten entlarven sowie Manipulation und Willkür erkennen und bekämpfen. Damit kann das kritische Denken die Demokratie stabilisieren.

Eine Demokratie muss, wenn sie langfristig stabil sein soll, Rücksicht auf menschliche Grundbedürfnisse und Werte nehmen. Dazu gehört auch das Gefühl von Heimat. Ein häufig missbrauchtes Argument ist, dass ein gemeinsames Europa dazu führt, dass Heimat aufgegeben werden muss. Heimat bedeutet Sicherheit, Vertrauen, Verstehen und Vertrautheit. Diese Heimat bleibt aber auch innerhalb Europa erhalten, ich liebe meine Stadt, mein Bundesland und Europa – auch Liebe ist vielfältig.

Eine Demokratie muss die Menschen mit einem Narrativ für die Zukunft ausstatten, welches alle Menschen teilen können. Hier reicht der wirtschaftliche Erfolg, den Europa insgesamt vorzeigen kann, allein nicht aus. Es muss immer auch ein emotionales Element geschaffen werden. Dabei spielt Diversität eine große Rolle und bietet eine Chance insbesondere in der globalen Welt, die vielfältig ist. Die Fähigkeit, sich auf andere Kulturen einzustellen, die nichtsdestotrotz eine gemeinsame Wertegrundlage und Geschichte teilen, hilft, auch die größere Vielfalt in der Welt zu verstehen und damit umzugehen.

Freie Kunst, Kultur, Bildung uns Wissenschaft sind die Grundlagen, die auch für die Zukunft Europas in seiner Vielfalt die wesentlichen Stützen einer kritischen Zivilgesellschaft bilden. Hier kann die Grundlage der gemeinsamen Identität liegen, die analog wie der frühere amerikanische Traum eine Gesellschaft bei aller Diversität verbindet. Francis Fukuyama schreibt in seinem Buch „Identität“ eine Europäische Identität könne es nicht geben. Diese Einschätzung teile ich nicht, denn europäische Geschichte, aber auch die Geschichte anderer Kulturen hat gezeigt, dass neue Entwicklungen auch neue Opportunitäten und Identitäten hervorbringen.

Fazit
• Europa bedeutet nicht eine Bedrohung oder gar den Verlust der Nationalstatten, sondern die Chance ihres Schutzes und die Möglichkeit ihrer Weiterentwicklung (Aleida Assmann)
• Kulturen können sich nur weiter entwickeln, wenn sie von anderen Kulturen lernen, bei Abschottung verkümmern sie.
• Europa heißt Zusammenarbeit, wenn es um die allgemein gültigen Probleme geht, bei gleichzeitiger Autonomie zu lokalen Themen.
• Es gilt eine gemeinsame europäische Identität zu entwickeln, deren gemeinsame Geschichte das Fundament bildet, auf der die bestehenden Werten gemeinsamen Werte aufsetzen und die als Dach eine gemeinsame Utopie bildet, die es erlaubt, Europa in aller Diversität innovativ und demokratisch weiterzuentwickeln, um globale Herausforderungen zu bewältigen.

Die Artikelreihe „Europa kann es besser“ erscheint bis zur Europawahl im Handelsblatt auf Deutsch und in Deutsch und Englisch auf Handelsblatt Online und der Website von United Europe. Die Texte sind auch in einem Buch zusammengefasst, das am 15. April 2019 im Herder-Verlag erschienen ist. Weitere Informationen über das Buch finden Sie hier.

Über Simone Menne
Simone Menne ist in Kiel geboren, wo sie auch Schule und Universität absolvierte. Nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre begann sie ihre Karriere beim amerikanischen Unternehmen ITT und wechselte 1989 zur Deutschen Lufthansa. Nach verschiedenen Positionen im In- und Ausland, darunter als CFO bei British Midland, wurde sie 2012 als CFO der LH Group ernannt. Von 2016 bis 2017 war sie als CFO bei Boehringer Ingelheim tätig. Frau Menne ist Aufsichtsrätin bei BMW, DPDHL, Johnson Controls International und Springer Nature. Sie ist Mitglied der Börsensachverständigenkommission und des DRSC.

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Antti Herlin: Die europäischen Werte sind ein Gütesiegel https://www.united-europe.eu/de/2019/05/die-europaeischen-werte-sind-ein-guetesiegel/ Tue, 21 May 2019 18:10:38 +0000 https://www.united-europe.eu/?p=14073 „Der Charakter der Arbeit erlebt einen großen Wandel, ganz zu schweigen von der demografischen Herausforderung, die Europa noch stärker treffen wird als bisher und eine gut gesteuerte Migration erfordert“, schreibt…

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Antti Herlin, Vorstandsvorsitzender der finnischen KONE Corporation

„Der Charakter der Arbeit erlebt einen großen Wandel, ganz zu schweigen von der demografischen Herausforderung, die Europa noch stärker treffen wird als bisher und eine gut gesteuerte Migration erfordert“, schreibt Antti Herlin, Vorstandsvorsitzender der finnischen KONE Corporation, in unserer Artikelserie „Europa kann es besser. Wie unser Kontinent zu neuer Stärke findet. Ein Weckruf der Wirtschaft“, die vom Handelsblatt und United Europe initiiert wurde. „Diese Probleme müssen natürlich vor Ort angegangen werden, aber es ist die EU und nicht ihre Mitgliedstaaten, die groß genug ist, um globale Lösungen auszuhandeln.“

Die derzeitige EU gründete sich auf den festen Glauben der vom Krieg gebeutelten Generation, dass die europäische Zusammenarbeit und Einheit Feindseligkeiten und einen weiteren ausgewachsenen Krieg in Europa verhindern kann. Ein zweiter Eckpfeiler des Projekts ist die Überzeugung Europas, dass es vereint stärker, besser in der Lage sein kann, sich dem globalen wirtschaftlichen Wettbewerb zu stellen und besser gerüstet ist, um die natürlichen Ressourcen des Planeten zu schützen.

Ein vereintes Europa hat es einer Generation von Europäern ermöglicht, ohne große Kriege zu leben und lange Zeiträume wirtschaftlichen Wohlstands, hohen Sozialschutzes und relativer politischer Stabilität zu genießen. Die europäische Integration öffnete die Märkte der einzelnen Mitgliedstaaten, tat dies jedoch in geordneter Weise unter Beachtung hoher sozialer und ökologischer Grundsätze. Für Unternehmen aus kleineren Mitgliedstaaten ebnete die Union den Weg für die Teilnahme an den Weltmärkten, indem sie einen Rahmen für Handel und Investitionen schuf. Die Werte der EU schufen auch eine zusätzliche Markenstärke für europäische Unternehmen und signalisieren, dass sie der Sicherheit der Arbeitnehmer und Endverbraucher sowie den Menschenrechten, der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit einen hohen Stellenwert beimessen. Das europäische Beispiel der Zusammenarbeit wurde für den wirtschaftlichen Nutzen und die soziale Stabilität bewundert.

Ein gutes Beispiel für die Möglichkeiten, die die europäische Integration bietet, ist die Geschichte von KONE, dem von mir vertretenen Unternehmen. Mitte der 1960er Jahre erkannten weitsichtige Unternehmensführer, dass nationale Grenzen und Beschränkungen für Waren und Dienstleistungen, die über sie hinausgehen, im europäischen Handel an Bedeutung verlieren würden. KONE begann eine entschlossene und beschleunigte Internationalisierung, die sich von Skandinavien aus über ganz Europa erstreckte. Mit einer starken europäischen Basis wurde es dann möglich, in Nordamerika und Asien erfolgreich zu konkurrieren. Heute nimmt KONE die Rolle des Marktführers in China ein, eine seltene Auszeichnung für ein europäisches Unternehmen.

Nach jahrzehntelanger Erfahrung in der Bedienung von Kunden in verschiedenen Märkten auf der ganzen Welt wäre eine Neukonfigurierung der Abläufe zur Anpassung an die Grenzen der einzelnen nationalen Märkte katastrophal in Bezug auf Logistik, Personal, Technologie und die Art und Weise, wie wir unsere Geschäfte betreiben. Die Fähigkeit der Mitarbeiter, sich frei zwischen den EU-Ländern zu bewegen, hat nicht nur zu unserem Wachstum beigetragen, sondern auch zu unserer Effektivität als Serviceorganisation und unserer Fähigkeit, Kunden in verschiedenen Märkten die besten und zuverlässigsten Lösungen für ihre Bedürfnisse anzubieten.

Gleichzeitig reisen unsere Kinder zunehmend, um zu lernen, Sprachen zu lernen und Erfahrungen mit anderen Kulturen zu sammeln. So stolz auf ihr Erbe, wie viele von ihnen es sind, so international ist ihre Weltanschauung tendenziell viel stärker als national. Wie ich sind auch viele von ihnen besorgt über die jüngsten Entwicklungen in der Welt und insbesondere in Europa.
In den letzten zehn Jahren hat eine nationalistische Protestwelle gegen den wahrgenommenen Verlust der Souveränität durch die Entscheidungsbefugnisse einer supranationalen EU zu einem Anstieg der populistischen Bewegungen in fast allen europäischen Ländern geführt.

Am wichtigsten ist, dass es zu Brexit sowie zur Wahl von EU-skeptischen Regierungen in mehreren ost- und südeuropäischen Ländern geführt hat. Die EU selbst trägt einen Teil der Schuld daran, nachdem sie in die Expansion gestürzt war, ohne sicherzustellen, dass alle neuen Mitglieder in das Gesamtkonzept eingewilligt haben. Mängel im Zusammenhang mit der Transparenz und den Auswirkungen der gemeinsamen Währung auf Länder, die normalerweise versucht hätten, ihre Wettbewerbsfähigkeit durch Abwertung zu verbessern, haben dazu geführt, dass viele frühere Anhänger zu Zweiflern oder Befürwortern des Austritts aus der Union wurden.

Das Etikett “Elitismus” lässt sich leicht an eine Organisation anhängen, die von zwei mächtigen Ländern dominiert wird, auch wenn Entscheidungen mit Zustimmung aller getroffen werden.
Wir wissen, was ein Europa der Zusammenarbeit und der gemeinsamen Institutionen heute bedeutet, aber wir können nur erahnen, was eine Rückkehr zu einem Europa der Nationalstaaten, die sich gegenseitig misstrauen, bedeuten würde. Wer würde die Verantwortung übernehmen, wenn die steigende nationalistische Stimmung zu einem großen Krieg führt, in dem es keine EU gibt, die vermitteln oder eingreifen kann?

Die Verteidiger eines friedlichen und wohlhabenden Europas müssen eine Haltung einnehmen und nachdrücklich erklären, warum wir ein geeintes und kollaboratives Europa so sehr wie bisher brauchen. Obwohl wir seit einem dreiviertel Jahrhundert große Kriege vermieden haben, zeigen die jüngsten Erfahrungen auf dem Balkan – oder der noch jüngere Konflikt zwischen Russland und der Ukraine – , wie leicht sie zurückkehren können.

Es gibt noch andere Trends, die gemeinsam verwaltet werden müssen. In erster Linie brauchen wir, dass die EU eine Vorreiterrolle bei der Bekämpfung der globalen Erwärmung übernimmt. Digitalisierung, Robotik und künstliche Intelligenz wirken sich auch auf den globalen wirtschaftlichen Wettbewerb aus und nicht unbedingt zugunsten der europäischen Unternehmen. Der Charakter der Arbeit erlebt einen großen Wandel, ganz zu schweigen von der demografischen Herausforderung, die Europa noch stärker treffen wird als bisher und eine gut gesteuerte Migration erfordert. Diese Probleme müssen natürlich vor Ort angegangen werden, aber es ist die EU und nicht ihre Mitgliedstaaten, die groß genug ist, um globale Lösungen auszuhandeln.

Die Artikelreihe „Europa kann es besser“ erscheint bis zur Europawahl im Handelsblatt auf Deutsch und in Deutsch und Englisch auf Handelsblatt Online und der Website von United Europe. Die Texte sind auch in einem Buch zusammengefasst, das am 15. April 2019 im Herder-Verlag erschienen ist. Weitere Informationen über das Buch finden Sie hier.

Über Antti Herlin
Antti Herlin ist Vorstandsvorsitzender der KONE Corporation, einem der weltweit führenden Hersteller von Aufzügen und Rolltreppen. Darüber hinaus ist er Vorsitzender und Vorstandsmitglied mehrerer privater und öffentlicher Unternehmen sowie Vorsitzender oder Vorstandsmitglied verschiedener gemeinnütziger Stiftungen. Er ist zudem ehemaliger Vorsitzender des Verbandes der Finnischen Industrie (Elinkeinoelämän Keskusliitto EK) sowie der Technology Industries of Finland. Antti Herlin wurde mit mehreren Ehrendoktoraten ausgezeichnet.
Das an der Börse Helsinki notierte Unternehmen KONE gehört seit 1924 zur Familie Herlin. Damals kaufte Antti Herlins Urgroßvater Harald das Unternehmen von Strömberg, das heute zum internationalen ABB-Konzern gehört. 1964 übergab Heikki das Unternehmen an seinen Sohn Pekka Herlin, der KONE bis 2003 als Vorstandsvorsitzender leitete. Pekkas Sohn Antti war von 1996 bis 2006 als CEO tätig.
Heute findet man die Produkte von KONE auf der ganzen Welt, unter anderem am Shanghai Hongqiao International Airport und im Makkah Clock Royal Tower Hotel in Saudi-Arabien. Während seiner Amtszeit als CEO vergrößerte Antti Herlin KONE durch eine Reihe von Akquisitionen und Allianzen. Herlin hält Anteile am finnischen Medienunternehmen Sanoma, zu dem die größte finnische Zeitung Helsingin Sanomat gehört, sowie an Caverion, einem der größten Gebäudetechnikunternehmen in Nordeuropa.

Antti Herlin besitzt eine Farm in Kirkkonummi, wo er Hereford und Aberdeen Angus Rindfleisch züchtet. Er ist verheiratet und Vater von vier Kindern.

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Jürgen Großmann: Europa braucht weniger Alleingänge Deutschlands https://www.united-europe.eu/de/2019/05/europa-braucht-weniger-alleingaenge-deutschlands/ Tue, 21 May 2019 10:57:27 +0000 https://www.united-europe.eu/?p=14063 „Die Effizienz der „alten Welt“ lässt in der heutigen Zeit zu wünschen übrig“, schreibt Dr. Jürgen Großmann, Gründer und Schatzmeister von United Europe e.V., in unserer Artikelserie „Europa kann es…

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Dr. Jürgen Großmann, Unternehmer und Gründer von United Europe

Die Effizienz der „alten Welt“ lässt in der heutigen Zeit zu wünschen übrig“, schreibt Dr. Jürgen Großmann, Gründer und Schatzmeister von United Europe e.V., in unserer Artikelserie „Europa kann es besser. Wie unser Kontinent zu neuer Stärke findet. Ein Weckruf der Wirtschaft“, die vom Handelsblatt und United Europe initiiert wurde. „Deutschland muss in Europa zunächst mal kleine Brötchen backen.“

Das europäische Jahrtausend ist seit einhundert Jahren Geschichte – und das sich daran anschließende amerikanische wohl auch. Längst schickt sich China an, den Platz der USA einzunehmen, Europa befindet sich auf einem langen Bremsweg hin zum endgültigen Stillstand. Hegelianische Träume, wonach der Weltgeist – wenn schon nicht in Deutschland, so doch in Europa – sich endgültig niedergelassen hat, sind ausgeträumt.
Das Ende der Arabellion hat wohl auch den letzten Optimisten Besseres gelehrt: Die Demokratie nach westlichem Vorbild breitet sich mitnichten wie von selbst über den ganzen Erdball aus. Einst war sie die schöne Schwester des Kapitalismus, erfolgreich nicht dank höherer Moral, sondern größerer Effizienz.
Demokratie ist der Markt der politischen Ideen, während der Markt der demokratische Wettbewerb unter den Produkten und Dienstleistungen ist. Das war einmal: Der Markt als Kundenseismograf hat ausgedient, wenn man alle Daten schon besitzt.

Demokratische Willensbildung ist letztlich nur hinderlich, um die schon als richtig erkannte Produktstrategie auch durchzusetzen, so der katalanische Wirtschaftswissenschaftler Xavier Sala i Martín auf dem diesjährigen Weltwirtschaftsforum 2019 in Davos. China zeigt uns, dass man nicht unbedingt die bürgerlichen Freiheiten braucht, um zu gedeihen.
Der Staatskapitalismus baut eine Magnetschwebebahn, während im Land ihrer Erfinder die Bauvoranfrage ruht. Die autokratische Türkei weiht den größten Flughafen im eurasischen Raum ein, gleichzeitig parken in der Planungsruine BER die aus dem Verkauf gemobbten Diesel-PKW.

Wen wundert’s, dass Europa nicht mehr sexy ist, sondern jetzt wohl wirklich „die Alte Welt“ – nur dass der Begriff nichts mehr hat vom früheren Stolz. Was bleibt vom europäischen Jahrtausend? Hose, Jacket, Hemd und (manchmal noch) Krawatte, die haben fast überall auf der Welt die einheimische Kleidung verdrängt; Parlamentarismus, Gewaltenteilung und die Freiheit des Individuums sind hingegen keine Exportschlager mehr.

Außerhalb Europas scheint all das, was uns wertvoll ist, kaum noch Strahlkraft zu besitzen, und dies fängt an, auf Europa zurückzufallen. Wir sind nicht mehr das große Vorbild für andere Staaten und Gesellschaften, und schon fangen wir an, auch selbst an uns zu zweifeln. Der Brexit hat uns vieles gelehrt, nicht zuletzt den Vorteil der repräsentativen Demokratie gegenüber dem Plebiszit.

Aber auch, wie leicht eine Bevölkerung bereit ist, ein gemeinsames Europa in die Tonne zu treten, zugunsten nebulöser Versprechungen über die Rückkehr zu einstiger Glorie. Wenn man so will, kam der Brexit zur rechten Zeit, um uns zu zeigen, wie dünn die Humusschicht ist, auf der die europäische Pflanze gedeiht.

Um Europa effektiver zu machen, gibt es unzählige konkrete Projekte, die schon längst hätten umgesetzt werden müssen: von der gemeinsamen Steuerpolitik, einer gesamteuropäischen Militärstrategie bis hin zur bis dato aussichtslos erscheinenden gemeinsamen Migrationspolitik.

Wider alle Vernunft
All das aufzuzählen, was konkret getan werden muss, damit Europa auch in Zukunft ein halbwegs ernst zu nehmender Partner in der Welt bleibt, füllte Bände, aber … Und hier kommt ein sehr, sehr großes ABER, es nützte nichts, selbst wenn all diese Vorhaben gelängen: Denn es sind letztlich die Menschen, die in diesem Europa leben, welche darüber entscheiden, was aus uns wird.

Und so absurd es auch ist, der Brexit ist kein Beweis für das Scheitern Europas, sondern für seine Großartigkeit. Wo sonst wohl würde eine Regierung wider alle Vernunft und eigene Einsicht den Willen der Mehrheit des Volkes umsetzen, nur weil es der Wille des Volkes ist?
So wie der Mensch das einzige Tier ist, das seinem Leben selbstbestimmt ein Ende setzen kann, so ist die Demokratie die einzige Regierungsform, die aus sich heraus sehenden Auges in ihr Elend rennen kann.

Das ist im Ergebnis oft bedauerlich, von dem zugrunde liegenden Gedanken jedoch eine der großartigsten Errungenschaften des menschlichen Zusammenlebens und … unser gemeinsames europäisches Erbe, auf das wir stolz sein dürfen. Wenn die Europäer es aber nicht schaffen, die Bürger dafür wieder zu begeistern, dann hülfe es auch nicht, wenn Siemens und Alstom ihre Zugsparten zusammenlegen dürften.

Alles ist vergebens, wenn in Polen, das wie kaum ein anderes Land Osteuropas wirtschaftlich von der EU profitiert, die Wähler europafeindliche Parteien wählen; das Gleiche gilt für Ungarn, Frankreich, und sogar für Deutschland, wenn auch noch nicht in dem Maße. Jeder Euro zur Rettung der maroden italienischen Staatsfinanzen ist herausgeworfenes Geld, wenn die italienischen Wähler einen Haufen Irre in die Regierung hieven.

Man möchte sich dem alten Vorurteil anschließen, dass der Mensch nichts so sehr hasst wie die Hand, die ihn füttert. In einer kürzlich veröffentlichten Studie zur Europaverdrossenheit hat Andrés Rodríguez-Pose von der London School of Economics eine Europakarte der Unzufriedenheit gezeichnet.

Diese entsteht nicht in den ärmsten Ecken Europas, sondern in den deindustrialisierten Regionen, deren Einwohner vergangener Größe und Bedeutung nachtrauern. Dieses Gefühl wird auch nicht durch soziale Wohltaten gelindert: An der Urne rächen sich die „Stehengelassenen“ der globalen Produktionsverschiebung.

Wer früher bei Nokia Handys zusammengebaut hat, muss heute als Kurierfahrer die Smartphones von Samsung ausliefern – da macht die Psyche nicht mit. Wenn sogar ganze Regionen deindustrialisiert werden wie Südostsachsen, dann fehlt nur noch die bedingungslose Grundsicherung – als endgültige Abwrackprämie gesellschaftlicher Teilhabe.
Gelingt es uns nicht, dort durch wirtschaftliche Revitalisierung die Stimmen der Bürger zu gewinnen, nützt die Macron’sche Transferunion auch nichts mehr. It’s the economy, stupid! Schon, doch „monokausal“ hat selten recht. Auch das Bewusstsein, in einem gemeinsamen Europa zu leben, ist rückläufig. Die Europäer haben sich untereinander entfremdet, man trifft sich nicht mehr.

Vorbei die Zeiten, da noch deutsche Schützenvereine in die französische Partnerstadt reisten, da Schüler ein Jahr in einem anderen europäischen Land verbrachten, statt durch Australien zu trampen. Es sind diese scheinbaren Nebensächlichkeiten, die uns zeigen, dass Europa nicht mehr an erster Stelle steht.

Bei Youtube gibt es ein Video, in dem 10.000 Japaner Beethovens „Ode an die Freude singen“ – auf Deutsch! (Es klingt vielleicht seltsam, aber auch deshalb ist das Freihandelsabkommen EPA so geräuschlos zustande gekommen.) Warum kann man es sich nicht mal vorstellen, dass auch nur 1000 Briten oder 100 Griechen die Europahymne auf Deutsch singen oder Deutsche auf Rumänisch, wenn das Land den Ratsvorsitz der EU hat.

Es gibt einen Europatag, den 9. Mai, er ist jedoch nur im Kosovo und ab 2019 in Luxemburg gesetzlicher Feiertag. In Deutschland führten im Jahr 2018 die norddeutschen Länder den Reformationstag als gesetzlichen Feiertag ein, und das Land Berlin – wer sonst keine Sorgen hat – den alten sozialistischen Frauentag. Nationale Engstirnigkeit, wohin man blickt. Wir waren schon mal weiter.

Die Einführung der gemeinsamen Währung und das Schengen-Abkommen haben 350 Millionen Einwohnern der Eurozone den Fortschritt im Einigungsprozess direkt vor Augen geführt. Seitdem fehlt ein entsprechend großes Gemeinschaftsprojekt, das den europäischen Gedanken in den Alltag der Bürger implementiert.

Stattdessen übt sich der selbsternannte Musterschüler Deutschland in Alleingängen: Ausstieg aus der Atomenergie, nun auch aus der Kohle, demnächst aus dem Verbrennungsmotor – alles im Bewusstsein des moralisch-ökologisch höherstehenden Bescheidwissertums. Ungeachtet dessen, ob diese Entscheidungen richtig waren, so sind sie doch in zweierlei Hinsicht falsch bis kurzsichtig.

Falsch sind sie vor allem, weil man keinen der anderen Partner in diese einsamen Beschlüsse miteinbezogen hat. Vieles, was in Osteuropa und im Süden an europäischen Ressentiments entstand, ist im Grunde Widerstand gegen die deutsche Überheblichkeit. Das Gute daran: Wir können es selbst ändern.

Statt im Angesicht des ruhenden Windrades den bösen Atomstrom aus Frankreich zu importieren und aussortierten Euro-V-Diesel in Polen zu entsorgen, wäre eine europäische Abstimmung über eine gemeinsame Energie- und Klimapolitik geboten. Kurzsichtig an den deutschen Alleingängen war und ist die simple Tatsache, dass man volkswirtschaftliche Großinvestitionen nicht beliebig oft tätigen kann.

Ein Flickenteppich aus Funklöchern
Lieber hunderttausend funktionierende Taschenlampen als zehn staatlich geförderte Leuchttürme! Die immensen finanziellen Mittel, die eine Energiewende erfordert, vom Netzausbau bis zur Speicherung, kann man – so viel ist sicher –, woanders nicht mehr ausgeben.
Und dieses nicht besonders exotische Land „Woanders“ liegt direkt vor unserer Haustür: kaputte Straßen und Brücken, marode öffentliche Gebäude, kollabierende Eisenbahn, Großprojekte, für deren Fertigstellung ein Menschenleben nicht reicht. Und das sind jetzt nur die guten alten analogen Aufgaben, die darauf warten, gelöst und bezahlt zu werden.

Wer hört noch einem Politiker zu, der zum x-ten Mal von Digitalisierung schwafelt, wenn er selber täglich über einen Flickenteppich aus Funklöchern zur Arbeit fährt und vor seinem Haus seit Monaten die losen Enden der Glasfaserkabel traurig aus den Erdlöchern lugen. Will sagen: Deutschland hat allen Grund, auf der europäischen Bühne kleine Brötchen zu backen.
Statt sich in Selbstgefälligkeit als der einzige Anwalt des menschlichen Abendlandes zu suhlen, könnte man ja mal fragen, wie Estland es schafft, seine Bevölkerung mit schnellem Internet zu versorgen, bevor Huawei den Deutschen zeigt, wo China den Most holt. Und da sind wir wieder am Anfang unserer Geschichte.

Europa, dieser Wurmfortsatz am westlichen Rand Asiens, ist ein ungeheuer reiches Land an Kultur, Wohlstand und gemeinsamer Geschichte. Das Leidliche am Reichtum ist, dass es zumeist schwerer ist, ihn zu sichern, als ihn zu erwerben. Und genau dort steht Europa heute. Der Status quo an gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und vor allem demokratischen Errungenschaften ist fragil.

Das Nachkriegseuropa ist ein weltgeschichtliches Wunder, für das man danken sollte, in Demut vor dem Erreichten! Am besten, indem man eigene Freiheiten auf eine gesunde wirtschaftliche Basis stellt, sonst drohen sie mit dieser zu verschwinden, bevor der 30-millionste Rentner 63-jährig den Uraltrechner mit toter Software ein allerletztes Mal zuklappt.

Dafür kann auch die deutsche Politik eine Menge tun:
• weniger Alleingänge Deutschlands gegenüber seinen europäischen Nachbarn, wenn es um weit in die Zukunft hineinreichende Entscheidungen geht
• europaeinheitliche Bedingungen für Unternehmen hinsichtlich Besteuerung, Subvention, Ansiedelungspolitik
• gezielte Zuwanderungspolitik auch nach wirtschaftlichen Interessen
• Förderung von Studenten in MINT-Fächern
• Nutzung der Bildungsressourcen einkommensschwacher Schichten
• die Koppelung des Renteneintrittsalters an die Lebenserwartung.
Vielleicht schaffen wir es dann sogar, den innerdeutschen „Wertegraben“ zuzuschütten. (80 Prozent der Westdeutschen halten die Demokratie für die beste aller Regierungsformen, jedoch nur 50 Prozent der Ostdeutschen.) Wir haben allen Grund, in Europa kleine Brötchen zu backen, fangen wir also zügig damit an.

Die Artikelreihe „Europa kann es besser“ erscheint bis zur Europawahl im Handelsblatt auf Deutsch und in Deutsch und Englisch auf Handelsblatt Online und der Website von United Europe. Die Texte sind auch in einem Buch zusammengefasst, das am 15. April 2019 im Herder-Verlag erschienen ist. Weitere Informationen über das Buch finden Sie hier.

Über Dr. Jürgen Großmann:
Dr. Jürgen Großmann ist ein deutscher Unternehmer und Industrieller, der sein Berufsleben in der Stahlindustrie zugebracht hat. Von 2007 bis 2012 war er Vorstandsvorsitzender der RWE AG, einem der großen fünf europäischen Energieversorger.
Im Jahr 2013 gründete er gemeinsam mit dem früheren österreichischen Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel die Initiative United Europe. Im zivilgesellschaftlichen Bereich ist er zudem als einer der Initiatoren der ALS Initiative in Zusammenarbeit mit der Berliner Charitè tätig.
Großmann, 1952 geboren in Mülheim an der Ruhr, studierte nach seinem Abitur 1970 an der TU Clausthal für Eisenhüttenkunde, in Göttingen und Freiburg und absolvierte an der Purdue University West-Lafayette, Indiana, einen Master of Science in Industrial Administration. 1977 schloss er sein Studium in Clausthal mit einem Diplom-Ingenieur in Eisenhüttenkunde ab. 1980 promovierte er an der TU Berlin.
Von 1980 bis 1993 arbeitete er im Konzern der Klöckner-Werke AG, zuerst als Vorstandsassistent, dann als Geschäftsführer verschiedener Tochtergesellschaften. 1993 übernahm er aus der Insolvenz heraus die Georgsmarienhütte, die er im folgenden Jahrzehnt zu einer Gruppe mit über 30 Gesellschaften, mehreren Milliarden Euro Umsatz und derzeit 7.000 Beschäftigten ausbaute.
In den letzten 15 Jahren übte Großmann Aufsichtsrats-, Beirats- und Kuratoriumsmandate aus, u.a. bei Volkswagen AG, Deutsche Post AG, Deutsche Bahn AG, Messer Group, Tognum, Ardex GmbH, ASL Aircraft Service Lemwerder, British American Tobacco Germany, JPMorgan Chase International Council.
Derzeit ist er Vorsitzender des Aufsichtsrates der SURTECO SE, Kuratoriumsvorsitzender der RAG-Stiftung, Mitglied des Aufsichtsrats von Hanover Acceptances Ltd. London und Mitglied im The Holdingham International Advisory Board, London.
Er ist u.a. Träger des Niedersachsenpreises 2001, des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse, des großen Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich, des Vernon A. Walters Award der Atlantik-Brücke und des American Council of Germany und der Karmasch-Denkmünze der Leibniz Universität Hannover. Er ist mit der Musikverlegerin Dagmar Sikorski verheiratet und hat drei erwachsene Kinder.

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Johannes Teyssen: Brief an einen Europaskeptiker https://www.united-europe.eu/de/2019/05/johannes-teyssen-brief-an-einen-europaskeptiker/ Mon, 20 May 2019 13:58:44 +0000 https://www.united-europe.eu/?p=14055 Lieber Europaskeptiker, lassen Sie uns über Europa sprechen! Sie winken ab? Sie sind gar nicht gegen Europa, nur europa-müde? Das überrascht mich nicht. Sie bedauern, leider eine höchst reizbare Allergie…

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Dr. Johannes Teyssen, CEO von E.ON SE

Lieber Europaskeptiker,

lassen Sie uns über Europa sprechen! Sie winken ab? Sie sind gar nicht gegen Europa, nur europa-müde? Das überrascht mich nicht. Sie bedauern, leider eine höchst reizbare Allergie gegen pathetische Sonntagsreden und wohlfeile Belehrungen entwickelt zu haben? Das habe ich auch. Sie wollen nichts mehr hören über Quoten, Verbote und Grenzwerte? Ich kann Sie verstehen. Sie haben es aufgegeben, dem Rosenkrieg zwischen der EU und Großbritannien in jedem Winkelzug zu folgen? Wer nicht.

Und dennoch: Wir müssen über Europa reden! Denn, ob wir wollen oder nicht, Europa ist und bleibt unsere einzige Chance, uns in der ungemütlichen Welt des 21. Jahrhunderts zu behaupten. Bei allem verständlichen Wunsch nach der kleinen, überschaubaren und sicheren Heimat, die Wahrheit ist: Das allein trägt uns nicht in eine gute Zukunft. Wir müssen über Europa reden, denn Europas Zukunft ist unsicherer, als viele glauben. Mit Großbritannien bricht ein starker Pfeiler der Gemeinschaft weg. Das ist gemessen an der Wirtschaftskraft so, als würden die 19 wirtschaftlich kleinsten Länder in der Union alle auf einmal gehen. Ein tiefer und schmerzhafter Einschnitt.

Aber nicht nur im Vereinigten Königreich, auch in anderen Mitgliedsländern gewinnen Europaverächter an Boden. Es ist aber nicht das größte Problem Europas, dass es so viel Europa-Gegner gibt. Das größte Problem Europas ist vielmehr, dass es so wenig Europa-Freunde gibt, die das auch laut sagen und danach handeln. Weil sie wissen, wie sehr wir die EU heute brauchen und in Zukunft noch mehr brauchen werden, um so zu leben, wie wir es als Europäer für selbstverständlich halten – in Frieden und Wohlstand.

Schauen wir einmal nicht, wie so oft in letzter Zeit, nach Westen, über den Kanal, sondern nach Osten, über die alte Systemgrenze hinweg nach Osteuropa. Denn dort sehen wir, zu welchen großartigen Leistungen wir in Europa auch heute noch imstande sind. Mit den beiden Wellen der Osterweiterung der EU 2004 und 2007 sind die Länder Ost- und Mitteleuropas dort wieder angekommen, wo sie immer waren und hingehören: in der Mitte Europas. Eine Befreiung aus Diktatur und externer Abhängigkeit, mit der eine Erfolgsgeschichte begann, die das Leben der Menschen dort verbessert und auch ganz Europa bereichert hat. Die Wirtschaft wächst im Osten anhaltend stärker als im Westen. Der Aufschwung kommt zunehmend auch bei den Menschen an. Zwar sind die Löhne noch niedriger als im Westen, steigen aber überall in der Region stark. Zugleich ist die Arbeitslosigkeit deutlich gesunken. Die Arbeitslosenquoten in Tschechien, Polen oder Ungarn gehören mittlerweile zu den niedrigsten in Europa. Inzwischen macht sich Fachkräftemangel bemerkbar. Was für eine Leistung dieser Länder mitten in Europa!

Wir bei E.ON sind stolz darauf, Teil dieser Erfolgsgeschichte zu sein. Die Wurzeln unserer Aktivitäten in Rumänien, der Slowakei, Tschechien und Ungarn reichen bis weit in das letzte Jahrhundert. In diesen Ländern versorgen wir 7,8 Millionen Kunden mit Energie. Wir verfügen dort über Strom- und Gasnetze mit einer Länge von insgesamt 315.000 km – achtmal rund um die Erde. Mit der geplanten Übernahme von innogy werden wir unsere Aktivitäten in Osteuropa deutlich verstärken und auf weitere Länder der Region ausweiten. Den beeindruckenden Weg dieser Länder zu Demokratie, wirtschaftlichem Aufschwung und einem wiedergewonnen europäischen Selbstverständnis haben wir aus der Nähe begleitet und nach Kräften unterstützt. Aus eigenem Erleben kennen wir die Erfolge auf diesem Weg wie ebenso auch die inneren Spannungen, die dabei fast unvermeidlich auftreten. Bei mir ist aus vielen Begegnungen in Osteuropa eine große persönliche Sympathie für diese Region und ihre großzügigen, pragmatischen und auf ihre eigenen Leistungen zu Recht stolzen Menschen entstanden. Die europäische Idee lebt und sie verdient es, dass wir uns überall in Europa dafür einsetzen.

Im Westen Europas werden manche der osteuropäischen Mitglieder der EU als äußerst selbstbewusst oder, weniger diplomatisch gesagt, als sperrig wahrgenommen. Diskurslinien über Migration, Rechtstaatsverständnis oder über das Verhältnis zu Rußland laufen nicht selten in Ost-West-Richtung. So entsteht für manche ein Bild Osteuropas aus Verschlossenheit, Nationalismus und Illiberalität. Diese Sichtweise ignoriert nicht nur die erheblichen Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern der Region. Sondern auch die gewaltige Leistung der Menschen dort. Sie haben allen Grund, stolz zu sein auf die demokratischen Gemeinwesen, die sie nach langer Unterdrückung aufgebaut haben. Und alles Recht, auf dem Boden der europäischen Wertegemeinschaft ihren eigenen Weg zu gehen. Wer will den Menschen in Osteuropa angesichts ihrer geschichtlichen Erfahrungen ernsthaft verdenken, dass sie auf Bevormundungsversuche sensibel reagieren. Man muss nicht jede politische Entwicklung in Osteuropa verteidigen, um einen respektvollen Umgang mit dieser Kernregion Europas zu erwarten. Der alte Westen Europas täte gut daran, sich tatsächlich Mühe zu geben, die östlichen Nachbarn und ihre spezifische, historisch geprägte Situation besser verstehen und respektieren zu lernen.

Und schließlich: Was die Europäer im Osten beschäftigt, bewegt auch die Europäer im Westen. Viele fragen sich: Wie können wir ein weltoffenes Europa sein und zugleich die vielfältigen Eigenheiten unserer Länder erhalten? Wenn dabei aus patriotischer Heimatliebe rigider Nationalismus wird, so ist das keine Spezialität einiger osteuropäischer Länder. Der bulgarische Politikwissenschaftler Ivan Krastev schreibt: „Die Spaltung zwischen dem Westen und dem Osten Europas in den Einstellungen zu Diversität und Migration hat große Ähnlichkeit mit der Spaltung zwischen den kosmopolitischen Großstädten und ländlichen Gegenden innerhalb der westlichen Gesellschaften.“ (Europadämmerung 2017). Ein hochmütiger Blick von West nach Ost verbietet sich also. Die Gelbwesten marschieren nicht in Prag oder Bukarest. Der Brexit findet nicht in Polen oder Ungarn statt. In ganz Europa hat sich ein Gefühl der Entwurzelung und Verunsicherung ausgebreitet, das die Gemeinschaft spaltet, ja: sie zu zerreissen droht. Europa als Elitenprojekt funktioniert nicht!

Was ich in den osteuropäischen Ländern, bei Begegnungen mit den Menschen dort, immer wieder erlebe, ist ein lebendig gebliebenes Gefühl für die Vielfalt kulturellen Herkommens. Für die Rolle und die Chancen von Diversität. Dass man manches, aber nicht alles vereinheitlichen muss. Das ist ein ureuropäischer Gedanke. Vielfalt ist eine Stärke Europas – gerade heute. Denn die Welt ist wieder in eine Phase eingetreten, in der Technologie die künftige globale Verteilung von Prosperität und die relative Wettbewerbsfähigkeit der Weltregionen entscheidend bestimmt. Ähnlich dem Industrialisierungswettlauf im 19. Jahrhundert. Aber diesmal hängt Europa zurück. Wir müssen aufholen. Dabei wäre es naiv zu glauben, Silicon Valley könne einfach kopiert werden – es ist zu einer bestimmten Zeit unter ganz spezifischen Bedingungen entstanden, die nicht reproduziert werden können. Die Grundbedingungen für eine entfesselte Innovationsdynamik kann aber nicht nur Silicon Valley bieten: Innovationen entstehen dort, wo sich Menschen mit den unterschiedlichsten persönlichen, kulturellen und professionellen Hintergründen frei und offen austauschen können. Das können wir in Europa – und vielleicht sogar besser als andere. Produktive Diversität ist eine traditionelle Stärke Europas, die allerdings etwas aus dem Blick geraten ist.

Natürlich gibt es wichtige Bereiche, wo wir in Europa einheitliche Rahmenbedingungen brauchen, in der Energie etwa, im Klimaschutz oder der Telekommunikation. Natürlich sind der Europäische Binnenmarkt und eine gemeinsame Währung große Vorteile für Bürger und Unternehmen. Darin allein kann aber eine gute Zukunft Europas nicht liegen. Große Teile der Bürger wollen eine Einigung Europas allein aus ökonomischen Gründen oder Sachzwängen ohnehin nicht mitgehen. Nötig ist deshalb eine Rückbesinnung auf die Vielfalt Europas. Wenn wir nicht wie die USA und schon gar nicht wie China werden können und es schon gar nicht wollen, dann sollten wir wieder europäischer werden. Und das heißt: Vielfalt zulassen und deren Produktivität nutzen. Auf dem Boden seiner gemeinsamen Werte braucht Europa mehr Subsidiarität in den Entscheidungsprozessen, mehr Raum für die Vielfalt regionaler und kultureller Identitäten, mehr attraktive Lebenschancen gerade in ländlichen Gebieten. Europa muss wieder Schutzraum – nicht Bedrohung – für das Recht seiner Bürger sein, so zu leben, wie sie es wollen.

Lieber Europaskeptiker,

lassen Sie uns also über Europa sprechen! Über das Europa, das Sie, den Skeptiker, braucht: Ihre kritisch-konstruktive Haltung, Ihr Engagement und Ihre Stimme bei der Europawahl! Gerade in einer Zeit, in der – mit Bertrand Russell gesagt – „die Narren so selbstsicher sind und die Gescheiten so voller Zweifel.“

Ihr Johannes Teyssen

Der Text ist Teil der Artikelserie „Europa kann es besser. Wie unser Kontinent zu neuer Stärke findet. Ein Weckruf der Wirtschaft“, die vom Handelsblatt und United Europe initiiert wurde. Die Serie erscheint bis zur Europawahl im Handelsblatt auf Deutsch und in Deutsch und Englisch auf Handelsblatt Online und der Website von United Europe. Die Texte sind auch in einem Buch zusammengefasst, das am 15. April 2019 im Herder-Verlag erschienen ist. Weitere Informationen über das Buch finden Sie hier.


Über Dr. Johannes Teyssen:

Johannes Teyssen, geboren am 9. Oktober 1959 in Hildesheim, studierte in Freiburg, Göttingen und Boston Rechts- und Volkswirtschaftslehre. Nach dem Studium war er einige Jahre an der Universität Göttingen tätig und promovierte als Jurist.
Seine Laufbahn bei E.ON begann 1989 beim Vorgängerunternehmen VEBA in der Stromerzeugung in Hannover mit verschiedenen Führungsaufgaben zuerst im Rechtsbereich und später im Großkundenvertrieb. Von 1998 bis 2001 führte er ein Beteiligungsunternehmen des Konzerns im Bereich der Distribution und des Vertriebs von Strom und Erdgas mit rund einer Million Kunden in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Von 2001 bis 2006 war er dann in der Leitung der zentralen Managementgesellschaft des E.ON-Konzerns in München für alle stromwirtschaftlichen Aktivitäten von der Großerzeugung über Transportnetze bis hin zum Downstreamgeschäft in Deutschland und Zentral- und Osteuropa zuständig; zuerst als Finanzvorstand und dann als Vorstandsvorsitzender.
2004 trat Johannes Teyssen zusätzlich in den Vorstand der E.ON SE in Düsseldorf ein und verantwortete die Steuerung aller kunden- und marktbezogenen Themen. Von 2008 bis 2010 war er dann als stellvertretender Vorsitzender des Vorstands für das Management aller laufenden operativen Geschäfte des Gesamtkonzerns verantwortlich.
Seit 2010 ist Johannes Teyssen Vorstandsvorsitzender der E.ON SE. In dieser Funktion verantwortet er die Bereiche Strategie & Unternehmensentwicklung, Personal, Kommunikation & Öffentlichkeitsarbeit, Recht & Compliance, Revision sowie die Beteiligungsaktivitäten in der Türkei.
Johannes Teyssen hat in den letzten Jahren führende Aufgaben in diversen Verbänden wahrgenommen – unter anderem als Präsident des europäischen Spitzenverbandes der Stromwirtschaft Eurelectric (von 2013 bis 2015) sowie als für Europa verantwortlicher Vice Chair des World Energy Councils (von 2006 bis 2012) – und ist Mitglied des Präsidiums des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (seit 2010). Er ist seit Juni 2017 Mitglied im Aktionärsausschuss der Nord Stream AG.

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